Musik gespielt Einziger Frauen-Radiosender in Afghanistan von Taliban geschlossen

dpa

1.4.2023 - 21:27

Najia Sorosh, Leiterin des von Frauen betriebenen Radiosenders Sadai Banowan, rechts, spricht mit ihren Mitarbeitern im Sendestudio in der Provinz Badakhshan im Nordosten Afghanistans. Ein von Frauen betriebener Radiosender im Nordosten Afghanistans wurde geschlossen, weil er während des heiligen Fastenmonats Ramadan Musik spielte, sagte ein Taliban-Beamter am Samstag.
Najia Sorosh, Leiterin des von Frauen betriebenen Radiosenders Sadai Banowan, rechts, spricht mit ihren Mitarbeitern im Sendestudio in der Provinz Badakhshan im Nordosten Afghanistans. Ein von Frauen betriebener Radiosender im Nordosten Afghanistans wurde geschlossen, weil er während des heiligen Fastenmonats Ramadan Musik spielte, sagte ein Taliban-Beamter am Samstag.
Bild: Uncredited/SADAI BANOWAN OFFICE/dpa

Ein von Frauen betriebener Rundfunksender in Afghanistan ist wegen Sendens von Musik während des islamischen Fastenmonats Ramadan von den Taliban-Behörden geschlossen worden. Der Sender Sadai Banowan, zu deutsch «Stimme der Frauen», ist der einzige unter weiblicher Führung in Afghanistan und besteht seit zehn Jahren. Er hat acht Beschäftigte, darunter sechs Frauen.

1.4.2023 - 21:27

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Taliban haben in Afghanistan den einzigen von Frauen betriebener Rundfunksender geschlossen.
  • Der Sender soll während des Ramadans Lieder und Musik gespielt haben.
  • Die Senderleiterin bestreitet die Behauptung Vertreter des Ministerium und des Direktorats für Laster und Tugend.

Der Direktor für Information und Kultur in der nordostafghanischen Provinz Badachschan, Moesuddin Ahmadi, sagte am Samstag, der Sender habe mehrfach gegen «die Gesetze und Vorschriften des Islamischen Emirats» verstossen, indem er während des Ramadans Lieder und Musik ausgestrahlt habe. Deshalb sei er geschlossen worden. Wenn der Sender garantiere, dass dergleichen nicht mehr vorkomme, dürfe er den Betrieb wieder aufnehmen.

Senderleiterin Nadschia Sorosch bestritt, dass es einen Verstoss gegeben habe, und sprach von einer Verschwörung. «Wir haben keinerlei Musik gesendet», sagte sie. Am Donnerstagvormittag seien Vertreter des Ministerium und des Direktorats für Laster und Tugend im Sender erschienen und hätten ihn geschlossen.

Ein offizielles Verbot für Musik gibt es nicht

Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban im August 2021 verloren viele Journalisten ihren Job. Medienunternehmen schlossen aus Geldmangel oder weil Mitarbeiter das Land verliessen, wie der Unabhängige Journalistenverband Afghanistans erklärt.

Die Taliban haben Frauen die meisten Arten von bezahlter Arbeit verboten, ebenso den Schulbesuch über die sechste Klasse hinaus. Das gilt auch für Universitäten. Ein offizielles Verbot für Musik gibt es nicht. Unter der ersten Taliban-Herrschaft in Afghanistan Ende der 1990er Jahre waren Fernsehen, Radio und Zeitungen weitgehend verboten.

dpa