Der FC Zürich kann in Basel den 13. Meistertitel klarmachen. Ausgerechnet gegen den FCB. Wie vor 16 Jahren bei einer der denkwürdigsten Partien der Schweizer Fussballgeschichte.
Irgendwie wäre es ja für die neutralen Beobachter schade gewesen, wäre am letzten Wochenende das Meisterrennen in der Super League entschieden worden. Es ist zwar längst ein Rennen, bei dem der Führende mit neuneinhalb Zehen über die Ziellinie geschritten ist, vor den letzten Zentimetern aber noch einmal einen Blick zurückwirft auf die Konkurrenz. Dennoch wäre es der Tragweite des Ereignisses nicht würdig gewesen, hätte der FCZ den Moment, wenn der Meistertitel feststeht, nicht in einem Stadion zelebrieren können, sondern lediglich auf dem Sofa sitzend vor dem Fernseher. Wie die Young Boys 2019, als sie nach einem 0:0 Basels gegen die Grasshoppers nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen waren und der Meistertitel feststand, noch bevor sie ihre Partie der Runde überhaupt gespielt hatten.
Dank des 3:0-Erfolgs Basels gegen Luzern am Sonntag fiel die Sofaparty in Zürich aus, und die Fussballschweiz bekommt unverhofft eine Neuauflage einer Partie, die noch heute nicht nur in Basel und Zürich für Gesprächsstoff sorgt. Der 13. Mai 2006 hat sich bei vielen ins Gedächtnis eingebrannt. Nicht nur, weil sich der FCZ an diesem Tag den zehnten Meistertitel der Klubgeschichte holte, sondern vor allem auch darum, wie er dies tat.
Dem FCB genügte in dieser letzten Partie der Saison ein Unentschieden zum Titel, dem dritten in Folge. Nach 92 Minuten steht es 1:1, auf der Bank haben Spieler und Staff der Basler die «Schweizer Meister»-Shirts bereits angezogen. Dann kommt es zu einem letzten Einwurf, Verteidiger Alain Nef rennt der Linie entlang, ehe er den Ball nach vorne bugsiert, Florian Stahel flankt mit letztem Einsatz in die Mitte, und Iulian Filipescu bezwingt Pascal Zuberbühler im Tor des FCB nach 92:42 Minuten.
Es ist die wohl berühmteste Spielszene in der Schweizer Fussballgeschichte. Das klubeigene Magazin der Zürcher heisst fortan «93. Minute», und die Ausschreitungen der enttäuschten Basler Anhänger mit Sachbeschädigungen in der Höhe von 400'000 Franken gehen als «Schande von Basel» in die Memoiren ein.
Das Duell am Sonntag ist derweil emotional viel weniger aufgeladen. Die Verhältnisse sind bei 13 Punkten Unterschied klar. Dem FCZ genügt ein Unentschieden, um im zweiten Anlauf alles klar zu machen. Selbst wenn die Zürcher verlieren und dem FCB ermöglichen sollten, Rang 2 weiter zu festigen, spricht wenig dagegen, dass die Equipe von André Breitenreiter dem FCB nicht irgendwann noch zwei Verlustpunkte abknöpft und das Fest auf dem Helvetiaplatz steigen kann.
Lausannes letzte Chance
Auch das zweite Vorabendspiel birgt eine gewisse Brisanz. Luzern empfängt Lausanne zum Kellerduell. Der Abstand zum rettenden Ufer ist für die Innerschweizer wieder auf sieben Zähler angewachsen, ein Sieg also Pflicht, soll die Barrage vermieden werden. Die Waadtländer, zuletzt in zwei von vier Partien siegreich, erhalten derweil die wohl letzte Chance, im Kampf gegen den direkten Abstieg näher zu rücken.
Eröffnet wird der Sonntag im Wallis, wo Sion die Young Boys empfängt. Der entthronte Meister dürfte sich im Kampf um einen Platz in der Conference League für die 0:1-Niederlage beim ersten Gastspiel im Tourbillon diese Saison rehabilitieren wollen.