Nach Festnahme in BelarusSRF-Journalistin in Minsk ist wieder auf freiem Fuss
SDA/tpfi
31.1.2021
SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky ist nach einer Verhaftung in der belarussischen Hauptstadt Minsk am Sonntag wieder freigelassen worden. Dies teilte der Sender SRF im Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Zuvor hat sich der Schweizer Ableger der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sich «sehr besorgt» auf die Verhaftung von SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky reagiert. Die Polizei in Belarus gehe rücksichtslos vor gegen Journalisten und Journanlistinnen, die über die Massenproteste berichteten, schrieb Amnesty am Sonntag auf Twitter.
Tschirky hatte am Sonntag vor ihrer Verhaftung von Minsk aus über die Anti-Regierungsdemonstrationen in Russland berichtet. Dabei äusserte sie auch Kritik an der belarussischen Regierung unter Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko.
Gute Nachricht aus #Minsk: Korrespondentin @LuziaTschirky ist wieder auf freiem Fuss. Weitere Infos folgen.
«Hier schaut man heute genau nach Russland und wie die Sondereinheiten mit Demonstranten umgehen», erklärte Tschirky im Kurznachrichtendienst Twitter. «Das Absperren der Moskauer Innenstadt: Ein Zeichen, dass der Kreml Strategien von Lukaschenko übernimmt. Dessen Strategie kennt nur eine Richtung: Repression.»
Die Schweiz hatte Mitte Dezember wegen der Gewalt nach den umstrittenen Präsidentenwahlen in Belarus Sanktionen gegenüber Lukaschenko erlassen. Für ihn und 14 weitere Personen gelten seitdem Finanzsanktionen und ein Einreiseverbot. Der Bundesrat folgte mit dem Entscheid den von der Europäischen Union am 6. November erlassenen Beschlüssen.
«Letzter Diktator Europas»
Der 66-jährige Alexander Lukaschenko gilt als «letzter Diktator Europas». Er hatte sich nach der von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wahl mit 80,1 Prozent zum Sieger erklären lassen.
Die Demokratiebewegung sieht Swetlana Tichanowskaja als Gewinnerin. Sie erklärte sich bereit, das Land übergangsweise nach einem Rücktritt Lukaschenkos zu führen. Die Bewegung fordert auch ein Ende der Polizeigewalt und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Bei den Protesten gab es mehrere Tote, Hunderte Verletzte und rund 30'000 Festnahmen.
Im Dezember war eine schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin aus St. Gallen in Minsk zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Die 51-Jährige war bei einer Frauen-Kundgebung am 19. September in Minsk festgenommen worden.
Der Bundesrat äusserte sich damals erneut «sehr besorgt» über die angespannte Lage in dem osteuropäischen Binnenstaat. Er rief in einer Mitteilung zum Dialog zwischen der Regierung und der Zivilgesellschaft auf. Er forderte Belarus auf, internationale Menschenrechtsverpflichtungen einzuhalten.