Bötschi fragt Esteriore Brothers (Teil 1) «Der Fan in New York war total aus dem Häuschen, als er uns sah»

Von Bruno Bötschi, Laufen BL

27.4.2024

Die Esteriore Brothers erobern musikalisch die Welt

Die Esteriore Brothers erobern musikalisch die Welt

Lange wollte niemand etwas von den singenden Brüdern aus Laufen BL wissen – bis ihre Videos mit A-cappella-Versionen von Italo-Hits im Netz weltweit viral gingen. Seither sind die Esteriore Brothers in über 20 Ländern aufgetreten.

16.04.2024

Die Esteriore Brothers aus Laufen BL feiern weltweit Erfolge. Hier sprechen Amedeo, Gabriele, Mimmo und Piero über ihre millionenfach geklickten Videos im Netz, ihre Welttournee, und was das mit der Familie macht.

Von Bruno Bötschi, Laufen BL

27.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Lange wollte kaum jemand etwas von den vier singenden Brüdern aus Laufen BL wissen – bis ihre Videos mit A-cappella-Versionen von Italo-Hits vor anderthalb Jahren im Netz weltweit viral gingen.
  • Seither sind die Esteriore Brothers in über 20 Ländern aufgetreten – von Dubai über Italien und Mexiko bis Australien.
  • In Kürze gehen Amedeo (26), Gabriele (28), Mimmo (39) und Piero Esteriore (46) auf Welttournee, bevor am 7. Juni ihr Album «Viva Italia» erscheint.
  • «Mich hat unser Besuch in New York City berührt. Ein Fan ist extra aus Philadelphia angereist, damit er uns live erleben kann», spricht Gabriele Esteriore im Interview mit blue News über einen besonderen Moment der letzten Monate. «Der Mann trug eine Esteriore-Brothers-Bomberjacke und war total aus dem Häuschen, als er uns sah.»

Amedeo, Gabriele, Mimmo und Piero Esteriore, ich stelle euch in den nächsten 45 Minuten möglichst viele Fragen. Und ihr antwortet bitte möglichst kurz und schnell. Wenn euch eine Frage nicht passt, könnt ihr auch einmal «Weiter» sagen.

Amedeo: Okay, wir sind parat.

Pasta oder Fondue?

Amedeo, Gabriele, Mimmo und Piero (im Chor): Pasta.

Basel oder Rom?

Amedeo, Gabriele, Mimmo und Piero (im Chor): Rom.

Gibt es eine Künstlerin oder einen Künstler, die/der euer Leben nachhaltig verändert hat?

Gabriele: Elvis und Michael Jackson …

Piero: … die zwei ganz sicher.

Amedeo: Lucio Battisti und Lucio Dalla.

Mimmo: Vasco Rossi.

Zum Autor: Bruno Bötschi
blue News

blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.

Was in eurem Leben ist vergleichbar mit der Leidenschaft für die Musik?

Mimmo: Meine Leidenschaft für den Beruf als Coiffeur.

Gabriele: Die Liebe zu einer Frau.

Amedeo: Liebe und Familie.

Piero: Gesundheit.

Wofür hattet ihr den letzten anderthalb Jahren zu wenig Zeit?

Mimmo: Wir hatten zu wenig Zeit, um Pause zu machen und zu regenerieren …

Amedeo: … und zu realisieren, was alles passiert ist.

Mimmo: Und ich hatte zu wenig Zeit, um regelmässig Sport zu treiben.

Werden eure Partnerinnen hin und wieder eifersüchtig, weil ihr so viel Zeit miteinander verbringt?

Amedeo, Gabriele und Piero (im Chor): Nein.

Mimmo: Aber es stimmt schon, in den letzten Monaten hatte ich oft zu wenig Zeit für die Familie und konnte mich nicht richtig um den Haushalt kümmern.

Amedeo: Nachdem im Januar 2023 unser erstes Video viral gegangen ist, veränderte sich die familiäre Situation von uns allen komplett.

Demnach seid ihr noch am Ausprobieren, wie es am besten funktioniert?

Piero: Ich finde, bisher haben wir es alle nicht schlecht gemeistert. Wir besuchten in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Länder, waren also oft weg. Das bedeutet viel Arbeit – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Familien daheim.

Gabriele: Ohne die Unterstützung von unserer Nächsten hätten wir das alles nicht geschafft.

Wieso heisst ihr Esteriore Brothers und nicht Esteriore Fratelli?

Piero: Wir sind mit unseren Videos weltweit viral gegangen – von Dubai über die USA und Mexiko bis Australien. Zudem singen wir neben Italienisch auch auf Englisch. Deswegen nennen wir uns Brothers und nicht Fratelli.

