Der 106. Giro d'Italia hat seinen grössten Star verloren – wegen Corona. Remco Evenepoel verlässt die Rundfahrt, auch wenn das Reglement dies nicht mehr zwingend vorgesehen hat.
Wenige Stunden nach seinem zweiten Etappensieg beim Giro d'Italia kam für Remco Evenepoel der Schock: Der Jungstar aus Belgien hat vor dem ersten Ruhetag einen positiven Corona-Test abgegeben, der für den Träger des Rosa Trikots das vorzeitige Aus bedeutete.
Ein Warnzeichen gab es schon an der Pressekonferenz unmittelbar nach seinem Sieg im Zeitfahren, mit dem der Weltmeister auch wieder die Führung in der Gesamtwertung übernommen hatte. Evenepoel klagte in Cesena über leichte Erkältungssymptome, eine verstopfte Nase. «Ich muss aufpassen, dass ich nicht gerade krank werde. Hoffen wir, dass es kein Virus ist.» Nur Stunden später platzte für Evenepoel der Traum von einem weiteren Sieg in einer dreiwöchigen Rundfahrt, nachdem er im letzten Herbst an der Vuelta triumphiert hatte.
Kein Risiko
Der Ausstieg des 23-jährigen Belgiers war letztlich ein Entscheid des Teams. Nachdem der Internationale Radsportverband UCI zu Saisonbeginn die Corona-Bestimmungen gelockert hat, gibt es keine verpflichtenden Tests mehr. Stattdessen ist es nun Sache der Teams, wie sie mit dem Virus umgehen. Doch bei Soudal Quick-Step liess man Vorsicht walten. «Man weiss nie, was unter der Haut vorgeht. Kein Risiko», twitterte Teamchef Patrick Lefevere.
Was für Evenepoel mit einem überlegenen Sieg im Auftaktzeitfahren so gut begonnen hatte, endete acht Tage später abrupt und trotz Leadertrikot mit einer grossen Enttäuschung. Dabei war für ihn der Weg dorthin mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Nach zwei Stürzen in der 5. Etappe zeigte Evenepoel am Samstag am Berg erste Schwächen. Das Zeitfahren tags darauf ging er zu schnell an, rettete aber dennoch eine Sekunde Vorsprung ins Ziel. Nach den 35 Kilometern wirkte er völlig ausgepowert.
Roglic gegen Ineos
Während Evenepoel, dessen weitere Saisonplanung offen ist, am Montag mit dem Auto zurück in die Heimat reiste, bleibt der Kampf um den Giro-Sieg nach seinem Ausstieg spannend. In der Rolle des Favoriten schlüpft nun Primoz Roglic, seines Zeichens dreifacher Vuelta-Sieger und mit klaren Stärken am Berg.
Der Slowene aus dem Team Jumbo-Visma muss sich allerdings gegen eine starke Armada von Ineos-Grenadiers behaupten. Die britische Equipe hat fünf Fahrer unter den ersten 13 klassiert, mit dem früheren Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas an der Spitze. Der 36-jährige Waliser führt die Gesamtwertung vor der 10. Etappe zwei Sekunden vor Roglic und weitere drei Sekunden vor seinem Teamkollegen Tao Geoghegan Hart an.
Als nächste grosse Herausforderung wartet am Freitag die bergige 13. Etappe, die über den Grossen St. Bernhard ins Wallis bis nach Crans-Montana führt.