Höhenfieber-Kolumne Jahre kommen und gehen – die Zeit bleibt für immer

Von Caroline Fink

25.12.2022

Wenn auf der einen Seite der Erde Nacht herrscht, scheint auf der anderen die Sonne.
Wenn auf der einen Seite der Erde Nacht herrscht, scheint auf der anderen die Sonne.
Bild: Caroline Fink

Jahre kommen und gehen: Ist es hier bitterkalt, blühen auf der anderen Seite der Welt Kirschbäume: Dies sah die Kolumnistin gerade in Neuseeland. Ihren letzten Beitrag widmet sie dem Mysterium der Zeit.

Von Caroline Fink

Es schneit vor meinem Fenster und die Kirchglocken läuten zu Mittag. Derweil schlafen die Menschen in Neuseeland, um tags darauf eine Sommerparty zu schmeissen.

Das wusste ich längst, doch nun weiss ich es richtig.

War ich doch jüngst zum ersten Mal down under in Neuseeland und erlebte, was das heisst: Wenn bei mir ein Tag stattfindet, der in der Schweiz noch nicht einmal angekommen ist; und daheim der Herbst naht, während bei mir der Frühling anbricht.

Eigenartig war das.

Mir war, als blickte ich in den Raum der Zeit. Eine Zeit, die sich um sich selbst zu drehen scheint. Tag und Nacht, Winter und Sommer. Ein Wechselspiel in Form eines Perpetuum Mobiles.

Zur Autorin: Caroline Fink
Bild: Gaudenz Danuser

Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin, mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur, was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.

Und zugleich ein Karussell, auf dessen Pferdchen wir selbst sitzen. Mit dem Unterschied, dass sich die Zeit nicht nur im Kreis dreht, sondern auch vorwärtsgeht. Ein Rösslispiel quasi, das vorwärts schreitet – welch wundersamer Gedanke!

Eine Ruhe, die das Innehalten leichter macht

Wahrscheinlich haben wir Menschen deshalb Momente geschaffen, in denen wir nach vorn und zurückblicken. Um dieses Wunder der Zeit zumindest ansatzweise zu verstehen. Was gerade jetzt besonders gut geht. Wenn das Jahr sich dem Ende zuneigt und mit dem Schnee und den langen Nächten eine Ruhe einkehrt, die das Innehalten leichter macht.

Auch ich blicke in diesen Tagen nach vorn und zurück. Beginnt doch mit dem Jahreswechsel für mich manch Neues, derweil anderes zur Neige geht.

So etwa diese Kolumne.

Dieses hier ist die letzte ihrer Art, weil ich mich ab 2023 noch mehr der Fotografie widmen werde. So schreibe ich diese Zeilen auch mit Wehmut, hat es doch Freude gemacht, werte Lesende, während vier Jahren und einem Monat für Sie zu schreiben.

Vier Jahre, in denen viel geschehen ist. Eine Pandemie und einen Krieg in Europa brachten sie uns. Oder Hitzewellen wie nie zuvor. Allesamt Dinge, die so einschneidend waren, dass es für einmal etwas Wahres hat, zu sagen: Die Welt sei heute eine andere als zuvor.

Und zugegeben: Es gibt Gründe, die besorgt in die Zukunft blicken lassen.

Doch als ich in Neuseeland war, konnte ich mich selber vergewissern: Selbst wenn gerade Nacht herrscht, scheint auf der anderen Seite die Sonne. Und während es an einem Ort bitterkalt wird, blühen auf der anderen Seite die Kirschbäume.

In dem Sinn wünsche ich Ihnen besinnliche Festtage, einen frohen Jahreswechsel und im neuen Jahr viel Wärme und Blumen.

Und sage: à bientôt – auf Wiedersehen anderswo!


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