Der StrandkorbAus der Not erfunden, robust und von den Deutschen heiss geliebt
dpa
12.6.2020
Die Geschichte des Strandkorbes
An der runden Haube erkennt man den Ostsee-Strandkorb – hier in Travemünde.
Bild: Carsten Rehder
Die Nordsee-Modelle des Strandkorbs haben eine kantigere Haube.
Bild: Carsten Rehder
Dirk Mund, Chef der ältesten Strandkorbmanufaktur Deutschlands, neben den zukünftigen Strandkorb-Modellen mit Massagefunktion und Soundsystem.
Bild: Dörte Nohrden
Der erste Strandkorb 1882 war aus Weide geflochten. Mitarbeiter Heiko Stock stellt einen historische Prototypen her.
Bild: Dörte Nohrden
Flechter in Höchstform: In Sekundenschnelle werden die weissen, meterlangen Bänder im Wechsel um die Streben eines Holzgestells gefädelt.
Bild: Dörte Nohrden
Die Geschichte des Strandkorbes
An der runden Haube erkennt man den Ostsee-Strandkorb – hier in Travemünde.
Bild: Carsten Rehder
Die Nordsee-Modelle des Strandkorbs haben eine kantigere Haube.
Bild: Carsten Rehder
Dirk Mund, Chef der ältesten Strandkorbmanufaktur Deutschlands, neben den zukünftigen Strandkorb-Modellen mit Massagefunktion und Soundsystem.
Bild: Dörte Nohrden
Der erste Strandkorb 1882 war aus Weide geflochten. Mitarbeiter Heiko Stock stellt einen historische Prototypen her.
Bild: Dörte Nohrden
Flechter in Höchstform: In Sekundenschnelle werden die weissen, meterlangen Bänder im Wechsel um die Streben eines Holzgestells gefädelt.
Bild: Dörte Nohrden
Unverwüstlich und an deutschen Küsten nicht mehr wegzudenken: Die Geschichte des Strandkorbes beginnt 1882 – und wie viele gute Erfindungen mit einem Problem.
Die Spur führt zurück ins Rostock des 19. Jahrhunderts. Eine Dame betrat einst den Laden des Hof-Korbmachers Wilhelm Bartelmann. Von Rheuma geplagt, wollte sie dennoch nicht auf das Meer verzichten und beauftragte den Korbmacher mit einer Sitzgelegenheit für den Strand.
Dies brachte den jungen Bartelmann auf die Idee: Würde man einen Wäschekorb hochkant stellen, böte dies hervorragenden Schutz gegen Sonne, Sand und Wind. So kreierte der Korbmacher 1882 den ersten Weiden-Strandstuhl, zunächst ein einfacher Einsitzer. Aus ersten Spöttern wurden Neider, die Nachfrage stieg.
Um die saisonalen Umsätze zu steigern, kam Bartelmanns Gattin Elisabeth auf die Idee, die Weidenstühle nicht nur zu verkaufen, sondern am Strand zu verleihen. Im Sommer 1883 war in Seebad Warnemünde die erste Strandkorbvermietung geboren. Bald florierte das Geschäftsmodell in vielen weiteren Seebädern.
Was den Strandkorb so erfolgreich macht
«Ein Strandkorb bietet ja nicht nur Schutz vor Wind und Sonne, man mietet sich in Wirklichkeit ja ein Stück Erde, ein Stück Privatsphäre, das ist der psychologische Ursprung, warum es funktioniert», sagt Dirk Mund, Chef der in der ältesten Strandkorbmanufaktur Deutschlands auf der Ostsee-Insel Usedom.
Ein klassischer Familienstrandkorb erinnert bisweilen tatsächlich an eine Festung. Und manch einer behauptet, er sei die an den Strand verlegte Version des Schrebergartens – typisch deutsch eben. Positiv formuliert, ist es vielleicht Geborgenheit, die dieses Strandmöbel erzeugt.
Dass der Strandkorb bis heute ein deutsches Phänomen geblieben ist, kann Mund bestätigen. «Andere Länder gehen unsere Tradition einfach nicht mit und teils verbieten es auch Gesetze, Körbe an den Strand zu stellen. Es ist wohl kulturell nicht gewollt.»
Ob blau-weiss, rot-weiss oder bunt, in Deutschland prägen Strandkörbe das Bild der Seebäder. Mund schätzt, dass sich von Norderney bis Usedom etwa 110'000 Körbe verteilen. In ihnen wird gelesen, geträumt und der Blick aufs Meer genossen. Und das wohl noch in 100 Jahren.