Verboten schön Deshalb geht es dem beliebten Sommerflieder an den Kragen

Adrian Kammer

6.9.2024

Verboten schön: Deshalb geht es dem beliebten Sommerflieder an den Kragen

Verboten schön: Deshalb geht es dem beliebten Sommerflieder an den Kragen

Neben diversen anderen Arten ist der Verkauf des Sommerflieders ab September in der Schweiz verboten. Die Pflanze aus China und Tibet verdrängt einheimische Arten und schadet der Biodiversität.

02.09.2024

Neben diversen anderen Arten ist der Verkauf des Sommerflieders ab September in der Schweiz verboten. Die Pflanze aus China und Tibet verdrängt einheimische Arten und schadet der Biodiversität.

Adrian Kammer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ab September dürfen in der Schweiz 53 invasive gebietsfremde Pflanzenarten nicht mehr verkauft werden.
  • Unter das Verbot fallen beliebte Gartenpflanzen wie der Kirschlorbeer, die Tessinerpalme oder der Sommerflieder.
  • Diese invasiven Neophyten verbreiten sich in hiesigen Schutzgebieten und verdrängen einheimische Pflanzenarten.
  • Wenn heimische Pflanzen fehlen, sterben auch die Insekten, die auf sie angewiesen sind.
  • Wer bereits eine der betroffenen Pflanzen im Garten hat, darf diese trotz des Verbots behalten.

Sie wurden importiert oder eingeschleppt. Aber nur weil sie von weit her kommen, müssen sie nicht schädlich sein. Die Mehrheit der ungefähr 750 Neophyten (gebietsfremde Pflanzen) in der Schweiz sind für unsere Artenvielfalt keine Gefahr. Ein Teil davon ist allerdings invasiv. Diese Pflanzen verbreiten sich aggressiv und verdrängen einheimische Pflanzen. Den Verkauf solcher invasiver Neophyten hat der Bundesrat ab dem 1. September verboten.

Gar nicht gut für Insekten

Zu den verbotenen Pflanzen gehört auch der Sommerflieder. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er aus China und Tibet nach Europa gebracht und ist noch heute eine beliebte Zierpflanze in den Schweizer Gärten. Die meist lilafarbenen Blüten halten sich vom Juni bis in den Herbst, sehen schön aus und sind bei Insekten sehr beliebt. Deshalb wird er auch Schmetterlingsflieder genannt. Und dennoch schadet er den Sechsbeinern.

Die Schmetterlinge laben sich genüsslich am Nektar des Flieders und legen ihre Eier dort. Sobald die Raupen schlüpfen, finden sie aber keine Nahrung, da sie die Blätter nicht fressen können. So sterben sie und schaffen es nicht, sich zu verpuppen. Ausserdem macht ein Strauch bis zu drei Millionen Samen, die sich mit dem Wind verteilen. Wo diese dann spriessen, verdrängt der Sommerflieder die einheimische Flora.

Naturschutzgebiete bedroht

Besonders Naturschutzgebiete sind betroffen. Dort wachsen seltene und konkurrenzschwache Pflanzen. Diese sind wiederum Nahrungsquelle für seltene Insekten und Kleinsttiere. In solchen Flächen kann sich der Sommerflieder rasend schnell verbreiten. So bedroht er direkt vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten.

Um die Ausbreitung des Sommerflieders und anderen Neophyten in den Naturschutzgebieten einzudämmen, finden im Jahr mehrere Einsätze von Zivildienstleistenden und Freiwilligen statt. Diese Arbeit geht ihnen vorerst nicht aus.


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