Petkovics Stärken
Empathie: Petkovic weiss, wie schwer es sein kann, Schweizer und gleichzeitig Staatsbürger eines anderen Landes zu sein. Das hilft ihm beim Umgang mit den vielen Secondos.
Offenheit: Petkovic lässt mittlerweile mehr Privates zu, ist offener und erhöhte so die Akzeptanz gerade unter Deutschschweizern.
Mut: Dass er Hitzfelds manchmal spröden Fussball hinter sich gelassen hat, offensiver spielen lässt, zahlt sich aus.
Klare Entscheidungen: Die umstrittene Degradierung von Gökhan Inler ist Petkovic aus heutiger Sicht hoch anzurechnen. Granit Xhaka blühte in dessen Rolle auf.
Im Trainingslager in Lugano herrscht eine friedliche Stimmung: Kaum zu glauben, dass der Schweizer Verband vor 2016 lange zögerte, Petkovics Vertrag zu verlängern. Heute ist er mit seinem offensiv angelegten «Petkovic-Fussball» der erfolgreichste Trainer, den die Nati je hatte – und kommt mit seinem Team im Schnitt auf gut zwei Punkte pro Spiel.
Zwei Tage nach der Kadervorstellung. Stadio di Cornaredo, Lugano. Öffentliches Training. Rund 1800 Tifosi schauen zu, zumeist Eltern und ihre Kinder. Es riecht nach Bratwurst, Popcorn, Bier und Tessiner Sommerluft. Um 17.23 Uhr betritt Petkovic als Erster das Stadium. Höflicher Beifall, mehr nicht – Spieler wie Xherdan Shaqiri und Breel Embolo werden dagegen frenetisch gefeiert.
Petkovic – gross, graue Haare, gerader Rücken – schreitet langsam übers Feld, achtet gar nicht aufs Publikum. Das PR-Training beginnt, und nach einer Stunde endet es wegen einsetzenden Regens. Petkovic agierte eher als Supervisor, liess seine Betreuer vieles machen; nur ab und an spricht er mit Valon Behrami oder Ricardo Rodríguez.
Petkovic, ehemaliger Mittelfeldspieler, strahlt eine Ruhe aus, die sich auch – glaubt man den Aussagen der Spieler – aufs Team überträgt.
18.45 Uhr, die Spieler geben brav Autogramme. Petkovic aber gibt länger Autogramme als alle zuvor, nimmt sich Zeit für Selfies mit den Kindern und hält kurze Schwätzchen mit bosnischen Landsmännern. Im Tessin fühlt er sich eben besonders wohl. Zuvor sagte er Bluewin: «Auf mich hat niemand gewartet. Ich habe mir alles erarbeiten müssen. Als Ausländer habe ich ganz besonders hohe Erwartungen erfüllen müssen. Aber ich habe mir überall, wo ich gearbeitet habe, Anerkennung verdient.»
Als Letzter steigt er in den Bus. Abfahrt Team Schweiz: 19.15 Uhr. Kurz zuvor brandete ein zaghafter kleiner Kinderchor auf: «Vladi, Vladi, Vladi», riefen die Kinder – er ist nun angekommen.
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