Spanien Forscher entdecken Überreste des «ersten Europäers»

dpa

9.7.2022 - 23:55

Teil des Wangenknochens und des Oberkiefers eines Hominiden, der den Erkenntnissen zufolge vor bis zu 1,4 Millionen Jahren an der Fundstelle am Gebirge der Sierra de Atapuerca gelebt hat.
Teil des Wangenknochens und des Oberkiefers eines Hominiden, der den Erkenntnissen zufolge vor bis zu 1,4 Millionen Jahren an der Fundstelle am Gebirge der Sierra de Atapuerca gelebt hat.
Bild: María Dolors Guillén/Equipo de Investigación de Atapuerca/dpa

Europa wurde wahrscheinlich deutlich früher von aufrecht gehenden Menschen besiedelt als bislang angenommen. Darauf deuten Funde von Forschern in Spanien hin. Sie meinen, Überreste des Ureuropäers gefunden zu haben.

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Forscher haben im Norden Spaniens nach eigenen Angaben die Überreste des «ersten Europäers» entdeckt. Das in der Provinz Burgos ausgegrabene Fossil stelle «das Gesicht des ersten Europäers» dar, teilten die Direktoren der angesehenen Stiftung Fundación Atapuerca mit. Der Frühmensch der Gattung Homo, zu der auch der moderne Mensch, der Homo sapiens gehört, habe den Erkenntnissen zufolge vor bis zu 1,4 Millionen Jahren an der Fundstelle am Gebirge der Sierra de Atapuerca gelebt, hiess es.

Bei der Entdeckung handelt es sich um einen Teil des Wangenknochens und des Oberkiefers eines Frühmenschen. Der Fund sei für das Verständnis der ersten Schritte in der Evolution der Frühmenschen ausserhalb Afrikas von ausserordentlicher Bedeutung, wurde betont. Die ältesten bisher in Atapuerca ausgegrabenen Fossilien waren ein Unterkiefer und weitere Knochenfragmente von zwei Individuen, die vor 1,2 Millionen Jahren an diesem Ort lebten.

Auch der renommierte Frühmenschen-Forscher Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie äusserte sich zu dem Fund. «Berichten zufolge wurde in Atapuerca das älteste Gesicht (1,4 Millionen Jahre alt?) entdeckt, das bislang in Europa gefunden wurde», schrieb Hublin am Freitagabend auf Twitter.

Der Fund zeige den spanischen Forschern zufolge, dass der europäische Kontinent deutlich früher von aufrecht gehenden Frühmenschen besiedelt worden sei, als man bisher angenommen habe. Noch bis Anfang der 1990er Jahre war man davon ausgegangen, dass die ersten Europäer vor ungefähr 500'000 Jahren gelebt hatten. Für grosses Aufsehen sorgte die Ausgrabungsstelle in Atapuerca, als dort 1994 menschliche Überreste entdeckt wurden, die dem «Homo antecessor» zugeordnet wurden – einer Menschenart, die vor rund 900'000 Jahren gelebt haben soll. In den Folgejahren wurden in den Höhlen von Atapuerca noch ältere Überreste entdeckt.

Elena Moreno, Mitglied des Forschungsteams von Atapuerca, bei der Restaurierung des Fossils in den Labors der Residenz Gil de Siloé in Burgos. 
Elena Moreno, Mitglied des Forschungsteams von Atapuerca, bei der Restaurierung des Fossils in den Labors der Residenz Gil de Siloé in Burgos. 
Bild: María Dolors Guillén/Equipo de Investigación de Atapuerca/dpa

Atapuerca gilt als Paradies für Archäologen und Paläontologen. Der relativ kleine Gebirgszug, der nur rund 15 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Burgos liegt, wurde wegen der spektakulären Funde zum Naturschutzgebiet, zum schützenswerten Kulturgut und im Jahr 2000 zum Unesco-Welterbe erklärt.