Acht Tore, ein ständiges Hin und Her – das Nordduell zwischen Wolfsburg und Werder hat einiges zu bieten. Am Ende jubelt der VfL, der sich dank Torjäger Weghorst auf den Europacup-Plätzen festsetzt.
Die Wolfsburger jubelten ausgelassen im Mannschaftskreis, die geschlagenen Gäste trotteten nach einem spektakulären Fussball-Fight enttäuscht vom Platz. Der VfL Wolfsburg hat seine Erfolgsserie in einem furiosen Nordduell gegen Werder Bremen fortgesetzt und bleibt in dieser Bundesliga-Saison dank einer beeindruckenden Angriffsleistung weiter ungeschlagen. Die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner besiegte den Fast-Absteiger der Vorsaison mit 5:3 (3:2). Durch ihren 300. Erfolg in der höchsten deutschen Spielklasse setzten sich die Niedersachsen auf den internationalen Plätzen fest. Ridle Baku in der 22. Minute, John Anthony Brooks (25.), Wout Weghorst, der doppelt traf (37./76.), und Bartosz Bialek (90.+5) erzielten am Freitagabend die Tore für den VfL. Für Wolfsburg war es der dritte Sieg nacheinander.
In einer Partie, die schöne Treffer, intensive Zweikämpfe und Emotionen bot, war Werder ein Gegner auf Augenhöhe. Die Tore von Leonardo Bittencourt (13.), Kevin Möhwald mit einem Kopfball der Extraklasse (35.) und Brooks per Eigentor (47.) waren für den SVW aber zu wenig. In der Schlussphase liefen die Gäste dem Rückstand zu zehnt hinterher: Möhwald sah nach einem taktischen Foul Gelb-Rot.
«Es war ein wunderschöner Abend für mich und für uns alle. Es geht darum, die Spiele zu gewinnen. Das haben wir gemacht», sagte Matchwinner Weghorst und Baku ergänzte: «Wir sind einfach froh, dass wir den Deckel drauf gemacht haben. Ich habe einen Lauf und spiele frei auf.» Enttäuscht war dagegen der Bremer Maximilian Eggestein: «Wir haben uns zu schnell nach unseren eigenen Toren die Gegentore gefangen. Das darf nicht passieren. Es war ein Spiel, das ein Unentschieden verdient gehabt hätte.»
«Den langweiligsten Rekord, den die Bundesliga zu bieten hat», wie es Werder-Trainer Florian Kohfeldt formulierte, hatte Bremen durch den erstaunlichen Auftritt bei Meister FC Bayern München und dem fünften 1:1 hintereinander eingestellt. Von einer Verlängerung der Serie konnte dieses Mal aber nicht die Rede sein, und von Langeweile schon gar nicht. Wolfsburg und Werder lieferten ein regelrechtes Fussballfest ab, das im leeren VW-Stadion viele Zuschauer verdient gehabt hätte.
Mit der Referenz, als eines von zwei Teams in der Liga noch ungeschlagen zu sein, riss der VfL gleich das Spielgeschehen an sich, war durchdachter in seinen Aktionen und gefälliger im Offensivspiel. Das erste Tor gelang aber Werder, weil sich der Wolfsburger Maxence Lacroix einen unnötigen Ballverlust gegen Yuya Osako leistete. Der Japaner – kurzfristig für den ausgefallenen Josh Sargent in die Startelf gerückt – bediente Bittencourt mustergültig, der den Ball nur noch über die Linie drücken musste.
Geschockt war die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner aber keineswegs. Der Ball rollte weiter Richtung Werder-Tor und bald auch dort hinein. Der aus Mainz gekommene und stark spielende Ridle Baku besorgte mit einem 20-Meter-Schuss den Ausgleich und keine drei Minuten später war das Spiel durch ein Kopfballtor von Brooks bereits gedreht. Brekalo hatte fein aufgelegt, nachdem er die gute Freistossgelegenheit fast schon vertändelt hatte.
Kohfeldt gefiel die Ordnung in der Defensive nicht und stellte noch vor dem Seitenwechsel um. Für den mit einer Gelben Karte belasteten Jean-Manuel Mbom brachte der Coach Kevin Möhwald ins Spiel. Eine goldrichtige Entscheidung, denn nur wenige Minuten später traf der 27-Jährige mit einer Kopfball-Bogenlampe zum erneuten Ausgleich. Doch die Freude währte nur 77 Sekunden, ehe Weghorst nach Zuspiel von Admir Mehmedi wieder erhöhte und sein fünftes Saisontor erzielte.
Drei Gegentore in den ersten 37 Minuten – das hatte es bei Werder letztmals im Dezember 2019 beim 0:5 gegen Mainz gegeben. Dabei schien sich die Defensive der Hanseaten in dieser Saison stabilisiert zu haben. Gegen Wolfsburg waren die Abstände aber oftmals zu gross.
Und doch kam Werder zurück – dank Brooks. Eine harmlose Flanke von Milot Rashica lenkte der Abwehr-Riese unglücklich ins eigene Tor ab. Ein Treffer, der die Niedersachsen ein wenig aus dem Konzept brachte. Bittencourt wäre sogar fast die Bremer Führung geglückt, hätte der Stürmer seinen Schuss nicht zu unplatziert abgesetzt (64.). Doch es wäre unpassend gewesen, hätte der Abend nicht noch eine weitere Wendung parat. Nach einer Hereingabe von Jerome Roussillon köpfte Weghorst die Gastgeber wieder in Führung.
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