Jugend in der Pandemie I Was es heisst, den 18. Geburtstag daheim statt draussen feiern zu müssen

Von Julia Käser

22.2.2021

Ging die schwierige Situation der Jungendlichen im Pandemie-Jahr vergessen? 
Ging die schwierige Situation der Jungendlichen im Pandemie-Jahr vergessen? 
Bild: Keystone

Corona macht uns allen zu schaffen, aber eine Generation trifft der gesellschaftliche Stillstand besonders: Wie fühlt sich die Jugend nach einem Jahr in der Pandemie? «blue News» fragt in einer Serie bei jungen Menschen nach – den Anfang macht Elena.

Das Tanzen ist Elena* besonders wichtig. Die 18-Jährige kann sich vorstellen, diese Leidenschaft später zum Beruf zu machen. Seit sich die Schweiz wieder im Lockdown befindet, fällt das tägliche Training weg – und nicht nur das. Auch im Chor hat Elena seit Langem nicht mehr gesungen.

Serie Jugend in der Pandemie 

In einer Serie anlässlich zu einem Jahr Corona-Pandemie beleuchtet «blue News» das Wohlbefinden, die Sorgen und Ängste – aber auch die Hoffnung junger Menschen während der Corona-Pandemie.

Als Alternative geht sie momentan fast jeden Morgen eine Runde laufen. «Das ist quasi der einzige Ausgang, der mir momentan bleibt», sagt die Fachmittelschülerin. Ausser Joggen und Lernen könne sie momentan nicht vieles machen.

«Da fällt einem schon die Decke auf den Kopf», sagt die Bernerin. Um besser mit dieser Situation klarzukommen, hat sich Elena zudem Hilfe geholt. Sie geht ab und zu zu einer Psychologin. Darüber spricht sie ganz offen.

Anzeichen von Essstörungen und Depressionen

Dass Corona auf die Psyche drückt, steht für Elena ausser Frage. Sie kennt ein paar Leute, bei denen sich erste Symptome einer Essstörung oder Depression zeigten. Das Problem: «Man lebt quasi nur noch für die Schule, die Möglichkeit, sich abzulenken, fällt mit der stark eingeschränkten Freizeit weg.»

Nach dem Distance-Learning im Frühling war Elena zwar froh, wieder zur Schule gehen zu können. Dass diese mittlerweile aber der absolute Mittelpunkt ihres Lebens darstelle, sei schwierig: «Die schulische Leistung muss genauso wie vor der Pandemie erbracht werden. Wir müssen nach wie vor liefern, haben aber kaum etwas zum Geniessen.»

Im eigenen Zimmer einen Film zu schauen, sei nun mal nicht gleich entspannend, wie sich mit Freundinnen und Freunden zu treffen, so Elena. Je länger das Ganze dauere, desto schwieriger werde es für ihre Generation, ist die Bernerin überzeugt.

Die Eintönigkeit des Pandemie-Alltags spürt Elena vor allem an den Wochenenden, die sich in die Länge ziehen. Dann ist sie jeweils besonders froh über ihre Motivation, sich zu bewegen. «Die Gefahr, antriebslos zu werden, ist allgegenwärtig. Zum Glück habe ich damit aber bereits umzugehen gelernt.»

Mit Uno den 18. Geburtstag feiern

Ihren 18. Geburtstag hat die Fachmittelschülerin zu Hause verbracht. Bei einem Glas Weisswein hat sie mit ihren Schwestern Uno gespielt. «Das stellt man sich natürlich anders vor. Wir sind jetzt jung, haben das Bedürfnis unsere Energie rauszulassen und Neues kennenzulernen.»

Lange Zeit habe sie den Eindruck gehabt, ihre Generation gerate in der ganzen Pandemie etwas in Vergessenheit. «Ich verstehe, dass viel über die älteren Menschen gesprochen wurde, schliesslich kann Corona für sie tödlich sein – aber auch wir fühlen uns eingesperrt.» Mittlerweile wachse das Bewusstsein für ihre Situation langsam.

Das vergangene Jahr einfach überspringen möchte Elena trotz allem nicht. «Es war alles vollkommen anders als bisher. Dabei hat man aber auch so einiges lernen können, etwa Motivation für die Schule aus sich selbst zu schöpfen.»

Nach der Pandemie wird nachgeholt

Beeindruckt habe sie, wie die Menschen infolge der Pandemie Rücksicht aufeinander genommen haben. «Sie blieben zu Hause, um anderen nicht zu schaden», so Elena. Gelegentlich ist das Ganze aber auch ins Denunziantentum gekippt, wie Elena selbst erfahren hat. So sei es auch vorgekommen, dass man von anderen Personen zurechtgewiesen worden sei, wenn man zu dritt unterwegs war.

Trotzdem hofft sie, dass nach der Pandemie das Verständnis für andere Personen gewachsen sei und alle besser miteinander umgehen. Und auch etwas anderes könnte sich ihrer Meinung nach nachhaltig ändern: «Corona hat gezeigt, dass man nicht die ganze Welt auf den Kopf stellen muss, um besser auf die Natur zu achten.»

Zuerst aber, so ist Elena überzeugt, werden die Jungen einiges nachholen.

*Der volle Name ist der Redaktion bekannt.

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