Designer Michael Michalsky plädiert für den gepflegten Bart. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Justin Trudeau, Premierminister von Kanda, mit Spitzbart. Foto: Sean Kilpatrick/The Canadian Press/AP/dpa
Der Quarantäne-Bart – Wildwuchs ist erlaubt
Designer Michael Michalsky plädiert für den gepflegten Bart. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Justin Trudeau, Premierminister von Kanda, mit Spitzbart. Foto: Sean Kilpatrick/The Canadian Press/AP/dpa
Die Friseure und auch die Barbershops sind geschlossen, Deutschland sitzt zu Hause. Manche Männer verzichten gerade auf das Rasieren und tragen einen Quarantäne-Bart. Was sagen Stilexperten dazu?
Seit Deutschland in der Corona-Krise zu Hause sitzt, ist die Zeit der Experimente angebrochen. Zum Beispiel: Frauen lassen den BH in der Schublade, Männer verzichten wie im Urlaub auf das Rasieren.
Der Quarantäne-Bart kann ganz unterschiedlich aussehen. Der Modedesigner Harald Glööckler, der sich sonst selbst in die Sparte «Gesamtkunstwerk» einordnet, zeigt sich mit grauen Strähnen am Kinn beim Gärtnern im Kräuterbeet. Hollywoodstar Jim Carrey sieht aus wie manche Kollegen aus dem Büro: schlicht unrasiert. Bei Instagram führt Carrey ein Bart-Tagebuch. Auszug: «Tag 5 meines wilden und ungezähmten Gesichts. Bitte halten Sie Ihre Hände nicht an den Käfig.»
Wie sehen Experten solche Experimente? Designer Michael Michalsky sagt, Bärte seien ja schon seit einigen Jahren wieder in Mode. «Die Leute, die jetzt im Lockdown auf die Idee kommen, haben es vielleicht vorher nicht gecheckt», sagt er lachend. «Aber warum nicht?» Ein Bart sollte seiner Meinung nach unbedingt gepflegt sein. «Wildes Gestrüpp im Gesicht eines Mannes sieht aus wie die Müllecke im Park, ungepflegt.» Michalsky mag kurze Bärte ohne Konturschnitt. Grundsätzlich findet er, daheim in der Isolation sollte man sich nie gehen lassen. «Höchstens nachts um 4 im Club. Aber keinesfalls im Homeoffice. Im Schlafanzug und Pantoffeln bei der Videokonferenz? Not funny.»
Nicht ganz so streng ist der Stilexperte und Buchautor Bernhard Roetzel («Der Gentleman»), wenn es darum geht, wie man zu Hause aussieht. «Für mich persönlich ist es albern, mich mit der Krawatte an den Schreibtisch zu setzen.» Bart-Experimente findet er gut. «Den Bart wachsen zu lassen, ist ein typischer Männer-Zeitvertreib.» Das Wachsen lassen mache manchmal mehr Spass als das Ergebnis. «Man muss dem Bart die Chance geben, sich zu entwickeln.» Das dauere vier Wochen. Dann könne man sehen, welcher Bart zum Typ passt. Roetzel selbst findet den Vollbart am vielseitigsten. Bei den Politikern ist ihm Kanadas Premier Justin Trudeau positiv aufgefallen – der liess sich schon vor der Corona-Zeit einen grau melierten Goatee stehen, einen Spitzbart.
Dem Stilexperten und Einkaufsberater Andreas Rose fallen diverse Bart-Modelle ein. Neben dem gängigen Drei-Tage-Bart wären da: der ZZ-Vollbart (ein überlanger Vollbart, der seinen Namen der Band ZZ Top verdankt), Henriquatre (der feine Rund-um-den-Mund-Bart), der Moustache (der Oberlippenbart) oder der Chin Strap (ein schmaler Kinnbart, der ohne Oberlippenbart auskommt).
«Bärte unterstreichen die Männlichkeit und sind Symbol für eine bestimmte Lebenseinstellung», sagte Rose. «Doch so unterschiedlich Bartfrisuren derzeit ausfallen, eines haben sie alle gemeinsam: Es bedarf einer regelmässigen Bartpflege und -styling.» Die Pflege eines Bartes dauere erheblich länger als eine Rasur. «Werden Bärte nicht regelmässig in Form gebracht, gewaschen und gestylt, wirken sie schnell ungepflegt.»
Hygienisch gibt es ein paar Bedenken: Nicht selten haben Bartträger laut Rose die Angewohnheit, sich ins Gesicht zu fassen – und davon wird wegen der Virusgefahr gerade besonders abgeraten. Bei Masken sollte man aufpassen, dass sie eng genug anliegen. Das Robert Koch-Institut schreibt dazu: «Bartwuchs beeinflusst die Abdichtung der Maske.»
Viele Frauen vermissen gerade den Friseurbesuch besonders, ähnlich dürfte das auch den Kunden der in den vergangenen Jahren boomenden Barbershops gehen. Die Profis für den Bart mussten auch schliessen. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Harald Esser, rechnet damit, dass die Bartpflege in den Salons noch warten muss, selbst wenn die Friseure wieder öffnen dürfen. «Das heisst ja nicht, wenn wir wieder arbeiten, dass die Pandemie vorbei ist», sagt der Kölner Salonbesitzer. Bei Augen- oder Bartpflege sind die Profis besonders nah am Kunden. Daher werden sich die Männer vermutlich noch etwas gedulden müssen. Das heisst: Abwarten und den Langhaarschneider nutzen.
Harald Glööckler bei der Gartenarbeit
Beauty-Tipps in der NZZ
RKI zu Masken/Bart
Jim Carrey bei Twitter
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