Mit «Eiger» bringt das Theater Biel Solothurn ein Bergsteigerdrama auf die Bühne. Das Haus hat es sich zur Aufgabe gemacht, zeitgenössische Opern zu produzieren und so die Vielfalt dieser Sparte aufzuzeigen.
Die Vorlage bietet ein bis heute unvergessener Durchsteigungsversuch der Eigernordwand im Jahr 1936, der für die beiden Deutschen Andreas Hinterstoisser und Toni Kurz sowie die beiden Österreicher Edi Rainer und Willi Angerer tödlich endet.
Der Stoff ist vielschichtig, denn die Eigernordwand ist zu jener Zeit nicht nur Bühne persönlicher Dramen, sondern auch Projektionsfläche politischer Systeme und Arena massenmedial geschürter Sensationslüsternheit.
Die beiden Zweierseilschaften steigen zunächst als Konkurrenten um den Erstdurchstieg in die wegen ihrer Stein- und Eisschläge sowie rascher Wetterumschwünge berüchtigte 1800 Meter hohe Nordwand des Eigers.
Die «Wand» gilt als eines der «letzten Probleme der Alpen», die gelöst werden wollen. Ein Erfolg, den sich das Naziregime nur zu gerne auf die eigene Fahne heften würde. Gross ist auch das Interesse der Medien, die von der Kleinen Scheidegg aus mit Feldstechern das Geschehen verfolgen und ihre Depeschen um die ganze Welt jagen. Liveticker, würde man das wohl heute nennen.
Hinterstoisser und Kurz gelingt eine spektakuläre Querung in der Wand. Sie lassen die beiden Konkurrenten das von ihnen gezogene Fixseil nutzen und ziehen dieses danach ab. Ein fataler Irrtum, wie sich wenig später herausstellen wird. Denn vom Pech verfolgt schliessen sich die vier zusammen und müssen den Rückzug antreten.
Beim Quergang sitzen sie wenige hundert Meter von ihren Rettern entfernt fest. Einer nach dem anderen kommt ums Leben. Am Ende bleibt noch Toni Kurz übrig, der sich fast bis zu den Rettern abseilen kann, aber dann an einem Knoten im Seil hängen bleibt. Auch ihn verlassen die Kräfte.
Ausdrucksstarkes Team
Mit Tim Krohn hat ein Autor das Libretto geschrieben, der für seine kraftvolle Sprache bekannt ist. Für Komponist Fabian Müller ist die Oper als passionierter Bergsteiger eine Herzensangelegenheit, wie er in einer Einführung zum Stück sagt.
Tim Krohn verleiht den Protagonisten die Kraft, die sich auf dramatische Weise in der Musik widerspiegelt und Fabian Müller Inspirationsquelle war: «Es ist über weite Strecken eine dramatische Musik, in der sich die ganze Palette widerspiegelt, vom anfänglichen Enthusiasmus, von Übermut und Hoffnung zur allmählichen Ernüchterung und zu der sich mehr und mehr abzeichnenden Tragödie mit dem unglaublichen Überlebenskampf von Toni Kurz am Ende», wird Müller in einer Mitteilung des Hauses zitiert.
All dies verlangt den Sängerinnen und Sängern nicht nur schauspielerische und gesangliche Höchstleistungen ab, sondern auch ein gewisses Mass an Sportlichkeit. Für die Opernproduktion wurde eigens ein Kletterexperte engagiert, um für Sicherheit, aber auch Authentizität zu sorgen.
Mit der Uraufführung von «Eiger» will Theater Orchester Biel Solothurn neue Wege gehen und etwas wagen, wie das Haus schreibt. Premiere feiert das Stück am 17. Dezember in Biel und am 22. Januar in Solothurn. Auswärtsvorstellungen finden nächstes Jahr in Burgdorf, Schaffhausen und Olten statt.
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