Motorrad Tom Lüthi ist aber sofort ein ehemaliger Rennfahrer

sda

14.11.2021 - 18:11

Tom Lüthi winkt auf der Ehrenrunde nach seinem letzten Rennen ins Publikum und sagt Ciao
Tom Lüthi winkt auf der Ehrenrunde nach seinem letzten Rennen ins Publikum und sagt Ciao
Keystone

Tom Lüthis Abschied vom Rennsport erfolgte in Valencia zwar nicht auf dem Podium und durch die ganz grosse Türe. Doch der 12. Rang sorgte für ein stimmiges Karrierenende des Berners.

Keystone-SDA, sda

Als Tom Lüthi auf dem Circuit Ricardo Tormo in die Boxengasse einbog und sich der Teambox näherte, war endgültig kein Halten mehr. Seine Freundin Noëlle Dettwiler, sein Manager Daniel Epp, alle Teammitglieder sowie ganz viele weitere seiner langjährigen Weggefährten und Freunde hatten sich vor der Einfahrt versammelt, um dem nun ehemaligen Rennfahrer einen denkwürdigen Empfang zu bereiten.

Lüthi, mit einer Schweizer Flagge umhüllt, war vom Moto2-Rennen und auch der lang anhaltenden Standing Ovation nicht weniger euphorisch gestimmt. Kaum hatte er sein Motorrad inmitten der Menschenmenge gestoppt, gab er – natürlich bei voll gedrückter Vorderbremse – immer und immer wieder Gas. Unter lauter werdendem Gejohle liess Lüthi das Hinterrad wohl an die 30 Sekunden durchdrehen, bis er im Pulk und im Rauch des sich auflösenden Reifens fast nicht mehr zu sehen war.

In den Punkten – und gesund

Nach vielen Umarmungen hier und unzähligen Schulterklopfern da begab sich Lüthi in die Garage, wo er sich ausgepumpt in seinen Sessel fallen liess und endlich auch den Helm abstreifen konnte. Umringt von der Mechaniker-Crew, aber auch von Kameraleuten, Fotografen und Journalisten, war das übliche kurze Debriefing nach dem Rennen jedoch nicht möglich. Und schliesslich auch gar nicht mehr nötig, war doch der 318. Grand Prix zugleich Lüthis letzter.

Bald darauf hatten sich auch die Eltern Silvia und Hansueli Lüthi, die das Rennen nicht im Fahrerlager, sondern auf einer nahen Tribüne verfolgt hatten, den Weg zur Teambox gebahnt. Mit nassen Augen umarmten sie ihren ebenfalls sichtlich gerührten Sohn – ganz lang war der «Drücker» der Mutter, nur kurz derjenige des Vaters.

«Ist doch toll, dass er seine Karriere so in den Punkten beenden kann», sprach Silvia Lüthi danach Worte aus, zu welchen die Umstehenden – hätten sie sie im Lärm denn hören können – nur hätten nicken können. Nicht minder froh war die Mutter jedoch über die Tatsache, dass ihr noch am Freitag bei Tempo 150 heftig gestürzter Sohn den Renntag problemlos und vor allem heil überstanden hatte: «Tom hört fit und gesund auf, was kann ich mir mehr wünschen?»

«Tom konnte es nochmals geniessen»

Gleiches dachte sich auch Tom Lüthis Freundin Noëlle: «Es ist ein einmaliger Augenblick. Da mischen sich alle Emotionen. Es kamen bei mir nach Rennende Glück, Stress und weitere unglaubliche Gefühle zugleich auf. Doch Tom hat es wirklich gut gemacht, er blieb cool und konnte es wie von ihm geplant noch einmal geniessen.»

Daniel Epp – Lüthis Langzeit-Manager, der über die vielen Jahre zu einem Freund geworden ist – hätte sich ebenfalls kaum ein besseres Ende vorstellen können: «Tom hat gezeigt, dass er bis zum Schluss in dieser Klasse mithalten konnte. Die Nummer zwölf wird beim Abschied Zwölfter, das passt.»