Neuartige Technolgie Kann ein Mückenarmband wirklich vor Stichen schützen?

tafu

13.8.2020

Gegen Mückenstiche soll ein Plastik-Armband schützen. Aber was kann das Produkt wirklich bewirken?
Gegen Mückenstiche soll ein Plastik-Armband schützen. Aber was kann das Produkt wirklich bewirken?
Bild: Keystone

Es klingt vielversprechend: Einfach ein Plastik-Armband tragen und schon wird man von Mücken verschont – ganz ohne Chemie. Doch kann die neuartige Technologie wirklich schützen?

Hohe Temperaturen bringen laue Sommerabende mit sich – was gibt es da Schöneres, als den Tag entspannt im Garten oder am See ausklingen zu lassen. Wären da nicht die lästigen Mücken, die einem schnell die Lust auf den Aufenthalt im Freien vermiesen können.

Eine neuartige Technologie verspricht dem Verbraucher Schutz vor den Insekten – ganz ohne Chemie, Geruch oder Lärm. Wie das SRF berichtet, sende das Mückenschutzarmband Nopixgo des Herstellers Nopixglobal schwache elektronische Impulse aus, die ein Gewitter simulierten und so Mücken dazu bringe, nicht zu stechen. Das Armband ist bereits seit zwei Jahren für den Preis von knapp 90 Franken auf dem Markt – ob es aber tatsächlich wirkt und wieviele Exemplare bereits verkauft wurden, ist nicht bekannt.



Der Träger werde durch die patentierte «Biopulse Technologie» in einem Radius von zwei Metern geschützt, verspricht der Hersteller auf seiner Internetseite. Laut SRF habe das Unternehmen ausserdem behauptet, Tests am Tropeninstitut Basel hätten bereits die Wirksamkeit bestätigt.

Wirkung durch keine Studie bestätigt

Davon weiss das Schweizerische Tropen- und Public Health Institut (Swiss TPH) allerdings nichts. Laut Pie Müller, Insektenforscher und Mücken-Experte, sei das Produkt nie vom Tropeninstitut getestet worden. Auch von der Wirksamkeit der Technologie mit elektronmagnetischen Wellen sei Müller nicht überzeugt: «Wissenschaftlich ist mir nicht klar, worauf das basiert. Soviel ich weiss, gibt es auch keine Studien, die die Wirkung des Armbandes gezeigt hätten», erklärt er gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Auch Alexander Mathis, Mücken-Experte an der Universität Zürich, kenne kaum wissenschaftliche Literatur, welche die Effekte der Technologie bestätigen. Er habe nur eine Studie aus Malaysia gefunden, die untersuchte, ob durch Gewitter verursachte elektromagnetische Wellen das Verhalten der Gelbfiebermücke beeinflussten. «Es wurde kein Effekt gefunden», so Mathis.

«Mehrheitlich positive Kundenberichte»

Der Hersteller wirbt auf seiner Website allerdings mit einer erfolgreichen Studie, die in Spanien durchgeführt wurde. Unter kontrollierten Laborbedingungen habe man die Wirkung auf die Asiatische Tigermücke überprüft. Dabei habe man «die Landungen auf einer Membran gezählt».

Diese Membran habe sich über einer Gerätschaft befunden, «die auf Körpertemperatur erwärmtes Blut enthält, welches das Stechverhalten der Testmücken stimuliert». Während in einem bestimmten Zeitraum auf der Stechmembran ohne Armband 18 Mücken landeten, sei es auf der Membran mit Armband lediglich eine Mücke gewesen, wie in einem Video zu sehen ist.



Auch Nopixglobal-Geschäftsführer Richard Karlsson sehe die Wirkung des Armbandes bestätigt und verweist gegenüber dem SRF auf zahlreiches Feedback von Nutzern. Man habe in den bisher durchgeführten Labortests sowie einer Feldstudie einer NGO auf den Philippinen sehr vielversprechende Ergebnisse gesehen. «Daneben erfahren wir mehrheitlich positive Kundenberichte. Wenn es nicht funktionieren würde, wären wir bei unseren Vertriebspartnern unlängst ausgelistet worden.» Man sei allerdings bereit, die umstrittene Aussage zu den Tests am Tropeninstitut zu entfernen.

Viele Produkte, umstrittene Wirkung

Neu ist das Prinzip des Mückenarmbandes nicht: Seit Jahren gibt es diverse Produkte, die zum Beispiel mit Ultraschalltechnologie, Insektiziden oder ätherischen Ölen vor Mücken schützen sollen. Während Ultraschall bei den Mücken wirkungslos sei, sollen Armbänder mit ätherischen Ölen oder Insektiziden zumindest eine lokale Wirkung haben, so Experten. Allerdings nur, wenn sie direkt auf die zu schützende Hautpartie aufgetragen werden – an einem Armband sei der Effekt sehr umstritten.



Grundsätzlich solle man sich insbesondere in Ländern, in denen Moskitos gefährliche Krankheiten übertragen, auf keinen Fall lediglich auf ein Produkt dieser Art verlassen, so die Mücken-Experten.

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