Das Erstarken der Schweizer Leichtathletik widerspiegelt sich auch in Tagessiegen bei Diamond-League-Meetings. Mit Jason Joseph und Simon Ehammer winken bei der Athletissima weitere Prestigeerfolge.
Ehammer sorgte vor zwei Wochen in Oslo für eine Premiere, als er in Oslo mit 8,32 m den weitesten Sprung des Abends zeigte. Der Appenzeller siegte als erster Schweizer, nachdem die Schweizerinnen zuvor schon fünfmal in der höchsten und weltumspannenden Meeting-Serie der Leichtathletik triumphiert hatten: Mujinga Kambundji 2021 in Eugene über 200 m, Ajla Del Ponte 2020 in Monaco und Stockholm über 100 m, Lea Sprunger 2018 in Birmingham über 400 m Hürden und Nicole Büchler 2017 in Stockholm im Stabhochsprung.
«Ich habe schon damit geliebäugelt, dies als erster Schweizer Mann zu schaffen», gibt Ehammer zu. «Die Felder repräsentieren in der Regel Weltklasse, das macht den Sieg speziell. Und für mich als Zehnkämpfer schwingt immer noch das Extra mit, den Spezialisten ein Schnippchen zu schlagen.»
Auch für den Hürdensprinter Joseph wäre ein Sieg an einem Diamond-League-Event ein feiner Erfolg, auch wenn dies in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werde. «Die Felder der Diamond League könnten auch an einer WM zustande kommen, ein Sieg ist schon ein Ausweis», sagt er einen Tag vor dem Start an der Athletissima.
1:5 im Rückstand
1:5 liegen die Schweizer Männer gegenüber ihren Kolleginnen im Rückstand. Im Idealfall verkürzen Ehammer und Joseph, die gemessen an der Saisonbestleistung beide als Nummer 3 antreten, in Lausanne auf 3:5. Die Top 3 im Weitsprung liegen auf dem Meldeblatt innerhalb von zehn Zentimetern, jene im Hürdensprint innerhalb von sechs Hundertsteln. Die Tagesform wird entscheiden.
Allerdings stellt Joseph einen möglichen Sieg nicht über alles. Ebenso wichtig ist für ihn das Gefühl einen sauberen Laufs: «Die Platzierungen zählen an Titelkämpfen, wenn es um die Medaillen geht. Auf dem Weg dazu nimmt man zwar einen Sieg gerne mit, aber letztlich interessiert dies nicht.»
Mit Blick auf die WM im August in Budapest sieht der Basler mehrere Läufer, die im entscheidenden Moment unter 13 Sekunden laufen können. In diese Region will der 24-Jährige, der Anfang Juni den Schweizer Rekord auf 13,10 senkte, auch vorstossen. Er sei nun besser in Form als damals in Florenz, und auch sonst sehe er noch Steigerungspotenzial. «Der Start war gut, aber bei den Abschnittszeiten hatte ich schon bessere Werte und die achte Hürde habe ich umgehauen», kommentiert er seinen Rekordlauf in Italien.
WM-Disziplin noch offen
Der Mehrkämpfer Ehammer weiss noch gar nicht, in welcher Disziplin er an den Weltmeisterschaften antreten wird – beides lässt der Zeitplan nicht zu. «Wir werden in den nächsten Wochen unter einem einzigen Aspekt entscheiden: In welcher Disziplin stehen die Chancen auf eine Medaille besser?», betont der WM-Dritte 2022 im Weitsprung und EM-Zweite 2022 im Zehnkampf.