«Blutige Katastrophe»Hunderte Festnahmen und viele Tote bei Protesten im Iran
dpa
5.11.2022 - 17:27
Bei Unruhen in der Provinz Sistan und Belutschistan sind nach Angaben der örtlichen Justiz 620 Menschen festgenommen worden. 45 von ihnen seien wegen Vandalismus und anderer Vorwürfe bereits verurteilt worden, nachdem Proteste gegen die iranische Führung am Freitag in Gewalt umgeschlagen waren, teilte die Justizbehörde in Sistan und Belutschistan am Samstag mit. Aktivisten der Gruppe HalVash zufolge wurden am Freitag in der Provinz 16 Menschen von Sicherheitskräften getötet.
DPA
05.11.2022, 17:27
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Der im Iran bekannte sunnitsche Geistliche Mowlawi Abdolhamid Esmailsehi erklärte am Samstag, in Sistan und Belutschistan habe sich eine weitere «blutige Katastrophe» ereignet. Die Sicherheitskräfte hätten das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die nichts anderes getan hätten, als Parolen zu skandieren und vor dem Büro des Gouverneurs mit Steinen zu werfen.
Die mehrheitlich sunnitische Unruheprovinz Sistan und Belutschistan ist einer der Brennpunkte der jüngsten Proteste im schiitischen Iran. Nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights mit Sitz in Oslo wurden seit Beginn der Demonstrationen im September im ganzen Land mehr als 300 Menschen von Sicherheitskräften oder paramilitärischen Gruppen getötet.
Proteste an Universitäten
Die Proteste entzündeten sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht gemäss den Vorschriften trug. Anfangs richteten sich Proteste noch gegen den Kopftuchzwang, doch mittlerweile fordern die Demonstranten den Sturz und Tod des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei.
Am Samstag meldeten Studentenverbindungen Proteste in mindesten sechs grossen Universitäten des Landes. Die iranischen Hochschulen zählen zu den Zentren des Widerstands gegen die iranische Führung.