Upcycling-Hochzeitsmode Dem Brautkleid ein neues Leben schenken 

Simone Andrea Mayer, dpa

1.8.2020

Wer nächstes Jahr heiraten möchte, sucht jetzt schon sein Brautkleid aus – denn die Lieferzeit ist oft lang. Bei der Auswahl sind Bräute ebenfalls vorausschauend, damit sie lange etwas vom Kleid haben.

Warum sollte man ein Kleid für mehrere Tausend Franken kaufen und es nur einen einzigen Tag im Leben tragen? Mal ganz abgesehen von der finanziellen Seite dieser Investition finden es viele Bräute schlichtweg schade, nicht noch weitere Anlässe für ihr schönes Brautkleid zu haben.

Daher würden Bräute sich auch vermehrt überlegen, ob und wie ihr Hochzeits-Outfit ein zweites Leben nach der Eheschliessung haben kann – etwa als schönes weissen Sommerkleid oder eingefärbt für ähnlich schicke Feste, meint Kerrin Wiesener vom Bund deutscher Hochzeitsplaner.

Das führt zu einer Trendveränderung: Angesagt sind beispielsweise «hübsche taillenhohe Röcke mit einem Spitzentop oder auch Jumpsuits», berichtet Wiesener. «Man kann auch so manches andere Kleid später auch noch so tragen, dass man darin eben nicht wie eine Braut aussieht – etwa einen Tüllrock mit einer Jeansjacke und Sneakers kombinieren.»

Brautmode wird alltagstauglicher

Und viele der angesagten Kleider seien nun leichter und auch alltagspraktischer als die übliche Brautmode, sagt Susan Lippe-Bernard, Chefredakteurin des «Braut & Bräutigam Magazins».



Zu der Entwicklung passt auch ein Kleiderstil, der in Trend kommt: «Minimalistisches, schönes und zeitloses Schneiderhandwerk, das auch in 20 Jahren noch gut aussieht», beschreibt Wiesener jene Modelle. Diese Kleider haben oft gerade Schnitte und eine sehr feminine Wirkung – obwohl sie durchaus auch hochgeschlossen sein können.

Insgesamt würden die Bräute auch weniger Geld für ein Kleid in die Hand nehmen – «denn das Geld geht eher in die Party, das war vor fünf Jahren noch nicht so», ergänzt Wiesener. Zumal inzwischen viele Modeketten für die normale Damenbekleidung auch Hochzeitskleider anbieten, und das zu vergleichsweise günstigen Preisen.

Trotz dieses Wunsches nach mehr Langlebigkeit für die Kleider, ändert sich an der Farbgebung kaum etwas. Die grosse Mehrheit der Brautoutfits für die Eheschliessung sind weiterhin weiss – auch wenn sich im Handel immerhin eine grosse Bandbreite an Weisstönen findet, etwa ein gelblicheres Beige oder ein ganz zartes, helles Lavendel. «Richtige Farben sind in der Regel aber nur Akzente im Outfit», so Wiesener.

Tiefe Ausschnitte und Cut-outs

Während für die einen etwas Schlichteres nun angesagt ist, setzen andere auf Kleider, die die Braut zum Hingucker machen – und zwar mit viel nackter Haut. Diese Kleider haben sehr tiefe Ausschnitte, hinten wie vorne, und sogenannte Cut-outs. Das sind bewusst gesetzte Löcher in der Kleidung, teils mit durchsichtigem Tüll oder Stickereien belegt. Man spricht dabei auch von der «Tattoospitze.» Diese Details zeigen Haut an besonders reizvollen Stellen des Körpers.



Ein neuer Fokus liegt auf den Armen: Die Braut darf nun lange Ärmel, mutigere sogar Trompeten- und Puffärmel tragen – auf die Spitze getrieben, erinnert das Kleid dann unter Umständen sogar an den Modestil der Renaissance. «Das sieht schon cool aus, aber man braucht dafür eine mutige Braut», findet Wiesener.

Diese Kleider haben oft einen Boho-Stil, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend zum Trend entwickelt hat – und erst mal erhalten bleibt, berichtet Lippe-Bernard. «Es gibt insgesamt ja gerade einen Rückbezug auf das, was Oma trug und hatte.» Das werde ihrer Ansicht nach auch 2021 so bleiben: «Je unsicherer die Zeiten, desto mehr Rückbesinnung gibt es.»


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