George-Floyd-Prozess Chauvin zu 22,5 Jahren Haft wegen Tötung von Floyd verurteilt

dpa

26.6.2021 - 08:32

Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre Haft gefordert. Vor der Bekanntgabe des Strafmasses wandte sich Chauvin erstmals direkt an die Angehörigen des Opfers.

26.6.2021 - 08:32

Der frühere Polizist Derek Chauvin ist wegen der Tötung von George Floyd zu 22 1/2 Jahren Haft verurteilt worden. Das Strafmass wurde am Freitag bekanntgegeben. Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre Haft gefordert. Chauvin hatte im Mai 2020 sein Knie rund neuneinhalb Minuten lang gegen den Nacken des Schwarzen Floyd gepresst. Im April wurde Chauvin wegen der Tötung Floyds schuldig gesprochen.

Richter Peter Cahill sagte an die Angehörigen von Floyd, dass er «den Schmerz, den Sie spüren» anerkenne. Er werde eine 22-seitige Erklärung des Urteils herausgeben. Cahill hielt sich nicht an Richtlinien für das Strafmass, denen zufolge zwölfeinhalb Jahre Haft vorgesehen wären. Er begründete das damit, dass Chauvin seine «Vertrauensposition und Autorität» missbraucht habe. Floyd habe «besondere Grausamkeit» erfahren. Wenn sich Chauvin im Gefängnis gut verhält, könnte er nach zwei Dritteln seiner Strafe auf Bewährung freikommen. Das wäre nach etwa 15 Jahren.

«Wir werden niemals George zurückbekommen»

Die Brüder von Floyd hatten die Höchststrafe von 40 Jahren gegen Chauvin gefordert. «Meine Familie hat eine lebenslange Strafe bekommen», sagte Philonise Floyd. «Wir werden niemals George zurückbekommen.»

Floyds Neffe Brandon Williams sagte, das Strafmass sei unzureichend, «wenn man daran denkt, wie George ermordet wurde, kaltblütig mit einem Knie neun Minuten und 29 Sekunden lang auf seinem Nacken, im Stil einer Hinrichtung am helllichten Tag».

Chauvin spricht Beileid aus

Vor der Bekanntgabe des Strafmasses sprach der Weisse Chauvin der Familie des Schwarzen Floyd sein Beileid aus. «Es wird in der Zukunft weitere Informationen geben, die von Interesse wären», sagte Chauvin. «Und ich hoffe, die Dinge werden Ihnen etwas Seelenfrieden geben.» Chauvin erläuterte seine Aussage nicht. Es war das erste Mal, dass er sich direkt an die Angehörigen von Floyd gewandt hat. Chauvins Mutter bat um Gnade für ihren Sohn. Sein Ruf sei zu Unrecht auf das «eines aggressiven, herzlosen» Mannes und eines Rassisten reduziert worden, sagte Carolyn Pawlenty.

Gegen drei weitere entlassene Beamte, die an der Festnahme von Floyd beteiligt waren, beginnt im März der Prozess wegen Beihilfe zur Tötung. Sie und Chauvin müssen sich auch vor einem Bundesgericht wegen der Verletzung von Bürgerrechten verantworten. Wann dieser Prozess beginnt, ist noch unklar.

dpa