Kolumne Die Avocado – Superfood war einmal

Charoline Bauer

16.11.2018

Die Avocado – ihr Untergang naht wohl.
Die Avocado – ihr Untergang naht wohl.
Bild: Getty Images

Bevor die grüne Frucht vom Kunden gekauft wird, verschlingt sie jede Menge wertvoller Ressourcen. Das macht den Umgang mit dieser so vielfältigen Frucht nicht einfacher.

Ich liebe die Avocado. Man kann aus dieser Superfrucht einfach fast alles zaubern – mir macht sie in letzter Zeit aber auch ein ziemlich schlechtes Gewissen. Denn Avocados hinterlassen in Wahrheit einen echt miesen ökologischen Fussabdruck und bei mir damit buchstäblich einen faden Nachgeschmack.

Der Siegeszug der Avocado war bis vor kurzem nicht aufzuhalten. Richtig Fahrt nahm ihre Beliebtheit erst mit der industriellen Nachreifung auf. Noch vor wenigen Jahren gab es im Supermarkt nur steinharte Avocados zu kaufen, die ihre Liebhaber dann liebevoll zuhause nachreifen liessen – erst  Wochen nach dem Kauf wurden sie dann verzehrt. Die Mehrheit der Konsumenten brachte so viel Geduld aber nicht auf. Erst als die Früchte verzehrreif in den Gemüseabteilungen lagen, griffen immer mehr Leute zu. Und mehr und mehr. Heute gibt es kaum ein Bistro, einen Bäcker oder ein Restaurant, das nicht irgendein Gericht mit Avocado im Angebot hat.

Avocado kann alles, nur nicht ökologisch

Auch bei mir zuhause liegen immer ein paar Avocados in verschiedenen Reifestadien herum. Daraus mache ich Guacamole, Mousse au Chocolate, Pastasosse, Cheesecake, Smoothies – und was mir gerade noch so einfällt. Neben ihrem leckeren Geschmack und ihrer für so viele Rezepte nützlichen Konsistenz, stehe ich als gesundheitsbewusste Esserin natürlich auch auf die vielen ungesättigten Fettsäuren: 30 Prozent Fettanteil kann das fette Früchtchen aufweisen. Auch wegen der anderen wertvollen Nährstoffe wie Kalium, B-Vitamine, Vitamin E und den wertvollen Aminosäuren fühle ich mich nach dem Genuss von Avocado gleich viel gesünder.

Avocado, hübsch serviert.
Avocado, hübsch serviert.
Bild: Getty 

Und seit neuestem leider auch schmutziger. Denn der Untergang der Avocado naht, zumindest für umweltbewusste Liebhaber wie mich. Die gestiegene Nachfrage muss durch immer exzessiveren Anbau bedient werden. Und da es die Avocado feucht mag, braucht sie zum Reifen eine grosse Menge Wasser – bis zu 1'000 Liter für ein Kilogramm Avocado, um genau zu sein. In Kombination mit den langen Transportwegen ist das keine ökologische Glanzleistung.

Leben ohne Avocado

Einige Restaurants in Zürich haben auf diese bittere Entwicklung bereits reagiert und Avocados komplett von der Speisekarte gestrichen – oder sie versuchen, auf Früchte aus europäischen Anbaugebieten auszuweichen.

Aber ist ein Leben ohne Avocado überhaupt möglich? Gibt es ökologische und leckere Alternativen? Das Züricher Café des Amis etwa setzt auf regionale Randen, die zumindest in ihrer Konsistenz an Avocados erinnern, geschmacklich aber eher nicht. Ungesättigte Fettsäuren kann man wunderbar mit Nüssen zu sich nehmen, und Vitamine liefern auch einheimische Obstsorten.

Bei mir gibt es ab jetzt nur noch einmal pro Woche Avocado oder welche aus Europa. Das wird ein harter Entzug, der Umwelt zuliebe.

Hier gibt es an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne – abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: Essen.

Charoline Bauer ist Autorin und Ernährungscoach aus Berlin. Sie schreibt für verschiedene Verlage zu allen Themen, die das Leben lebenswert machen. Als Ghostwriterin realisierte sie in den letzten Jahren mehrere Bücher in Zusammenarbeit mit bekannten Social-Media-Stars. Mit ihrer Schwester betreibt sie ausserdem einen eigenen Fitness- und Ernährungsblog.

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