Nach mehr als zwei Monaten Pause startet die Super League am Wochenende zum zweiten Teil der Meisterschaft. Im Fokus steht das Rennen um die Europacup-Plätze mit Basel und Zürich in wichtigen Rollen.
Der Verlockung, alles auf den Kopf zu stellen, widerstanden die Klubs in der aussergewöhnlich langen Pause mitten in der Saison. Die meisten Kader sind noch genauso aufgestellt wie Mitte November, als sich die Super League in die WM-Pause verabschiedet hat. Selbst in der unteren Tabellenregion versucht man sein Glück in der zweiten Saisonphase, die bis Pfingstmontag 20 Runden umfasst, nochmals mit fast demselben Personal.
Die wichtigsten Veränderungen der letzten Wochen sind rasch zusammengefasst: Schlusslicht FC Zürich holte zwei junge Stürmer für endlich mehr Tore, Sion ersetzte auf der Trainerbank Paolo Tramezzani durch Fabio Celestini für mehr Konstanz, und der FC St. Gallen bezahlte seine gute Aufbauarbeit mit dem Weggang des von Salzburg seit Sommer ausgeliehenen jungen Aussenverteidigers Daouda Guindo. Dass der Transfermarkt in der Schweiz doch noch Schwung aufnimmt, ist nicht ausgeschlossen. YBs Topstürmer Jean-Pierre Nsame soll etwa auf der Einkaufsliste von Sampdoria Genua stehen. In Basel und in Zürich stehen Spieler zum Verkauf bereit.
Die bisherigen Mutationen haben die Kräfteverhältnisse nicht entscheidend verändert. Zumindest hat sich keine Mannschaft personell in Position gebracht, um zum grossen Angriff auf die Young Boys anzusetzen. Die Berner scheinen mit ihren zehn Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Servette unantastbar, auch weil sich aus dem Pulk der Konkurrenten keiner deutlich hervorhebt. Einmal mehr ist die Spannung in anderen Tabellenregionen zu suchen.
YB und der andere Champion
Keiner der Verfolger von YB hat eine Kampferklärung Richtung Bern gesendet. Servettes Coach Alain Geiger gab einen Platz in den Top 3 und den Cupsieg als Ziel aus. Insgeheim schielen die Genfer aber auf den 2. Platz, der in dieser Saison (wie der Meistertitel) in die Qualifikation für die Champions League führt. Platz 3 und 4 berechtigen zur Qualifikationsphase der Conference League. Der Cupsieger steht in den Playoffs zur Europa League und damit – gleich wie auch der Meister – mit Sicherheit schon in der Europacup-Gruppenphase.
Das Rennen um die Europacup-Plätze dürfte die kommenden Monate bestimmen. Der Zweite Servette und der Achte Sion sind nur durch fünf Punkte getrennt. Und selbst der Meister Zürich könnte sich wieder in der vorderen Tabellenhälfte zurückmelden, wenn die neu verpflichteten Daniel Afriyie und Roko Simic oder der aus der U21 beförderte Junior Calixte Ligue für die Tore sorgen, die dem FCZ im Herbst so oft gefehlt haben.
Basler Fragezeichen
Wie gut die Winterpause genutzt wurde, wird sich weisen. Der Tenor ist bei den Mannschaften der gleiche wie immer nach Trainingslagern: Gute Stimmung, viel gearbeitet und grosser Optimismus. Alle Teams verbrachten mindestens eine Woche in Spanien oder Portugal, tankten Sonne an den iberischen Küsten und bestritten Testpartien mit beschränktem Aussagewert. Mit Ausnahme des FC Luzern, der mit seinem Chaos auf der Führungsetage für die Unterhaltung der Winterpause sorgte, konnten alle Klubs mehr oder weniger in Ruhe arbeiten. Selbst Celestini hatte viel Zeit und zwei Trainingslager, um den FC Sion und Mario Balotelli kennenzulernen.
Der Grat zwischen einer erfolgreichen und einer misslungenen Saison ist derzeit für alle Teams hinter den Young Boys schmal. Der grösste Druck lastet aber vorerst auf dem FC Basel, der derzeit sportlich und finanziell angeschlagen ist. Die Winterpause gab keinen Hinweis auf ein anstehendes Aufbäumen des früheren Serienmeisters. Er blieb in seinen vier Testspielen ohne Sieg. Die Möglichkeit, den Eindruck der letzten Monate zu korrigieren, hat er in nächster Zeit zuhauf. Als einziges Schweizer Team stehen die Basler in der Liga, im Cup und in der Conference League im Einsatz. Der Beginn der anspruchsvollen Wochen erfolgt am Sonntagnachmittag in St. Gallen.
Kommt es zum grossen Abstiegskampf?
Der tief gefallene Meister FC Zürich sorgte unter Trainer Bo Henriksen schon im letzten Jahr mit deutlichen Aufwärtstendenzen für etwas Entlastung. Nun muss er sich die Tabelle hoch arbeiten. Gelingt ihm das, könnten die derzeitigen Europacup-Anwärter bald mal in den Abstiegskampf geraten. Einer allerdings mit Sicherheitsnetz: Weil die Liga auf die nächste Saison hin um zwei Plätze aufgestockt wird, gibt es keinen direkten Absteiger. Der Letzte der Super League darf im kommenden Juni in einer Barrage gegen den Dritten der Challenge League um den Klassenerhalt spielen.
Die Spiele zum Auftakt der zweiten Phase:
17. Runde. Samstag, 21. Januar: Luzern – Zürich (18.00), Grasshoppers – Young Boys (20.30). – Sonntag, 22. Januar: Sion – Lugano (14.15), St. Gallen – Basel, Winterthur – Servette (beide 16.30).
1. Young Boys 35. 2. Servette 25. 3. St. Gallen 24. 4. Lugano 23. 5. Basel 21. 6. Luzern 20. 7. Grasshoppers 20. 8. Sion 20. 9. Winterthur 16. 10. Zürich 12.