Nachrichtendienst-Chef «Alles kann plötzlich zu einer Waffe werden»

SDA/sob

2.3.2023 - 04:45

«Die Zeiten, in denen wir eine Krise nach der anderen erlebten, sind vorbei», sagt Christian Dussey, Direktor des Nachrichtendiensts des Bundes.
«Die Zeiten, in denen wir eine Krise nach der anderen erlebten, sind vorbei», sagt Christian Dussey, Direktor des Nachrichtendiensts des Bundes.
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Der Chef des Schweizer Geheimdienstes will künftig mit Politikern mehr Klartext reden. Das sei eine Lehre aus dem Ukrainekrieg, sagt Christian Dussey. Und mit Blick auf Putin: Der Nachrichtendienst müsse die Absichten der Gegner besser analysieren, nicht nur deren Fähigkeiten.

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Der Direktor des Nachrichtendiensts des Bundes (NDB) Christian Dussey malt ein von Ungewissheiten geprägtes Zukunftsbild. Der NDB müsse künftig – nach dem Lehrstück des Kriegs in der Ukraine – deutlichere Botschaften an die Politik richten.

Zudem müsse der NDB künftig neben den Fähigkeiten der Gegner, auch ihre Absichten besser analysieren. «Seit seiner Rede an der Münchner Sicherheitskonferenz im Jahr 2007 waren die imperialistischen und revanchistischen Ambitionen Wladimir Putins bekannt», sagt Dussey im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Donnerstag.

Dussey erwartet in Zukunft eine Welt von mehreren gleichzeitigen Krisen und ausgebreitetem Autoritarismus. Technologie, Biologie oder künstliche Intelligenz: «Alles kann plötzlich zu einer Waffe werden.»

Direkte Demokratie macht Schweiz widerstandsfähiger

Die Schweiz sei dank der direkten Demokratie aber von Natur aus widerstandsfähiger gegen Herausforderungen als andere Länder. Das politische System der Schweiz trainiere kontroverse Diskussionen und eine kritische Haltung gegenüber Autoritäten.

Auch der NDB sei es sich eher gewohnt, «den Machthabern die Wahrheit zu sagen». In autoritären Regimen sei dies schwierig.

Die europäische Sicht wird sich nach der Prognose von Dussey künftig um die westlichen Werte und Normen sowie um China drehen. Asien, Afrika und der Nahe Osten «werden eine viel stärker fragmentierte Welt mit mehreren Machtzentren sehen», sagt der NDB-Direktor.

Prognosen des NDB vergleicht er mit der Meteorologie: Zwar könne der Nachrichtendienst einen Hitzesommer vorhersagen, den genauen Zeitpunkt eines verheerenden Sturms aber nicht.