Kaly Sène erlebt gegen St.Gallen ein grosses Spiel. Und die Ostschweizer sind nach einem Zwischenhoch längst wieder in der Krise.
Als die Grasshoppers die Bühne der Super League nach zweijähriger Abwesenheit in diesem Sommer wieder betraten, bauten sie ihren Ligarekord weiter aus. Mit einer Niederlage gegen Basel und einem 0:0 bei den Young Boys blieben sie in den ersten beiden Partien sieglos und erhöhten damit ihre unrühmliche Marke aus der Abstiegssaison für Spiele ohne Sieg in Folge auf 23. Doch dann begann der Rekordmeister zu gewinnen.
Nach 16 Partien steht er bei fünf Siegen und sechs Unentschieden und hat sich im Mittelfeld der Liga etabliert. GC überzeugt nicht jede Woche, was die Niederlagen zuletzt gegen Lugano und Servette zeigen. Das 4:0 am Sonntag in St. Gallen ist jedoch ein weiterer Beleg dafür, dass die Equipe von Giorgio Contini mittlerweile in der höchsten Spielklasse angekommen und gefestigt ist.
Freilich wurde das klare Resultat im Kybunpark dadurch begünstigt, was in der 18. Minute passierte. Nach der Roten Karte gegen FCSG-Innenverteidiger Basil Stillhart übernahmen die Grasshoppers die Kontrolle und konnten das personelle Übergewicht nur wenig später in ein erstes Tor ummünzen. Kaly Sène verwertete eine Vorlage von Allan Arigoni. Doch dass GC mittlerweile meist als funktionierende Einheit auftritt, hat nicht nur mit Schiedsrichterentscheidungen und gegnerischen Platzverweisen zu tun, sondern auch mit klugen Retuschen im Kader.
Zeidlers Eindimensionalität
Zu Beginn der Saison war Leonardo Campana im Sturm gesetzt, am Sonntag kommt der Ecuadorianer nach einer guten Stunde von der Bank und sorgt für frischen Wind. Weil Contini in der Offensive mittlerweile weitere Optionen hat. Léo Bonatini, der Anfang Saison noch mit einem Meniskusriss ausfiel, aber allen voran Kaly Sène.
Der Senegalese traf Ende August in Niederhasli ein, nachdem er sich beim FC Basel keinen Platz im Kader hatte erkämpfen können. Und mittlerweile ist der 20-Jährige bester Skorer bei den Grasshoppers mit acht Saisontoren. Gegen St. Gallen gelang dem ehemaligen Junior von Juventus Turin mit drei Treffern der erste Hattrick, und vorab sein zweiter Streich versetzte die Anwesenden ins Staunen, als er nach einer Vorlage von Bendeguz Bolla mit einem spektakulären Seitfallzieher reüssierte. Die St. Galler bekamen Sène, der vom FCB bis im Sommer an GC ausgeliehen ist, nie in den Griff. Wobei dieser sich nicht in den Mittelpunkt stellen mochte. Er meinte nach dem Spiel gegenüber Blue: «Wir funktionieren gut als Kollektiv, das macht es für die Stürmer einfacher, und ich hoffe, es geht so weiter.»
Doch ungeachtet der starken Leistung des Stürmers warf die Mannschaft von Peter Zeidler einmal mehr Fragen auf. Nicht zum ersten Mal fiel sie nach einem frühen Platzverweis komplett auseinander. Nach den Siegen gegen die Young Boys (3:1) und Basel (1:0) schien die Zuversicht in der Ostschweiz zurück, und man sah sich trotz zuvor schwierigen Wochen auf dem richtigen Weg. Nun, nach drei Niederlagen in Folge, ist der FC St. Gallen wieder in den Niederungen der Tabelle angekommen. Und es ist nur der gleichzeitigen Baisse Luzerns zu verdanken, dass der FCSG nicht ganz unten angekommen ist.
Es sei halt schwierig, zu zehnt gegen elf spielen zu müssen, meinte Zeidler am Sonntag. Doch die inkonstanten und bisweilen trostlosen Auftritte der St. Gallen legen die Vermutung nahe, dass die Probleme tiefer liegen als bei einer Roten Karte.