Trumps Gegnerin Ein altes Video bringt Nikki Haley in Verlegenheit

tjnj

16.2.2023

Nikki Haley sieht sich mit dem ersten Skandal ihrer Wahlkampagne für die republikanische Präsidentschaftskandidatur konfrontiert. Im Bild: gemeinsam mit Ex-Präsident Donald Trump.
Nikki Haley sieht sich mit dem ersten Skandal ihrer Wahlkampagne für die republikanische Präsidentschaftskandidatur konfrontiert. Im Bild: gemeinsam mit Ex-Präsident Donald Trump.
EPA

Kaum hatte sie ihre Präsidentschaftskandidatur verkündet, wehte auch schon der erste potenzielle Skandal ins Haus: In einem Video aus dem Jahr 2010 relativiert Nikki Haley den US-Bürgerkrieg.

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16.2.2023

«Es ist Zeit für eine neue Generation von Anführern!»

So verkündet es Nikki Haley in dem Wahlkampfspot, mit dem die Republikanerin ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 ankündigt.

Kurz darauf macht auf Twitter ein Video die Runde, in dem die vermeintliche Erneuerin mit eher rückwärtsgewandten Aussagen auffällt.

Die in den sozialen Medien aktive Gruppierung «Patriot Takes», die es sich nach eigener Aussage zur Aufgabe gemacht hat, «rechten Extremismus und andere Bedrohungen für die Demokratie» offenzulegen, veröffentlichte einen Auszug aus einem Interview, in dem sich Haley zu einigen zweifelhaften Aussagen hinreissen lässt.

Aufnahme aus dem Jahr 2010

Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2010 und zeigt Haley im Gespräch mit der neo-konföderierten Gruppe «Sons of Confederate Veterans». Die Konföderation war ein Zusammenschluss abtrünniger Südstaaten während des Bürgerkrieges, der das Land zwischen 1861 und 1865 entzweite. Die Konföderation setzte sich unter anderem für den Erhalt der Sklaverei ein.

Haley, deren Eltern aus Indien stammen, war von 2011 bis 2017 Gouverneurin von South Carolina, dem ersten Staat, der sich vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs von den Vereinigten Staaten löste und damit den Grundstein für die Konföderation legte.

Haley glänzt mit Unwissen

Wie ein Bewerbungsgespräch wirkt das Video, in dem Haley Fragen beantwortet, von denen sich die Fragesteller offensichtlich pro-konföderierte Positionen erhoffen.

Ob einzelne Staaten das Recht hätten, sich von der Union abzuspalten, will ihr Interviewer wissen. «Ich glaube schon», antwortet Haley. «Ich meine, die Verfassung besagt das.»

Haley irrt. Vier Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, im Jahr 1869, entschied der Oberste Gerichtshof, dass alle Staaten, die Teil der Union würden, Teil eines «fortwährenden, unauflösbaren» Zusammenschlusses würden. Nur durch eine Revolution oder die Zustimmung der anderen Staaten könne ein Staat diese Verbindung aufheben.

Konföderation als «Teil der Tradition» South Carolinas

In einem weiteren Segment des Videos wird Haley gefragt, warum der Bürgerkrieg ihrer Meinung nach falsch gewesen sei. Sie verfängt sich in Relativierungen und erwähnt die Sklaverei mit keinem Wort.

«Es gab eine Seite, die für Tradition kämpfte und eine andere, die für Veränderung kämpfte.» Dass alle Menschen die gleichen Rechte hätten, stehe aber ausser Frage, fügt sie hinzu.

Gegen einen konföderierten Geschichtsmonat als Ergänzung zum Black History Month, den die USA aktuell wie jeden Februar begeht, habe sie nichts. Schliesslich sei die Konföderation «Teil der Tradition» und solange ein solcher Monat sich auf «die Traditionen der Menschen» beziehe, «die diese zelebrieren möchten», gehe das in Ordnung.

Eine Republikanerin zwischen den Stühlen

Haley ist bekannt dafür, sich gekonnt zwischen den Extremen ihrer Partei zu bewegen. Ihr Bekenntnis zur Konföderation und deren Flagge zumindest als Teil der Tradition South Carolinas kann als Zugeständnis an den rechten Flügel der Republikaner gelesen werden.

2019 löste sie eine Kontroverse aus, als sie die konföderierte Flagge als Symbol von «Einsatz, Aufopferung und Herkunft» bezeichnete. Doch mit ihrem Balanceakt ergeben sich Widersprüche.

Denn gerade die Flagge der Konföderation ist der Grund, warum es sich die Republikanerin mit vielen konservativen Hardlinern verscherzt hat. Als Gouverneurin South Carolinas liess sie die Flagge nach dem rassistischen Anschlag eines Weissen auf eine schwarze Methodistenkirche in Charleston vom Parlamentsgebäude entfernen.

Erste Herausforderin Donald Trumps

«Hier ist eine Erinnerung daran, dass Nikki Haley den Startschuss für das Entfernen von Statuen und Ändern von Schulnamen in Amerika gegeben hat», twitterte der konservative Journalist Collin Pruett als Reaktion auf Haleys Bewerbung als Präsidentschaftskandidatin.

Haley ist die erste offizielle Herausforderin Donald Trumps zur Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Während des Wahlkampfs 2016 positionierte sie sich gegen Trump, änderte ihre Meinung aber, nachdem er ihr nach seinem Sieg den Posten als US-Botschafterin bei der UNO angeboten hatte.

2021 brach sie mit ihrem ehemaligen Boss, betonte aber wenige Monate später, nicht als Präsidentschaftskandidatin antreten zu wollen, sollte Trump selbst kandidieren.