Gesunde Füsse Wann eine Fussfehlstellung behandelt werden muss

Teresa Nauber, dpa

19.3.2018

Ein bisschen abgeknickt, breiter als sonst oder platt auf dem Boden: Viele Menschen haben formal gesehen Füsse mit Fehlstellungen. Behandelt werden sollte aber nicht die Kosmetik – entscheidend ist, ob der Patient Schmerzen hat.

Der perfekte Fuss hat drei Belastungspunkte: die Ballen unter dem grossen und dem kleinen Zeh sowie die Ferse. Im Verhältnis zum Unterschenkel knickt er von hinten betrachtet ganz leicht ab.

Der perfekte Fuss hat ausserdem hübsche Wölbungen, einen Spann und einigermassen gerade aufliegende Zehen.

Das Problem ist nur: Kaum einer hat so einen Fuss. Die Natur, so scheint es, hält sich nicht immer an ihren eigenen Bauplan. Und so laufen viele Menschen mit Knick-, Spreiz- oder Senkfüssen herum. Behandlungsbedürftig sind diese Fehlstellungen nicht immer. Ein Überblick.

Plattfuss

Plattfüsse sind im Kindesalter keine Seltenheit. Insofern handelt es sich eigentlich nicht um eine Fehlstellung, sondern um eine Art Durchgangsstadium. Statt auf den üblichen drei Belastungspunkten vorn und hinten liegt bei Plattfüssen der ganze Fuss auf dem Boden auf.

«Man kann das gut am Strand im nassen Sand sehen», sagt Tanja Kostuj, orthopädische Chefärztin am Klinikum Lippe Detmold: «Die Abdrücke von Kindern sehen dann ganz anders aus als die von Erwachsenen.» Sorgen müssen Eltern sich deshalb nicht machen – es sei denn, das Kind klagt über Schmerzen.

Bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr bildet sich das Fusssgewölbe aus. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Füsse auch benutzt werden. Das hört sich banal an, wird aber von allen Experten betont: Kinder müssen draussen herumtoben dürfen. Und sie sollten dabei – wenn es Wetter und Untergrund zulassen – so viel wie möglich barfuss laufen.

Knick-Senk-Fuss

So heisst die extreme Form des Plattfusses. Ihm fehlt nicht nur ein ausgeprägtes Längsgewölbe - er knickt auch am Knöchel nach innen ein. Bei Erwachsenen muss diese Fehlstellung häufig behandelt werden. Die Statik des Beins ist gestört, was zum Beispiel eine Überlastung des Kniegelenks nach sich ziehen kann. «Auch Weichteile und Sehnen können darunter leiden», erklärt Kostuj.

Die Fussspezialistin verschreibt Patienten, die Beschwerden haben, meist spezielle Einlagen. Durch kleine Polster lässt sich zum Beispiel der Innenrand von den Zehen bis zur Ferse leicht angeben. Ein Polster im vorderen Drittel der Einlage hebt die Mittelfussköpfchen in die richtige Position und entlastet sie auf diese Weise. Eventuell kommt auch Physiotherapie infrage. Eine Operation ist nur der letzte Ausweg - wenn alles andere keine Linderung bringt.

Physiotherapeutin Petra Hasselhoff-Styhler zeigt ihren Patienten als erstes, wie die Füsse richtig stehen müssen. Dafür setzt sich der Patient erstmal aufrecht hin und stellt die Füsse auf. Dann versucht er, die Position zu halten. «Ziel ist, das irgendwann auch im Stehen zu schaffen», erklärt Hasselhoff-Styhler. Dauerhaft gelingt das zwar nicht - es hilft den Patienten aber, ein Gefühl für den optimalen Stand zu bekommen. Kräftigungsübungen stärken zusätzlich die Fussmuskulatur.

Spreizfuss

Von einem Spreizfuss sprechen Ärzte, wenn das Quergewölbe des Fusses gewissermassen durchgetreten ist. Der vordere Teil des Fusses liegt dann komplett auf dem Boden auf. Statt unter den Ballen des grossen und kleinen Zehs liegt die Belastung in der Mitte des Vorfusses. Die Mittelfussknochen reagieren darauf manchmal mit Schmerzen. Sie sind für diese Belastung nicht ausgelegt.

Wie alle Fussfehlstellungen geht die Entstehung eines Spreizfusses auf mehrere Faktoren zurück. Forciert wird sie unter anderem durch das Tragen von hochhackigen und zu engen Schuhen, die die Füsse häufig in eine ungünstige Position zwingen.

Wer Schmerzen im Mittelfuss hat, sollte also als erstes den Schuhschrank kritisch unter die Lupe nehmen. Vielleicht hilft es schon, auf breite und gut gepolsterte Turnschuhe umzusteigen. Bei stärkeren Beschwerden werden meist Einlagen angepasst. Eine Erhebung in der Mitte der Einlage zum Beispiel entlastet den Mittelfuss, so dass die Belastung sich wieder besser verteilt. Ausserdem ist der vordere Teil des Fusses durch die Einlage weich gebettet.

Auch beim Spreizfuss ist es sinnvoll, die Fussmuskeln zu stärken. So sind sie besser in der Lage, den Fuss in der richtigen Position zu halten. Die Podologin Manuela Denz empfiehlt, die Fusssohle über einen Igelball zu rollen. Die Zehen zu krallen und dann auseinanderzuspreizen mobilisiert die kleinen Gelenke. «Das kann auch jeder am Schreibtisch machen», sagt Denz.

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