Mathias Flückiger nimmt wie 2019 und 2021 mit dem Nationalteam an der Tour de Romandie teil. Der Mountainbike-Gesamtweltcupsieger will sich für die weitere Saison die nötige Rennhärte zu holen.
Für den 33-jährigen Berner geht es nach dem sechstägigen Abstecher auf die Strasse umgehend zurück ins Gelände. Im deutschen Albstadt steht vom 6. bis 8. Mai der nächste MTB-Weltcup im Programm. Flückigers Fokus liegt heuer ganz auf den Weltmeisterschaften Ende August in Frankreich, wo für den letztjährigen Olympia- und WM-Zweiten nur die Cross-Country-Goldmedaille gut genug ist.
Mathias Flückiger, zum dritten Mal in Serie bestreiten Sie die Tour de Romandie. Die Westschweiz und ihre Strassen scheinen Ihnen sehr zu gefallen.
«Die Erfahrungen waren beide Male sehr positiv. Ich kam mit einer guten Form aus der Rundfahrt. Ich holte mir hier eine Rennhärte, die ich mir in einem Cross-Country-Rennen oder im Training so nicht erarbeiten kann. Die Tour de Romandie ist mit ihrer Länge perfekt. Man setzt knapp eine Woche lang einen Reiz, der die Grenzen ein bisschen verschieben kann. Es ist ja nicht so, dass mir Strassenrennen zuvor gänzlich unbekannt gewesen wären, doch auf diesem Level natürlich schon.»
Negatives haben Sie gar nicht zu berichten?
«Wenn schon, dann müsste ich das Wetter erwähnen, das an der Tour de Romandie fast traditionell schlecht ist. Typisch April halt. Doch für diese Woche sind zum Glück die Prognosen gar nicht so schlecht.»
Sie waren 2019 Gesamt-45. und letztes Jahr 53. Realistischerweise können Sie nicht nach dem Tour-Sieg streben – ebenso wenig Ihre teils viel jüngeren Mitstreiter im Schweizer Nationalteam. Was sind also Ihre Ziele?
«Am Ende ist es ganz klar so, dass ich diese Rundfahrt bestreite, um einen guten Reiz zu setzen und um im Mountainbike weiterzukommen. Meine Ausgangslage ist also sicher anders als die der Jungen, die diese Plattform nutzen wollen, um sich zu zeigen.»
Als Nationalteam geht es an dieser Rundfahrt auch darum, eine gute Falle zu machen und regelmässig in der Spitzengruppe vertreten zu sein, nicht wahr?
«Dazu will auch ich meinen Teil beitragen. Wer weiss, vielleicht kommt einer von uns sogar mit einer Gruppe mal bis zum Schluss durch und klassiert sich in den Top fünf. Ich werde versuchen, heuer offensiver zu fahren als früher. Da hatte ich halt schon etwas Respekt, dass es mich auf diesem Level hinstellt. Aber ich bin überzeugt, dass wenn ich diese offensive Fahrweise umsetzen kann, mich das auch im Mountainbike nochmals weiterbringt. Es gibt prominente Beispiele, dass dem tatsächlich so ist.»
Sie nehmen Bezug auf Mathieu van der Poel und Tom Pidcock, die sowohl auf der Strasse als auch im Cross-Country und im Radquer brillieren.
«Genau. Dieses offensive Fahren macht den Unterschied. Das konnten wir beobachten, als diese zwei Cracks von der Strasse zu uns Bikern kamen und sehr offensiv fuhren. Das war doch etwas anderes als wir es uns zuvor gewohnt waren.»
Beim Weltcup-Auftakt im Cross-Country vor zweieinhalb Wochen in Brasilien waren Sie mit den Rängen 6 und 14 ungewohnt weit hinten zu finden. Gibt es eine Erklärung dafür?
«Auch im Mountainbike liegen die Top 15 halt nahe beieinander. Rang 14 war für mich insofern keine Katastrophe, als ich die Gründe kenne, die dazu führten. Insbesondere bestritt ich den Saisonauftakt sicher nicht mit den gleich hohen Erwartungen wie ich sie Ende der letzten Saison hatte. Schon in der Vorbereitung war klar, dass mein Formhöhepunkt nicht so früh sein soll.»
Sondern?
«Eindeutig später. Der Bike-Weltcup ist natürlich wichtig, aber heuer erhoffe ich mir wirklich, dass sich der Peak nicht schon Mitte oder gar Anfang Saison einstellt. Letztes Jahr war natürlich die Ausgangslage mit den Olympischen Spielen mitten in der Saison anders als heuer, wo mein Fokus ganz klar auf dem WM-Rennen Ende August in Les Gets liegt. Da will ich das Weltmeister-Trikot holen.»
Was wird für Sie in zehn Tagen beim Mountainbike-Weltcup in Deutschland schon möglich sein?
«Wenn ich unfallfrei und gesund aus der Tour de Romandie herauskomme, dann habe ich eine Super-Ausgangslage für Albstadt und hoffe, wieder ganz vorne mitfahren zu können.»