Mimmo: Und unter uns gesagt: Wir liessen uns von Blues Brothers inspirieren (lacht).

«Wir besuchten in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Länder, waren also oft weg. Das bedeutet viel Arbeit – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Familien daheim»: Mimmo, Amedeo, Piero und Gabriele Esteriore (von links nach rechts).
«Wir besuchten in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Länder, waren also oft weg. Das bedeutet viel Arbeit – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Familien daheim»: Mimmo, Amedeo, Piero und Gabriele Esteriore (von links nach rechts).
Bild: Das Zelt

Im Januar 2023 ging eure A-cappella-Version von Ricchi e Poveris «Sarà perché ti amo» mit über 6 Millionen Views auf der Social-Media-Plattform Tiktok viral. Amadeo, du bist zusammen mit eurem Cousin Moreno für die sozialen Medien zuständig. Verrätst du mir, wir ihr das geschafft habt?

Amedeo: Wochen vorher kam ich von der Arbeit heim und sagte zu meinen drei Brüdern: «Komm, wir geben etwas Gas und drehen ein paar Videos.» Die Reaktion auf meinen Input war nicht gerade positiv. Was das bringen solle, wollten meine Brüder wissen. Dazu musst du wissen: Kurz vorher hatte ich das Originalvideo von Ricchi e Poveri gesehen und plante, etwas Ähnliches zu realisieren – mit dem Unterschied, dass wir den Song in einer A-cappella-Version singen würden.

Wie ging es danach weiter?

Amedeo: Nachdem wir das Video produziert hatten, stellte ich es an einem Nachmittag im Januar 2023 auf Tiktok. Während der Nacht ging es viral. Als ich am Morgen nachschaute, hatten es bereits über 1,2 Millionen Menschen weltweit angesehen. Und die Zahl stieg und stieg und stieg immer weiter. Kurz danach beschlossen meine drei Brüder und ich, dass wir weitere Videos produzieren wollen. Als diese ähnlich gut ankamen, gingen wir mit dem Camper auf Tour.

Piero: Wir waren wochenlang am Wochenende in Europa unterwegs und machten Strassenmusik.

Amedeo: Und das alles ohne Bewilligung (lacht). Aber wir haben auch kein Geld verlangt.

Warum funktionieren eure Covers von Italo-Hits in den sozialen Medien dermassen gut – hat es mit euren Stimmen zu tun oder mit eurem Aussehen?

Amedeo: Die sozialen Medien funktionieren sehr visuell. Und das tun auch unsere Videos. Aber natürlich sind auch unsere Stimmen wichtig und das Lebensgefühl, das wir in den Videos verkörpern.

Piero: Unsere Italianità kommt beim Publikum an, obwohl die italienische Musik bei den Radiostationen zurzeit nicht sehr präsent ist. Ich denke jedoch, es gibt immer wieder Phänomene im Netz, deren Erfolg niemand erklären kann. Und darum: Wir sind glücklich und dankbar für alles, was wir seit anderthalb Jahren erleben dürfen.

Wer kann am besten singen von euch vier Brüdern?

Amadeo: Ich behaupte, Gabriele und Piero sind die besten Sänger.

Piero: Ich finde, jeder von uns trägt mit seiner Stimme zum Erfolg bei.

Seit Januar 2023 reitet ihr auf einer Erfolgswelle: Eure A-cappella-Versionen von Italo-Hits werden auf Tiktok, Youtube und Instagram oft von mehr als 20 Millionen Follower*innen angeschaut. Gabriele, wie fühlt es sich an, wenn man an Videos beteiligt ist, die von mehr Zuschauer*innen angeguckt werden, als die Schweiz Einwohner*innen hat?

Gabriele: Total surreal. Und was man dabei nie vergessen sollte: Hinter diesen Zahlen stecken Menschen. Ich bin immer wieder überwältigt, wenn ich sehe, wie wir vier Brüder aus dem schönen Laufental mit unserer Musik sogar Menschen auf der anderen Seite der Welt erreichen.

Piero: Ein megaschönes Gefühl.

Piero, ist es zu viert auf der Bühne einfacher als allein?

Piero: Oh ja, zu viert hast du viel weniger Arbeit.

Amedeo: Du musst weniger Text auswendig lernen (lacht).

Piero: Auftritte zu viert sind gemütlicher. Ich bin nicht mehr auf mich allein gestellt, sondern es stehen noch drei weitere Pieros auf der Bühne. Das ist genial.

