Den vierten Tag in Folge haben Demonstranten am Donnerstag das Zentrum Hongkongs zum Erliegen gebracht. Wie bereits von Montag bis Mittwoch blockierten sie bereits im morgendlichen Berufsverkehr Strassen und störten den U-Bahn-Verkehr.
Tausende Menschen in der Finanzmetropole schafften es nicht rechtzeitig zur Arbeit. Mehrere U-Bahn-Stationen und Haltestellen blieben komplett geschlossen.
Erneut kam es zu Ausschreitungen zwischen radikalen Demonstranten und der Polizei, die bei Zusammenstössen an einer Universität Tränengas einsetzte. Die Beamten seien zuvor mit Pfeil und Bogen beschossen worden, teilte die Polizei mit.
Neuer Brennpunkt
Die Hochschulen der Stadt waren in dieser Woche zu einem neuen Brennpunkt der seit über fünf Monaten andauernden Proteste geworden. Wegen vorangegangener schwerer Kämpfe auf ihrem Campus hatte die Chinese University of Hongkong am Mittwoch den Unterricht für den Rest des Jahres gestrichen.
Die meisten Mitarbeiter verliessen das Gelände. Auch am Donnerstag verschanzten sich dort Studenten und bereiteten sich auf neue Auseinandersetzungen mit der Polizei vor. Auch andere Universitäten sagten den Unterricht ab.
Hinter den seit Montag andauernden Blockaden verbirgt sich eine neue Taktik der Demonstranten, die hoffen, die Stadt lahmzulegen und so den Druck auf die Regierung weiter zu erhöhen. Zuvor hatten sich die Proteste vor allem auf die Wochenenden konzentriert.
Die Gewalt in Hongkong war seit Beginn der Woche eskaliert. Am Montag hatte ein Polizist einem jungen Demonstranten in den Bauch geschossen. Am gleichen Tag setzte ein radikaler Demonstrant einen Regierungsanhänger in Brand, der sich auch am Donnerstag noch in einem kritischen Zustand befand.
Wie die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtete, kämpfte zudem ein 70-Jähriger Mann um sein Leben, der am Rande von Protesten von einem Pflasterstein am Kopf getroffen worden war.
Freie Wahlen gefordert
Die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungsregion richten sich gegen die Regierung: Die Hongkonger kritisieren unter anderem den wachsenden Einfluss Chinas auf die ehemalige Kronkolonie. Seit der Rückgabe an China 1997 wird Hongkong nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» autonom regiert.
Die Demonstranten fordern freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt sowie Straffreiheit für die bereits weit mehr als 4000 Festgenommenen. Auch der Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam gehört zu ihren Forderungen.
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