Von der Arktis nach Paris Beluga verirrt sich in die Seine

dpa

6.8.2022 - 00:00

Der verirrte Weisswal in der Seine. 
Der verirrte Weisswal in der Seine. 
Bild: Keystone/Eure fire service Service SDIS27

Tierschützer machen sich grosse Sorgen um den Weisswal. Sie befürchten, er könnte den Rückweg ins Meer nicht mehr finden und verhungern. So erging es erst im Mai einem anderen Meeressäuger.

6.8.2022 - 00:00

Ein Weisswal hat sich weitab von seinem Lebensraum in der Arktis in die Seine verirrt und damit sein Leben in Gefahr gebracht. Die französischen Behörden verfolgten am Freitag die Bewegungen des Belugas, der zwischen der Hauptstadt Paris und der Stadt Rouen schwamm – viele Kilometer vom Meer entfernt. Experten befürchten, der Wal könnte verhungern, wenn er den Ausgang aus dem Fluss nicht findet.

«Es ist ein ziemlich beeindruckendes Tier, das weiss ist (und) das ruhig zu sein scheint», sagte der Feuerwehrmann Patrick Hérot aus der Region Eure in der Normandie dem französischen Fernsehsender TF1. «Es scheint nicht gestresst zu sein und taucht regelmässig auf.» Das Tier war Anfang der Woche erstmals in der Seine gesichtet worden.

Sea Shepherd unterstützt Rettungsbemühungen

Die Behörden in der Region teilten mit, der Wal irre in einem 40 Kilometer langen Flussabschnitt zwischen zwei Schleusen nordwestlich von Paris umher. Er wirke besorgniserregend mager. Menschen mied der Meeressäuger: Er schwamm vor Booten davon, die ihn in Richtung Flussmündung zwischen den Häfen Le Havre und Honfleur zu lotsen versuchten.

Die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd Frankreich unterstützte die Rettungsbemühungen für den Wal. Sie entsandte Drohnen und ein Boot, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Das Tier brauche wahrscheinlich Nahrung und Hilfe, um in seinen natürlichen Lebensraum zurückzukehren, erklärte die Gruppe. Es sei unwahrscheinlich, dass der Wal im Süsswasser lange überleben könne. Er werde von den Geräuschen der Schiffe und Boote verwirrt. «Er ist zum Sterben verurteilt, wenn er in der Seine bleibt», sagte die Vorsitzende Lamya Essemlali TF1.

Essemlali sagte der Nachrichtenagentur AP, Sea Shepherd wolle den Wal mit Hering füttern, damit er bei Kräften bleibe. «Er kann sich in der Seine nicht selbst ernähren», sagte sie. Essemlali zufolge fände es ihre Organisation besser, wenn der Wal gefangen genommen und per Flugzeug in die arktischen Gewässer gebracht würde. Mit Hilfe eines DNA-Tests könnte festgestellt werden, ob die Heimat des Wals in der Nähe von Norwegen, Kanada oder Russland sei.

Bereits ein toter Beluga im Mai

Tierschützer hofften, dem Belugawal das Schicksal zu ersparen, das einen Orca im Mai ereilte. Er verirrte sich ebenfalls in die Seine und starb schliesslich im Fluss.

Belugawale sind mit ihrer blassen Haut und bauchigen Stirn leicht zu erkennen. Sie sind für ihre Geselligkeit bekannt und leben und jagen für gewöhnlich in Gruppen. Oft sind sie Experten zufolge in den flachen Küstengewässern der Arktis anzutreffen. Weil Belugas sich mit einer ganzen Reihe von Pfeif- und Quietschgeräuschen verständigen, werden sie als «Kanarienvögel des Meeres» bezeichnet.

dpa