Food Artist Laleh Mohmedi Sie spielt mit Essen und bekommt dafür auch noch Geld

Von Sulamith Ehrensperger

27.4.2021

Der liebenswerte, schelmische Hase Peter aus dem gleichnamigen Familienfilm, gemacht aus Reis, Fladenbrot, Oliven, Senf, Schinken, schwarzen Bohnennudeln und Mais. 
Der liebenswerte, schelmische Hase Peter aus dem gleichnamigen Familienfilm, gemacht aus Reis, Fladenbrot, Oliven, Senf, Schinken, schwarzen Bohnennudeln und Mais. 
Bild: Instagram, Jacobs Food Diaries, Laleh Mohmedi

Sie wollte ihrem Sohn Gemüse schmackhaft machen, doch dann wurde ein neuer Job daraus: Laleh Mohmedi kreiert faszinierende Figuren aus Essbarem. Im Interview erzählt sie, wie sie das macht.

Von Sulamith Ehrensperger

Mit einem Dinkelpfannkuchen fing alles an: Für ihren Sohn Jacob zauberte Laleh Mohmedi aus dem Pfannkuchen eine Löwenfigur. Von da an fragte er nach Figuren, die er aus Büchern, Filmen oder von seinen Spielzeugen her kannte.

Freundinnen ermutigten sie, einen Instagram-Account zu eröffnen. Sie postete 2015 ihre erste Kreation, innerhalb eines Monats gingen ihre Posts viral und ein paar Monate später gab sie ihre Karriere im medizinischen Bereich auf, um Vollzeit Food Artist zu werden. 

Laleh Mohmedi, wobei störe ich Sie gerade?

Ich habe mir ein paar Wochen freigenommen, um an einem Food-Art-Buch mit der Herzogin von York Sarah Ferguson zu arbeiten, das im Oktober erscheinen wird. 

Wissen Sie, wie viele essbare Kunstwerke Sie bisher geschaffen haben?

Zu viele! Hunderte, einige habe ich nicht einmal online gestellt, da sie mir nicht gefallen haben.

Auf welches sind Sie besonders stolz?

Ich habe ein paar Lieblingsstücke. Im Moment hauptsächlich diejenigen aus meiner Serie «Humans of the World». Da es wegen Corona immer noch Reiseverbote gibt, möchte ich auf meiner Plattform einmal um die Welt führen.

Beispielsweise ist da Pappous, ein griechischer Grossvater, gefertigt aus Kartoffelpüree, Fadennudeln, schwarzen Bohnennudeln, Fladenbrot, Kakaonibs, Gojibeeren, Roggenbrot, Zuckerschoten und Gurke. Denn Griechenland steht auf meiner Liste der Länder, in die ich reisen werde, sobald das Reiseverbot vorbei ist. 

Oder die hinduistische Frau, die ich aus Kartoffelpüree (mit Kakaopulver eingefärbt), Rotkohl, Nudeln, Gurken, Kürbis, gelbe Spalterbsen, Chiasamen und Fladenbrot kreiert habe.

Oder auch diese Kreation, die durch das Volk der Surma inspiriert ist, aus Kartoffelpüree, Mehl, Heidelbeeren, Maiskörner, Enoki-Pilzen, Ei, Goji-Beeren, Tee und Fladenbrot. 

Die Bilder sehen sensationell aus, aber mal ehrlich, schmecken sie auch gut?

Ja, auf jeden Fall! Die Kreationen, die es zu essen gibt, sind köstlich. Die meisten Rezepte werden im Buch zu finden sein. Sie wurden von vielen geschmacklich getestet und alle haben den Daumen nach oben gegeben. Die aus Kartoffelpürees geformten Kreationen hingegen sind definitiv nicht lecker. Sie sind steinkalt, fade und viele der Zutaten passen nicht zusammen, aber sie sind ja auch nicht zum Essen gemacht.

Wie lange arbeiten Sie jeweils an einem Bild?

