AfghanistanAfghanistan: Ratsversammlung berät über Freilassung von Gefangenen
SDA
7.8.2020 - 12:23
In Afghanistan hat unter massiven Sicherheitsvorkehrungen eine grosse Ratsversammlung begonnen. Rund 3200 angesehene politische und religiöse Vertreter der Gesellschaft – darunter auch etwa 700 Frauen – reisten nach Kabul, wie ein Sprecher am Freitag sagte.
Die sogenannte Loja Dschirga war von Präsident Aschraf Ghani einberufen worden, um über das Schicksal von 400 inhaftierten Taliban zu entscheiden, denen teils schwerste Verbrechen vorgeworfen werden. Die islamistischen Taliban hatte ihre Freilassung zur Vorbedingung für die seit Ende Februar geplanten Friedensgespräche mit der Regierung gemacht. Die Teilnehmer sollen zunächst bis Sonntag tagen.
Die Loja Dschirga ist eine jahrhundertealte Institution zur Lösung von Angelegenheiten nationaler Bedeutung. Sie wird zur Konsensbildung zwischen konkurrierenden ethnischen Gruppen und Fraktionen einberufen und tagt nur unter aussergewöhnlichen Umständen. Das letzte Mal kam im Mai 2019 eine Ratsversammlung zusammen, um über Wege zu Frieden mit den Taliban und rote Linien in den Verhandlungen zu sprechen.
Die Vereinigten Staaten forderten Afghanistans Regierung auf, die «historische Gelegenheit» zu nutzen und die Taliban freizulassen. «Wir erkennen an, dass die Freilassung dieser Gefangenen unpopulär ist», sagte US-Aussenminister Mike Pompeo laut einer Mitteilung am Donnerstag (Ortszeit USA). Die Entscheidung werde aber zu direkten Gesprächen und einem Ende des Kriegs führen, sagte Pompeo weiter.
Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht einen Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Massnahme vor und soll den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Bis zu 5000 inhaftierte Taliban sollten im Tausch gegen 1000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene freikommen. Die Taliban haben nach eigenen Angaben ihren Teil des Abkommens erfüllt.
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