Deutschland kann an der Heim-EM mit einem Sieg gegen Ungarn am Mittwoch einen Schritt Richtung Achtelfinals machen. An der Umsetzung dieses ersten Ziels gibt es im Land des Gastgebers kaum Zweifel.
Gäbe es eine Blaupause für ein Eröffnungsspiel, sie würde wohl ziemlich genau so aussehen wie dieses 5:1 Deutschlands gegen Schottland am Freitagabend. Viele Tore, ein deutliches Resultat, euphorisierte Fans und schottische Supporter, die trotz des misslungenen Starts ins Turnier feiern und singen, als hätte ihr Team mehr sein können als ein willkommener Sparringpartner.
Der erste Schritt zum Sommermärchen 2.0, von dem ganz Fussball-Deutschland in leicht verklärter Erinnerung an die Heim-WM 2006 träumt – er wurde souverän genommen. Am Mittwoch (18.00 Uhr) ist die DFB-Auswahl zum zweiten Mal im Einsatz. Diesmal in Stuttgart gegen Ungarn, das sich gegen die Schweiz überraschend harmlos und phasenweise unorganisiert präsentiert hat.
Entsprechend spricht aus deutscher Sicht kaum etwas dagegen, dass auf das erste Schaulaufen ein zweites folgen könnte – ausser Thomas Müller und sein Blick in die Vergangenheit. Am späten Freitagabend sagte der Offensivspieler, der eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie gegen Schottland eingewechselt wurde, im Bauch des Münchner Stadions: «Egal, wie du das erste Spiel gespielt hast, im zweiten kommt wieder ein Gegner und macht dir das Leben schwer.»
Der 34-Jährige ist ein Urgestein der deutschen Nationalmannschaft. Gegen die Schotten kam Müller zu seinem 130. Einsatz für Deutschland. Er hat viel erlebt und weiss deshalb auch, dass ein Auftaktsieg mit vier Toren Differenz keine Garantie dafür ist, dass es im gleichen Stil weitergeht. An der WM 2010 verlor Deutschland 0:1 gegen Serbien, nachdem Australien 4:0 weggefegt worden war, 2014, auf dem Weg zum vierten Weltmeistertitel, folgte auf ein 4:0 gegen Portugal ein leicht ernüchterndes 2:2 gegen Ghana.
«Dadurch, dass du das erste Spiel gewonnen hast, bist du noch im Turnier, nachdem du das zweite verloren hast. Das ist der Unterschied», sagt Müller in Erinnerung an die letzten verkorksten Turniere und grinst in seiner gewohnt verschmitzten Art. Dass er bei seinem nächsten Auftritt auf dem Podium wirklich eine Niederlage wird erklären müssen, glaubt er dabei kaum.
Kroatien unter Zugzwang
Zum Auftakt des Spieltags stehen sich am Mittwoch mit Kroatien und Albanien zwei Teams der Gruppe B gegenüber, denen der Start ins EM-Turnier misslungen ist. Die Albaner verewigten sich mit dem schnellsten Treffer der EM-Historie durch Nedim Bajrami nach 23 Sekunden gegen Italien in den Geschichtsbüchern, am Ende setzte sich der favorisierte Titelverteidiger aber doch 2:1 durch. Und die Kroaten konnten den Fokus beim 0:3 gegen Spanien schon zur Pause auf kommende Aufgaben richten. Das Team um den alternden Superstar Luka Modric ist gegen die Aussenseiter vom Balkan unter Zugzwang, soll die Qualifikation für die Achtelfinals nicht in Gefahr geraten.