Vorwurf des «vorsätzlichen Mordes» Ägypten prüft Umstände des Todes von Ex-Präsident Mursi

AP

18.6.2019

Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi ist am Montag gestorben.
Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi ist am Montag gestorben.
Bild: Keystone

Während der Verhandlung wirkte er noch ruhig und organisiert – dann brach Mursi plötzlich zusammen und starb. Die Muslimbrüderschaft spricht von «vorsätzlichem Mord» an dem ehemaligen ägyptischen Präsidenten, der kurz nach seinem Tod bereits bestattet wurde.

Nach dem dramatischen Tod des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi in einem Gerichtssaal prüfen die ägyptischen Behörden die Umstände. Staatsanwälte hätten Material der Überwachungskameras aus dem Gerichtssaal beschlagnahmt und einen Autopsiebericht angeordnet, erklärte Ägyptens Generalstaatsanwalt Nabil Sadek. Mursi wurde bereits kurz nach seinem Tod bestattet. Die Familie sei dabei gewesen, sagte ein Anwalt Mursis am Dienstagmorgen.

Wie das staatliche ägyptische Fernsehen am Montag berichtete, brach Mursi während einer Gerichtsverhandlung zusammen und starb, noch bevor er in ein Krankenhaus gebracht werden konnte. Die ägyptischen Behörden kündigten an, die Umstände prüfen zu wollen. Sein Sohn Ahmed bestätigte den Tod des 67-Jährigen auf Facebook. Mit Blick auf die anstehende Obduktion sagte Sadek, ein Team von Forensikern werde zusammengestellt, um Mursis Leiche zu untersuchen und die Todesursache zu ermitteln.

Mursi wurde 2012 nach dem Sturz des Langzeitherrschers Husni Mubarak in den ersten demokratischen Wahlen in Ägypten zum Präsidenten gewählt. Er gehörte der Muslimbruderschaft an, die unter Mubarak verfolgt worden war und nach Mursis Sturz 2013 wieder verboten wurde.

Vorwurf des «vorsätzlichen Mordes»

Ein in London lebendes Mitglied der Muslimbruderschaft, Mohammed Sudan, bezeichnete Mursis Tod als «vorsätzlichen Mord». Dem Ex-Präsidenten sei es verboten worden, Medikamente oder Besuche zu erhalten. Über seinen Gesundheitszustand habe es wenige Informationen gegeben.

«Er wurde bei Prozessen in einen Glaskäfig gesteckt», sagte Sudan. «Niemand kann ihn hören oder wissen, was mit ihm geschieht. Er hat seit Monaten oder fast einem Jahr keinen Besuch bekommen. Er hat davor geklagt, nicht seine Medizin zu bekommen. Das ist vorsätzlicher Mord. Das ist langsamer Tod.»

Einer der Anwälte Mursis, Kamel Madur, sagte, Mursi habe «sehr ruhig und organisiert» die Argumentation der Verteidigung in drei bis fünf Minuten vorgetragen. Er habe auf ein Sondertribunal bestanden, weil er Präsident der Republik sei. «Er sagte, er ist ein Patriot und liebt Ägypten und sein Volk.» Er habe sich geweigert, Staatsgeheimnisse zu enthüllen.

Amnesty International verlangte eine umfassende Untersuchung. Die ägyptischen Behörden müssten den Umständen seines Todes «unvoreingenommen, gründlich und transparent» nachgehen, sagte die stellvertretende Nahost-Direktorin der Menschenrechtsgruppe, Magdalena Mughrabi.

Gleiches gelte für das Überprüfen seiner Haftbedingungen und seines Zugangs zu medizinischer Versorgung, sagte Sarah Leah Whitson, die Nahost-Direktorin von Amnesty International. Sie fügte hinzu, dass Ägypten Mursi grundlegende Häftlingsrechte verwehrt habe.

Die Kommunikationsbehörde der Regierung bestritt die von Amnesty International erhobenen Vorwürfe. Sie seien «nichts als Falschaussagen» und folgten der Tradition der Menschenrechtsorganisation «Lügen zu verbreiten». Die Behörde erinnerte zudem daran, dass ein Gericht im November 2017 Mursis Gesuch stattgegeben habe, sich auf eigene Kosten behandeln zu lassen.

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