Präsident verliert Fassung Bolsonaro rastet wegen Influencer aus

dpa/amo

19.8.2022 - 08:30

Lula und Bolsonaro starten Wahlkampf in Brasilien

Lula und Bolsonaro starten Wahlkampf in Brasilien

STORY: Lula da Silva ist zurück. Hier in Sao Bernardo do Campo hatte der frühere Staatschef von Brasilien einst seine politische Karriere als Gewerkschaftsführer gestartet. Am Dienstag ging er in der Stadt im Bundesstaat Sao Paulo ins Rennen um eine neue Präsidentschaft. Vor Mitarbeitern eines VW-Werks gab sich der Links-Politiker siegesgewiss. Gleichzeitig teilte er gegen seinen Konkurrenten, Amtsinhaber Jair Bolsonaro aus. «Wenn jemand vom Teufel besessen ist, dann ist es Bolsonaro. Er ist ein Lügner, wie ich noch nie einen habe lügen sehen.» Lula war bereits zwei Mal Präsident von Brasilien. 2018 wurde er wegen Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Im vergangenen Jahr hob ein Verfassungsrichter die Strafurteile gegen ihn jedoch auf. In Umfragen liegt Lula mit 44 zu 32 Prozent Stimmenanteil derzeit deutlich vor dem Rechtspopulisten Bolsonaro. Dieser trat zur Mobilisierung seiner Anhänger in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais auf. Dort war er vor vier Jahren von einem Angreifer mit einem Messer attackiert und fast getötet worden. Seine Fans warnte er vor Rückschritten, sollte Lula gewinnen. «Wir wollen keine Gender-Ideologie in den Schulen, unser Land will keine Drogen legalisieren. Unser Land respektiert das Leben von der Empfängnis an, unser Land will nicht zum Verbündeten des Kommunismus in anderen Ländern werden.» Rund eineinhalb Monate vor dem Urnengang wurde in der Hauptstadt Brasilia der Präsident des Obersten Wahlgerichts, Alexandre de Moraes vereidigt. Bolsonaro hatte in der Vergangenheit das elektronische Wahlsystem in Brasilien infrage gestellt und unbelegte Behauptungen aufgestellt, bei den Wahlen 2018 sei es zu Betrügereien gekommen. Damit schürte er Sorgen, er könnte das Ergebnis der Wahlen nicht akzeptieren. Ein Beobachter-Team der Europäischen Union hatte er im Mai ausgeladen.

19.08.2022

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist während einem Auftritt auf einen Influencer losgegangen. Auslöser war, dass der Influencer Bolsonaro «Feigling, Landstreicher und Liebling politischer Hinterwäldler» nannte.

19.8.2022 - 08:30

Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro hat sich eine kurze körperliche Auseinandersetzung mit einem Influencer geliefert, der ihn zuvor provoziert und beleidigt hatte. Der Influencer Wilker Leão filmte sich am Donnerstag bei einem Auftritt Bolsonaros vor dessen Residenz, wobei er den Präsidenten als «Feigling, Landstreicher und Liebling politischer Hinterwäldler» bezeichnete.

Influencer Wilker Leão filmt sich bei Bolsonaros Auftritt. Kurz darauf eskalierte die Situation kurz.
Influencer Wilker Leão filmt sich bei Bolsonaros Auftritt. Kurz darauf eskalierte die Situation kurz.
Screenshot G1

Bolsonaro stieg zunächst in seinen Wagen, kam dann wieder heraus, griff Leão am T-Shirt und versuchte, ihm das Moblitelefon wegzunehmen. Sicherheitskräfte zerrten Leão weg.

Ein Journalist des Nachrichtenportals G1 filmte den Zwischenfall. Bolsonaro rief seinen Anhängern zu: «Filmt das nicht! Filmt das nicht! – Es ist sein Recht (zu protestieren), aber er war unhöflich.»

Ein paar Minuten später erlaubten die Sicherheitskräfte Leão, zurückzukehren und mit Bolsonaro über Politik zu sprechen. «Du kannst mit mir reden, so viel du willst», sagte Bolsonaro, der Leão schon bei früheren Gelegenheiten getroffen hatte. Das Gespräch dauerte schliesslich etwa fünf Minuten, dann fuhr Bolsonaro davon.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro will sich das Handy des Influencers schnappen. 
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro will sich das Handy des Influencers schnappen. 
Screenshot G1

Der stramm rechte Präsident ist für Temperamentsausbrüche bekannt. 2020 drohte er einem Journalisten Prügel an, ein andermal sagte Bolsonaro, er würde auf Anhänger der linken Arbeiterpartei am liebsten schiessen. In Umfragen liegt Bolsonaro derzeit deutlich hinter dem früheren Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei. Gewählt wird am 2. Oktober.

dpa/amo