Mimmo, wann hast du zuletzt die Handbremse gezogen und zu deinen drei Brüdern gesagt: «Moment … piano.»

Mimmo: Gestern.

(Amedeo, Gabriele und Piero lachen im Chor.)

Mimmo: Wir kamen am Wochenende aus Ägypten zurück (Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand am Montag, 15. April 2024, statt) und hatten viel Glück. Hätten wir unseren Abflug nur ein paar Stunden später geplant, würden wir noch immer im ägyptischen Strandort Hurghada festsitzen, weil wegen des iranischen Angriffes auf Israel der Flughafen geschlossen wurde. Seit wir nicht mehr mit dem Camper unterwegs sind, lege ich meinen Brüdern immer wieder ans Herz, dass wir zwischen unseren Terminen mehr Zeit einrechnen sollten.

Was sagen deine Brüder jeweils, wenn du «Moment … piano» sagst?

Mimmo: Sie lachen.

Piero: Es stimmt, die Planung unserer Auftritte ist nicht immer einfach. Das Gute ist jedoch, wir sind vier Brüder und kennen uns alle sehr gut. Trotzdem gibt es hin und wieder Reibereien und Meinungsverschiedenheiten. Alles andere wäre aber auch nicht normal.

Kann Musik die Welt verändern?

Piero: Ja.

Mimmo: Die Welt kann nicht mit Musik verändert werden, dafür ist die politische Lage zu kompliziert. Aber Musik kann ein wunderbarer Begleiter sein – in guten genauso wie in schlechten Zeiten.

«Wir sind glücklich und dankbar für alles, was wir seit anderthalb Jahren erleben dürfen»: Mimmo, Amedeo, Piero und Gabriele Esteriore (von links nach rechts).
«Wir sind glücklich und dankbar für alles, was wir seit anderthalb Jahren erleben dürfen»: Mimmo, Amedeo, Piero und Gabriele Esteriore (von links nach rechts).
Bild: Moreno Theurillat

Seit Januar 2023 seid ihr in über 20 Ländern aufgetreten – von Italien über Dubai bis Australien. Was war das absolut Verrückteste, was ihr in dieser Zeit erlebt habt?

Amedeo: Die Australien-Tour war cool. Ich war vorher noch nie dort und hätte nicht erwartet, dass die Menschen dort uns bereits so gut kennen.

Piero: Australien war komplett verrückt. In Sydney durften wir in einer Halle vor über 3'500 Menschen spielen, in Perth waren es sogar 5'000.

Gabriele: Mich hat unser Besuch in New York City berührt. Ein Fan ist extra aus Philadelphia angereist, damit er uns live erleben kann. Er trug eine Esteriore-Brothers-Bomberjacke und war total aus dem Häuschen, als er uns sah.

Von welchem Moment hätte ihr euch gewünscht, dass er nie aufhört?

Piero: Unglaublich schön war unser Auftritt in der TV-Show «Schlagerchampions» von Florian Silbereisen. Die Stimmung kochte fast über, als die 15'000 Menschen im Saal mit uns zusammen das Lied «Mamma Maria» sangen. Damals wünschte ich mir, dass dieser Auftritt so noch stundenlang weiter gehen könnte.

Schon einmal im Hotel erwacht und im ersten Moment nicht mehr gewusst, wo ihr gerade geschlafen habt?

Gabriele: Ja.

Piero: Schon ein paarmal. Hin und wieder passiert mir auch, dass ich auf Reisen nicht mehr weiss, welcher Tag ist.

Mimmo: In Ägypten waren wir vergangene Woche kurz am Strand. Seither vermisse ich meine Schuhe und frage mich, wo ich sie verloren habe. Am Strand waren sie nicht und auch im Hotelzimmer nicht. Wenn so etwas passiert, frage ich mich jeweils, ob ich zu unkonzentriert bin oder vielleicht zu schnell lebe.

Doppelzimmer oder Einzelzimmer?

Piero: Im Camper schliefen wir alle zusammen und in den Hotels anfangs in Doppelzimmern.

Wer mit wem zusammen?

Piero: Ich meistens mit Mimmo und Amedeo mit Gabriele. Heute leisten wir uns meistens Einzelzimmer.

Amedeo: So ist es.


Der zweite Teil des Gespräches mit Amedeo, Gabriele, Mimmo und Piero Esteriore erscheint morgen Sonntag auf blue News.

Die Welttournee der Esteriore Brothers startet am 10. Mai im «Das Zelt» in Winterthur, bevor am 7. Juni ihr Album «Viva Italia» erscheint. Weitere Termine im In- und Ausland finden sich auf der Website der Band.

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