Afghanistan Schülerinnen sollen nicht mehr öffentlich singen dürfen

SDA

10.3.2021 - 16:30

Schülerinnen, die älter sind als 12 Jahre dürfen in Afghanistan künftig nicht mehr singen. 
Schülerinnen, die älter sind als 12 Jahre dürfen in Afghanistan künftig nicht mehr singen. 
Bild: Keystone

Jugendliche Schülerinnen sollen in Afghanistan künftig nicht mehr in der Öffentlichkeit singen dürfen – um das Unterrichtsvolumen an Schulen zu verkleinern. Weshalb nur Mädchen vom Verbot betroffen sind, wird nicht kommentiert. 

Schülerinnen, die älter als zwölf Jahre sind, sollen Afghanistan künftig nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen singen dürfen. Dazu wies die Kabuler Schulbehörde alle Schulen in Kabul kurz vor Ende der Ferien in einem Brief an.

Ausgenommen davon seien nur Zeremonien, die ausschliesslich von Frauen besucht würden. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums bestätigte am Mittwoch die Echtheit des Schreibens und erklärte, eine derartige Verordnung gebe es für alle Provinzen des Landes.

In Afghanistan ist es üblich, dass Schulkinder bei feierlichen Zeremonien zu Jahrestagen oder beim Besuch von lokalen oder nationalen Politikern Lieder oder Hymnen singen.

Der Brief, der in sozialen Medien viral ging, stiess sofort auf heftige Kritik in der afghanischen Zivilgesellschaft. Der Schriftsteller Kawa Dschobran etwa schrieb auf Facebook, dass ein Verbot des Singens für Mädchen über zwölf Jahre ein Zeichen für eine «starke Rückkehr der unglücklichen Brüder» sei. Damit spielte er auf die militant-islamistischen Taliban an, unter deren Herrschaft zwischen 1996 und 2001 Singen und Musik hören verboten waren. Die Regierung würde sich auf eine Kapitulation einstellen, schrieb er weiter.

Das Bildungsministerium rechtfertigte die Massnahme in einer Videobotschaft. Darin heisst es, Eltern und Schüler hätten darum gebeten – ihnen sei das Unterrichtsvolumen zu umfangreich, sie hätten keine Zeit für die Aufführung von Liedern. Daher sollten dies die unteren Schulstufen übernehmen. Dass von dem Verbot nur Mädchen betroffen sind, wurde in der Videobotschaft nicht thematisiert. Von einer Sprecherin des Bildungsministeriums hiess es, die Massnahme gelte für alle 34 Provinzen des Landes.

Das Bildungsministerium war in der Vergangenheit immer wieder mit sehr konservativen Vorschlägen aufgefallen, die zu Kontroversen führten. Immer wieder musste das Ministerium Vorschläge zurücknehmen.