Die Letzten ihrer Art Velogemel-Weltmeisterschaft: Der Plauschanlass der Perfektionisten

Nicolai Morawitz

9.2.2019

So trainiert ein Velogemel-Weltmeister in Grindelwald

So trainiert ein Velogemel-Weltmeister in Grindelwald

Es gibt Velos, es gibt Schlitten und es gibt Velogemels. Martin Stebler ist Weltmeister in dem Fahrradschlitten-Sport. Und auch seine Tochter rast auf dem hölzernen Gefährt die Pisten herunter.

11.02.2019

Seit etwa 15 Jahren fährt Martin Stebler Velogemel – an diesem Sonntag muss er in Grindelwald seinen Weltmeistertitel verteidigen. «Bluewin» hat ihn zuvor beim Training getroffen.

Die Bussalp oberhalb von Grindelwald: Aus gelben Bussen strömen Ausflugsgäste, im Gepäck haben sie ihre Schlitten. Es herrscht eine lockere Atmosphäre, und die Sonne strahlt. Unter den Personen ist auch Martin Stebler – auch er wirkt entspannt, und doch ist ihm anzumerken: Nur zum Spass ist der Solothurner nicht hier hinaufgefahren. 

Er hat seinen Velogemel im Schlepptau, und dieser ist auf Hochleistung getrimmt. Der 42-jährige konnte sich im letzten Jahr bei der Velogemelweltmeisterschaft die Krone aufsetzen, doch seitdem ist viel Zeit vergangen – und die Konkurrenz schläft nicht. «Es ist zwar nur ein Plauschanlass, doch an der Spitze des Feldes wird nichts dem Zufall überlassen», sagt Stebler.

2018 hatte er vier Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Stebler, der als Architekt arbeitet,  vertraut bei seinem Velogemel auf eine Massanfertigung. Die Kufen sollen schöne Kanten aufweisen und eine möglichst glatte und durchgehende Auflagefläche bieten. Auch seine Konkurrenten lassen beim Wettbewerb nichts unversucht: Einer griff früher gar zu einer Speckschwarte, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen.

Stebler ist schon mit dem Grossvater nach Grindelwald in die Ferien gefahren — damals noch ohne Velogemel.
Stebler ist schon mit dem Grossvater nach Grindelwald in die Ferien gefahren — damals noch ohne Velogemel.
Bluewin/mn

«Velogemeln ist wie Schlitteln, nur entspannter»

Zum Velogemelfahren gekommen ist Stebler durch eine Freundin, die bei Grindelwald Tourismus arbeitete. Das ist schon 15 Jahre her. «Am Velogemelfahren fasziniert mich die Mischung aus Geschwindigkeit und hundertjähriger Tradition», sagt Stebler.



Mittlerweile ist auch seine Tochter in seine Fussstapfen getreten. Die Zwölfjährige wurde in der Kategorie «Damen Juniorinnen» 2018 ebenfalls Velogemel-Weltmeisterin. Doch noch ist der Vater schneller auf seinem Fahrradschlitten unterwegs. Die Woche vor der Weltmeisterschaft verbringt er bereits in Grindelwald.

Wer kurzentschlossen ist und die beiden herausfordern möchte, kann sich für die Velogemel-Weltmeisterschaft am 10. Februar noch bis zum Rennstart anmelden. Das Startgeld für Erwachsene beträgt 20 Franken und für Juniorinnen 15 Franken. Gestartet wird auf der Bussalp ab zwölf Uhr, dies in Intervallen von 30 Sekunden. Velogemel können am Bahnhof Grindelwald ausgeliehen werden.

'Born to be wild' auf der Bussalp: Stebler mit seinem Trainingskollegen.
'Born to be wild' auf der Bussalp: Stebler mit seinem Trainingskollegen.
Bluewin/mn

Serie «Die Letzten ihrer Art»

Nicht nur Sprachen, Kantone und Landschaften sorgen für die Vielfalt der Schweiz – es sind auch Berufe, Orte und Traditionen. Einige von ihnen könnten bald verschwunden sein. «Bluewin» hat deshalb die «Letzten ihrer Art» gesucht. Oben in der Seitenleiste finden Sie eine Auswahl der übrigen Beiträge.

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