Proteste in Minsk20-jähriger Schweizer in Weissrussland festgenommen
uri/SDA
12.8.2020
Bei den Protesten gegen die Präsidentenwahl in Weissrussland ist auch ein 20-jähriger Schweizer festgenommen worden. Bislang konnten die Schweizer Behörden offenbar noch keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
Ein 20-jähriger Schweizer ist im Zuge der Proteste in Minsk in der Nacht von Sonntag auf Montag von weissrussischen Sondereinheiten festgenommen worden, berichtet SRF. Bislang hätten die weissrussischen Behörden die Festnahme noch nicht bestätigt, da noch kein offizielles Protokoll dazu vorliege. Auch sei es Vertretern der Schweiz noch nicht gelungen, in direkten Kontakt mit dem Mann zu treten, da dies verhindert werde.
SRF sei es jedoch möglich gewesen, mit einem Augenzeugen zu sprechen, der mit dem Schweizer in derselben Zelle in einem Minsker Gefängnis gesessen habe. Die Haftbedingungen seien demnach «prekär». So seien auch den Ausländern unter den insgesamt rund 5'000 Festgenommenen einen Tag lang weder Wasser noch Essen gereicht worden. In einer für vier Personen ausgelegten Zelle hätten sich demnach mindestens 15 Ausländer befunden.
Der Schweizer soll sich seit Herbst in Minsk aufhalten
Laut dem Augenzeugen würden die Ausländer immerhin nicht durch die Sicherheitskräfte geschlagen – wie die weissrussischen Gefangenen. Der Schweizer sei demnach unverletzt und spreche sehr gut Russisch. Gemäss SRF-Recherchen soll er sich bereits seit vergangenem Herbst in Minsk aufhalten.
Nach der dritten blutigen Protestnacht in Weissrussland haben Sicherheitskräfte nach eigener Darstellung inzwischen auch angebliche Organisatoren der Demonstrationen festgenommen. Sie hätten einen von ihnen in einem Hotel entdeckt und abgeführt, meldete die Staatsagentur Belta am Mittwochmorgen in Minsk, ohne Details zu nennen. Der Mann soll von dort aus Protestteilnehmer angeleitet haben. Auch zwei russische Journalisten sollen demnach festgenommen worden sein.
EDA verfolgt Entwicklung mit «grosser Aufmerksamkeit»
Tausende Demonstranten gehen seit der Präsidentenwahl am Sonntag im ganzen Land auf die Strasse. Sie werfen dem autoritär regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko vor, das Wahlergebnis massiv gefälscht zu haben.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) teilte mit, man verfolge «die jüngsten Entwicklungen in Belarus mit grosser Aufmerksamkeit». Weiter zeigt sich das EDA «besorgt über Berichte über ein massives Vorgehen der Sicherheitskräfte gegenüber Demonstranten und ruft zur Mässigung auf». Das Amt fordert in der Medienmitteilung die weissrussischen Behörden zu Zurückhaltung auf und appelliert an sie, sie sollten friedliche Demonstrationen zulassen.
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