Während der Himmel schwarz bliebt und der Donner über Dortmund weiter grollt, herrscht rund um Deutschlands Nationalmannschaft Sonnenschein.
Der 2:0-Sieg im Achtelfinal über Dänemark verstärkt den Traum vom vierten EM-Titel.
Bei den Deutschen herrscht dieselbe Stimmung wie bei den Schweizern. Die EM-kann nicht mehr als Frust-Turnier enden. Fans und Team sind wieder vereint. Dem jungen Trainer Julian Nagelsmann und seinem Staff ist es gelungen, aus einer von Misserfolgen gepeinigten Mannschaft wieder ein verschworenes Siegerteam zu formen. Die Spieler würden «langsam die alte Festplatte löschen und verstehen, wie gut sie sind», sagte Nagelsmann.
Die Fans spüren derweil schon den EM-Glücksrausch. Immer wieder aufs Neue stimmten sie im Stadion die «Völlig losgelöst»-Hymne an. Es war eine Riesenlast, die bei allen abfiel: Erster Sieg in einem K.o.-Spiel seit acht Jahren! Der Sommermärchen-Effekt ist da. Die Public Viewings sind rappelvoll, die Menschen im Land versammeln sich wieder hinter der Nationalmannschaft. «Die Fans waren extrem da», sagte Joshua Kimmich nach seinem 90. Länderspiel. Er sprach von «der mit Abstand besten Stimmung», die beim vierten EM-Spiel geherrscht habe.
Die Mannschaft hielt und dem Druck der Favoritenrolle stand – wenn auch mit viel Glück in den Schlüsselmomenten. Gleich zwei VAR-Entscheide, die von blossem Auge keiner gesehen hätte, liessen das Spiel auf die Seite der Deutschen kippen. Gleichwohl war der Sieg verdient, seit acht Spielen ist das Nationalteam nun ungeschlagen, das Selbstvertrauen wächst und wächst.
Die Europameister-Prüfungen stehen an
Die ganz grossen Prüfungen kommen aber noch, die ultimative wohl schon am Freitag im Spiel gegen Spanien, das sich gegen Georgien heute Sonntagabend (ab 21 Uhr) durchsetzen dürfte. «Wir wissen, dass wir jeden schlagen können. Wir wissen aber auch, dass wir zu schlagen sind», meinte Kimmich.
Der dänische Nationaltrainer Kasper Hjulmand wünscht Deutschland für den weiteren Turnierverlauf alles Gute. Mit Blick auf die Schiedsrichterentscheide sagte er aber auch: «Meiner Meinung nach ist das nicht, wie Fussball sein sollte.»
Hjulmand bringen Gewitter kein Glück. Im Gegenteil: Sie erinnern ihn an einen tragischen Moment seiner Trainer-Karriere. Der 52-Jährige dachte an diesem Abend auch an Jonathan Richter. Der frühere Profi des FC Nordsjaelland war 2009 bei einem Trainingsspiel vom Blitz getroffen worden. Hjulmand war damals Co-Trainer. Richter überlebte das Unglück, sein linker Unterschenkel musste aber amputiert werden.