Kolumne am Mittag Kurz, aber heftig – als die Borer-Fieldings Berlin aufmischten

Von Bruno Bötschi

26.2.2020

Sorgten vor 20 Jahren für Wirbel in Berlin und Bern: Thomas und Shawne Borer-Fielding. Das Bild entstand 2002 am Karneval in Aachen.
Sorgten vor 20 Jahren für Wirbel in Berlin und Bern: Thomas und Shawne Borer-Fielding. Das Bild entstand 2002 am Karneval in Aachen.
Bild: Getty Image

Vor rund 20 Jahren wurden Thomas Borer-Fielding, damals der Schweizer Botschafter, und seine Frau Shawne zum Berliner Glamourpaar. In Bundesbern fand man das unerhört – und die Geschichte endete abrupt.

Das hatte es vorher noch nicht gegeben: Einen Schweizer Botschafter, der beim traditionsreichen Karneval im nordrhein-westfälischen Aachen zum Ritter des «Ordens wider den tierischen Ernst» geschlagen wird und dessen Büttenrede, inklusive Tells Geschoss als Kopfschmuck, sogar live im Deutschen Fernsehen übertragen wird. Geschehen ist dies im Januar 2002.

Und sie waren das Stadtgespräch in Berlin, galten sogar in Deutschland als die besten Lieferanten von Small-Talk-Themen: Botschafter Thomas Borer und seine Frau, die Texanerin Shawne Fielding.

Begonnen hatte das «mit Glamour, Politik, Sex und Crime angereicherte Realitydrama» vor etwas mehr als 20 Jahren im Herbst 1999, kurz nach der Berufung von Herrn Borer als Schweizer Botschafter in Deutschland. Damals gelangten Fotos von einer Party bei einem Star-Coiffeur in die Illustrierten – sie zeigten die Borer-Fieldings in ausgefallener Kostümierung.

Dann sei an die rauschende 1.-August-Party ein Jahr später erinnert. Es hiess, der Botschafter habe über der Nationalgalerie eines der grössten privaten Feuerwerke gezündet, welches die deutsche Hauptstadt je gesehen habe.

«Ich muss ja nicht so wahnsinnig begeistert sein»

Gelegenheit zu weiteren fröhlich-bunten Auftritten bot auch der Wiederbezug des unglaublich gelegenen, alten Schweizer Botschaftsgebäudes unweit vom Reichstag. Dass Thomas Gottschalk das Ehepaar in seine Samstagabendkiste «Wetten, dass ...» einlud, hui, irre.

Bundesbern und bunt? Genau, eine unmögliche Kombination. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Borer-Fieldings erregten je länger, desto mehr den Unmut unter den braven Beamten in der 950 Kilometer entfernten helvetischen Hauptstadt.

Eine erste Rüge handelte sich Botschafter Borer ein, als er zu Gast in der Satiresendung «Viktors Spätprogramm» war und eine Bemerkung über die angebliche Vorliebe des Scorpions-Sängers Klaus Meine für Männer machte.



Bundesrat Joseph Deiss verlangte in der Folge bei einer halbstündigen Aussprache in Bern eine gezieltere Auswahl der Auftritte. Tage danach antwortete Herr Deiss auf eine besorgte Anfrage eines Parlamentariers im Nationalrat: «Ich muss ja nicht so wahnsinnig begeistert sein von diesem Botschafter.»

Als Cowgirl mit Pistole in der Botschaft

Noch weit weniger begeistert gewesen sein soll der Aussenminister, als er Monate später eine Ausgabe der deutschen Illustrierten «Max» in die Hände bekam. Auf Bildern war Frau Borer-Fielding zu sehen, wie sie auf einem Pferd reitet – und zwar durch die heiligen Botschaftshallen!

Damit nicht genug: Frau Borer-Fielding posierte in den Räumlichkeiten der Schweizer Botschaft mal als Cowgirl mit Pistole, mal als Diva in Abendrobe sowie in den amerikanischen und Schweizer Landesfarben. Es heisst, Bundesrat Deiss soll geschäumt haben – weshalb sich die Texanerin Borer-Fielding reuig gab und sich offiziell für ihren ungebührlichen Auftritt entschuldigte.

Der Rest der Geschichte ist bekannt: An Ostern 2002 machte der «Sonntagsblick» mit der Zeile «Borer und die nackte Frau» auf. Diese Schlagzeile und das, was daraus folgte, sollte dann noch für längere Zeiten die Anwälte beschäftigen.

Kurz nach den österlichen Festtagen verkündete Bundesrat Deiss Borers Versetzung aus Berlin nach ... Bern. Der Botschafter wollte sich das nicht gefallen lassen, er vermisste Loyalität. Er plädierte auf unschuldig und quittierte den diplomatischen Dienst. Die deutschen Zeitungen berichteten auf der Frontseite darüber.

Der Glamour war vorbei, die Aufregung nicht. Dazu sei aber nur so viel erwähnt: 2010 trennte sich das Ehepaar Borer-Fielding.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Zurück zur Startseite