Nach Tod des Anführers 13-jährige QAnon-Influencerin will Kinder für den Kult gewinnen

phi

18.8.2023

QAnon-Anhänger warten auf Rückkehr von JFK Junior – vergeblich

QAnon-Anhänger warten auf Rückkehr von JFK Junior – vergeblich

Hunderte Anhänger der Verschwörungsbewegung QAnon haben sich in der texanischen Grossstadt Dallas versammelt und vergeblich auf eine Wiederkehr des 1999 bei einem Flugzeugabsturz verstorbenen John F. Kennedy Jr. gewartet.

03.11.2021

Nach dem Tod des heimlichen QAnon-Anführers Michael Protzman im Juni tritt ein Schützling des 60-Jährigen ins Rampenlicht: Die 13-jährige «Tiny Teflon» will Kindern Verschwörungstheorien nahebringen.

phi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein QAnon-Kult verbreitet seit 2017 Verschwörungstheorien.
  • Der Kopf der Gruppe, Michael Brian Protzman, stirbt am 30. Juni 2023 bei einem Motorradunfall.
  • Seit März 2023 hat er als Mentor eine 13-Jährige als Protegé aufgebaut.
  • Sie nennt sich «Tiny Teflon» und will nun gezielt Kinder für den Kult gewinnen.

Es ist eine bizarre Szene, die sich da am 2. November 2022 in Dallas, Texas, abspielt. Hunderte Menschen haben sich in der Grossstadt versammelt, weil sie glauben, dass am Mittag der 1999 verstorbene John F. Kennedy Jr. auf dem Dealey Plaza erscheint.

Der Sohn des früheren Präsidenten John F. Kennedy tauchte natürlich nicht auf. Ebenso wenig wie sein Vater, der ebenfalls noch leben sollte. Doch die Menschen, die umsonst mitunter Tausende Kilometer nach Dallas gereist sind, fechten das nicht an: Es sind Anhänger von QAnon, der mit kruden Verschwörungstheorien Teile Amerikas in seinen Bann zieht.

Eine Anhängerin von QAnon am 12. Oktober 2020 in New York.
Eine Anhängerin von QAnon am 12. Oktober 2020 in New York.
Bild: AP

QAnon nennt sich der Kult nach seinem anonymen Anführer, der als Q laut seinen Anhängern berichtet, was Politik und Gesellschaft scheinbar dem Volk verschweigen. Der grösste Influencer der Szene ist Michael Brian Protzman, der meint, die Kennedys stammten von Jesus Christus ab und warteten im Verborgenen darauf, zurückzukehren und in Washington die Regierung zu übernehmen.

Die QAnon-Anhängerinnen und -Anhänger zahlen für ihren Glauben einen hohen Preis, berichten «Rolling Stone» und «Vice»: Sie brechen mit ihren Familien und ruinieren sich für den Kult auch finanziell: Als Protzman am 30. Juni 2023 nach einem Motorradunfall in Rochester, Minnesota, stirbt, blühen irre Spekulationen um sein Ableben.

«Definitiv mehr Kids einbinden»

Stirbt mit dem 60-Jährigen auch der QAnon-Kult? Von wegen: Noch zu Lebzeiten ab März 2022 baut Protzman auf Telegram einen Schützling auf. Es handelt sich um eine 13-Jährige, die nach ihrem eigenen Telegram-Kanal benannt ist: «Tiny Teflon». Sie führt Protzmans Werk nun fort, berichtet «Vice» – und hat insbesondere Kinder als neue Anhängerinnen und Anhänger im Visier.

Sie wolle «definitiv mehr Kids einbinden», sagt «Tiny Teflon» demnach am 6. August in einem Live-Chat. Sie wolle ihnen Gematria beibringen: Das ist eine hebräische Technik, bei der Buchstaben Zahlen zugeordnet werden, die interpretiert werden können. «Tiny Teflon» will nun eine Anleitung für Kinder schreiben, damit diese mit Gematria Ereignisse in der realen Welt «dekodieren» könnten.

Mehr als drei Jahre Haft für «Schamanen» wegen Kapitol-Angriffs

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Jake Chansley Anfang Januar gingen die Bilder des «QAnon»-Schamanen Jacob Chansley bei der Erstürmung des US-Kapitols um die Welt. Nun wurde der 34-Jährige mit der Büffelhorn-Fellmütze zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt.

17.11.2021

Ist eine 13-Jährige die neue Anführerin von QAnon? «Es ist zu früh, um zu sehen, wie sie jetzt in diese Gruppendynamik reinpasst», sagt ein anonymer Beobachter des QAnon-Forschers gegenüber «Vice». «Es ist definitiv etwas, was ich ganz genau beobachten werde.»

Der bizarre Clan verbreitet immerhin die Mär, demokratische Politiker würden von einer Pizzeria in Washington aus einen satanischen Pädophilie-Ring betreiben. «Für eine Gruppe, die behauptet, ‹die Kinder retten› zu wollen, ist es widerlich und verstörend, ein Kind dafür zu benutzen, den eigenen Glauben zu verbreiten», so die Quelle.