Verrückte Reisen Steve Fossett und andere Abenteurer – mit hartgekochten Eiern und drei Ballkleidern um die Welt

Sibylle Peine, dpa

22.1.2021 - 13:59

Einer der vielen Exzentrikern, die im Buch «Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus» vorgestellt werden: Der US-amerikanische Milliardär Steve Fossett war süchtig nach Abenteuern und Rekorden.
Einer der vielen Exzentrikern, die im Buch «Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus» vorgestellt werden: Der US-amerikanische Milliardär Steve Fossett war süchtig nach Abenteuern und Rekorden.
Bild: Keystone

Ob zweieinhalb Monate lang mit dem Fahrrad, knapp 400 Kilometer pro Tag wie der Schotte Mark Beaumont oder eine 20-tägige Nonstop-Fahrt im Ballon wie der Schweizer Bertrand Piccard: Ein neues Buch feiert alle, die ungewöhnliche Wege wählten, um einmal um die Welt zu kommen.

Vier junge Rumänen machten sich 1910 von Bukarest aus auf den Weg, einmal um die Welt zu wandern. Sie verstanden ihr Vorhaben nicht nur als sportliche Herausforderung, sondern auch als Werbetournee für rumänisches Brauchtum. Entsprechend folkloristisch waren sie gekleidet, an ihren Füssen trugen sie nicht etwa Wanderschuhe, sondern Sandalen.

Während ihrer mehrjährigen Tour, die in einem wilden Zickzack durch die Kontinente ging, verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen musikalischen Darbietungen. Leider überlebte am Ende von dem Vierergespann nur einer die ungewöhnliche Weltumrundung. Drei starben durch Krankheit, Unfall oder eine Überdosis Opium. Nur Dumitru Dan kehrte 1916 nach Bukarest zurück. Er hatte auf der Wanderreise 500 Paar Sandalen verschlissen.

Die Geschichte von den vier rumänischen Wanderhelden dürfte nur Insidern bekannt sein. Festgehalten ist sie in dem Buch «Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus», eine wahre Fundgrube für Reiselustige, Abenteurer und all diejenigen, die Freude an aussergewöhnlichen Lebensgeschichten und Guinness-Rekorden haben.

64'000 Kilometer, 29 Länder, sechs Jahre

In Zeiten, da das Reisen durch eine Pandemie so eingeschränkt ist wie seit langem nicht mehr, ist es ausserdem ein Buch zum Träumen, das mit seinen vielen Bildern, Karten und Grafiken in ferne, im Moment kaum erreichbare Welten entführt.

Ob zu Fuss, mit dem Rad, dem Auto oder dem Flugzeug, die Geschichte vom Reisen um die Welt ist auch eine Geschichte der Rekorde. Der Ansporn, in einer bestimmten Disziplin der oder die erste und schnellste zu sein, war seit jeher ein wesentliches Motiv für die meisten Weltumrunder.

«Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus», herausgegeben von Lonely Planet.
«Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus», herausgegeben von Lonely Planet.
Bild: Mairdumont/dpa

Nicht immer allerdings war die Beweislage klar. Besonders umstritten war der «Runningman» Robert Garside. Der Engländer behauptete im Jahr 2003, als erster Mensch im Laufschritt die Welt umrundet zu haben – 64'000 Kilometer durch 29 Länder in sechs Jahren. Doch schon während seiner Tour kamen Zweifel an seiner Dokumentation auf.

Der Läufer gab schliesslich kleinlaut zu, einige Tagebuch-Onlineeinträge erfunden zu haben. Es folgte ein jahrelanges Hickhack. In den Medien wurde Garside teilweise als Scharlatan und Witzfigur abgetan. Doch am Ende rehabilitierte ihn ausgerechnet sein schärfster Pressekritiker.

Unter den vielen Exzentrikern, die das Buch vorstellt, war er wohl einer der grössten:

Der US-amerikanische Milliardär Steve Fossett war süchtig nach Abenteuern und Rekorden. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang ihm 2002 eine spektakuläre Nonstop-Weltumrundung mit dem Ballon. Er brauchte dafür nur etwas mehr als 14 Tage. Während dieser Zeit lebte er in einer gerade einmal 2 Meter langen und 1,5 Meter breiten Kapsel und ernährte sich von Dosenfutter. Fünf Jahre später stürzte er bei einer deutlich weniger spektakulären Tour mit einem Leichtflugzeug ab.

Wagemut und Pioniergeist

Auch viele Frauen zeichneten sich durch Wagemut und Pioniergeist aus. Die Mülheimer Industriellentochter und Rennfahrerin Clärenore Stinnes fuhr 1929 erstmals in einem Stück mit einem Automobil um die Welt. Neben einer Kiste Dynamit, Zigaretten und 178 hartgekochten Eiern hatte sie für alle Fälle auch drei Ballkleider mit im Gepäck.

Die Starreporterin Nellie Bly bewies in einer von grossem Medienrummel begleiteten Tour, dass sie weniger als 80 Tage brauchte, um mit Eisenbahn und Schiff um die Welt zu reisen. Natürlich war eine solche Fahrt für eine Frau im Jahr 1889 noch recht abenteuerlich.

Auch ein Schweizer kommt im Buch vor: Am 1. März 1999 startete Bertrand Piccard zusammen mit dem Briten Brian Jones als Kopilot, mit dem Breitling Orbiter 3 in Château-d’Œx und landete nach 45'755 Kilometern Fahrt am 21. März 1999 in der Wüste in Ägypten. In 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten schaffte er die erste Weltumrundung mit einem Ballon ohne Zwischenlandung.
Auch ein Schweizer kommt im Buch vor: Am 1. März 1999 startete Bertrand Piccard zusammen mit dem Briten Brian Jones als Kopilot, mit dem Breitling Orbiter 3 in Château-d’Œx und landete nach 45'755 Kilometern Fahrt am 21. März 1999 in der Wüste in Ägypten. In 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten schaffte er die erste Weltumrundung mit einem Ballon ohne Zwischenlandung.
Bild: Keystone

Aber auch in jüngerer Zeit riskierten Frauen viel. Die Engländerin Elspeth Beard musste bei ihrer Motorradfahrt von 1982 bis 1984 nicht nur gegen Wetterunbilden und technische Pannen aller Art ankämpfen, sondern sich auch noch häufig männlicher Übergriffe erwehren. Zu allem Überfluss wurde ihre herausragende Leistung bis in jüngster Zeit auch noch verkannt.

Neben diesen wunderbaren Geschichten enthält das Buch auch viele kuriose Details. So brachte der Brite Ed Pratt das Kunststück zustande, die Welt in 40 Monaten mit einem Einrad zu umrunden. Und nicht etwa Asiaten, sondern zwei Deutsche absolvierten die mit über 37 000 Kilometern längste je registrierte Fahrt mit einem Tuk-Tuk!

Bibliografie: Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus, - Lonely Planet(Hrsg.), Mairdumont, Ostfildern, 328 Seiten

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Sibylle Peine, dpa