Zur Person: Laleh Mohmedi
Laleh Mohmedi Food Künstlerin, Food Designerin, Jacobs Food Diaries
Instagram, Laleh Mohmedi, Jacobs Food Diaries

Laleh Mohmedi ist Influencerin, Foodkünstlerin und Schöpferin von Jacob's Food Diaries. Sie ist 38 Jahre alt, geboren im Iran und nach Australien gezogen, als sie vier war. Sie hat zwei Kinder, Jacob und Charlie. 2015 postete die Mutter ihre erste Kreation auf Instagram, innerhalb eines Monats gingen ihre Kreationen viral und ein paar Monate später gab sie ihre Karriere in der medizinischen Personalrekrutierung auf, um Vollzeit Food Artist zu werden. Inzwischen wird sie von Firmen wie Disney, Nickelodeon und  Universal Pictures gebucht und gibt ihr Wissen in Workshops weiter. 

Es hängt von der Kreation ab. An den skulpturalen Bildern arbeite ich ein paar Stunden, da sie nicht zum Essen gemacht sind. Für die Kreationen, die Mahlzeiten sind, benötige ich zwischen 20 und 40 Minuten. Das ist abhängig von den Zutaten, zum Beispiel, ob diese geschmort werden müssen.

Was inspiriert Sie?

Meine Kinder. Sie sagen mir immer, welche Figuren ich machen soll.

Sie wurden im Iran geboren und sind dann im Alter von vier Jahren nach Melbourne ausgewandert. Wie beeinflussen Ihre eigenen Kindheitserinnerungen Ihre Arbeit?

Ja, ich bin sehr stolz auf mein iranisches Erbe. Essen ist ein grosser Teil unserer Kultur. Als ich aufwuchs, waren meine Grossmutter und meine Mutter grossartige Köchinnen. Vor allem meine Mutter, die auch heute noch die tollsten Gerichte kocht. Nicht nur mit dieser Esskultur aufzuwachsen, sondern auch mit gutem, nahrhaftem Essen, war eine grosse Inspiration für meine heutige Kochkunst. Die iranische Küche ist voll von frischen Kräutern, Gemüse und Gewürzen – einfach köstlich.

Kinder neigen dazu, Ungesundes zu mögen. Wie finden sie Geschmack an gesunden Essgewohnheiten?

Ich war schon immer ein grosser Verfechter von Bio-Kost für meine Kinder. Ich habe das grosse Glück, dass beide keine wählerischen Esser sind und eher gesunde Mahlzeiten geniessen als ungesunde. Aber es sind eben Kinder – sie lieben Glace und Schokolade. Ich denke, Kinder sollten Süsses geniessen können, denn das ist es, worum es in der Kindheit geht, aber eben in Massen.

Ihren Blog haben Sie nach Ihrem Sohn Jacob genannt. Mögen er und seine jüngere Schwester Gemüse, auch wenn es keinen Teller in künstlerischer Form gibt?

Ja absolut, sowohl Jacob als auch Charlie lieben Gemüse und das, obwohl sie hauptsächlich normale Mahlzeiten essen.

Wie oft bekommen Ihre Kinder ein essbares Kunstwerk auf den Teller?

Nicht mehr oft, da dies inzwischen ein Beruf für mich ist und die meisten meiner Kreationen für Auftragsarbeiten sind. Aber diejenigen, die aus Früchten oder Nudeln gemacht sind, essen sie gern. Für meine Kinder kreiere ich maximal dreimal in der Woche.

Ihre Arbeit inspiriert mich, auch ich bemühe mich, schöne Teller für meine Tochter zu kreieren. Welchen Rat würden Sie Leuten geben, die mit ihren Kindern Food Art machen wollen?

Oh, das ist so schön, danke. Ich würde sagen, lasst euch auf jeden Fall darauf ein, mit den Kindern kreativ zu werden. Kinder kümmert es nicht, wie toll die Kreation aussieht, sondern es geht ihnen um das gemeinsame Erlebnis.