Gegenschlag und Einkesselung Bachmut könnte für russische Soldaten zur Doppel-Falle werden

euc

22.5.2023

blue News erklärt:  Was von Bachmut übrig bleibt

blue News erklärt: Was von Bachmut übrig bleibt

Hat die russische Armee Bachmut nun erobert? Hat sich der Aufwand für den Kreml gelohnt? Und wo werden Moskaus Kräfte danach zuschlagen? blue News erklärt dir in eineinhalb Minuten, was Sache ist.

22.05.2023

Die ostukrainische Stadt Bachmut wurde grösstenteils von russischen Soldaten eingenommen. Doch die russischen Streitkräfte kriegen Probleme: Ihnen droht eine Gegenoffensive – und die Einkesselung.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Russische Soldaten haben grosse Teile der ukrainischen Stadt Bachmut eingenommen.
  • Doch den russischen Streitkräften droht eine Doppel-Falle.
  • Einerseits beginnt die Ukraine offenbar mit einer Gegenoffensive in der Hafenstadt Berdiansk.
  • Andererseits unternimmt das ukrainische Militär den Versuch, die russischen Soldaten in Bachmut einzukesseln. 

Hat Russland die ukrainische Stadt Bachmut eingenommen oder nicht? Die Frage kann aktuell wegen unübersichtlicher Lage kaum eindeutig beantwortet werden. Moskau und Kiew machen gegenteilige Angaben. Doch eine russische Einnahme Bachmuts hat Folgen – für Russland.

Militäranalysten sagen laut der «New York Times», dass der Truppen-Nachschub nach Bachmut die Fähigkeit der russischen Streitkräfte schwächen wird, die ukrainische Gegenoffensive andernorts abzuwehren. Denn das russische Militär muss weiterhin Verstärkung zur Verteidigung der Stadt schicken.

Russland schickt mehr Soldaten nach Bachmut

Das britische Verteidigungsministeriums schätzt ein, dass Russland «mehrere Bataillone zur Verstärkung» seiner Truppen nach Bachmut verlegt. Dieser Einsatz sei ein «bemerkenswertes Engagement» für die stark beanspruchten russischen Kampftruppen in der Ukraine.

Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Nähe von Bachmut ab.
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Nähe von Bachmut ab.
LIBKOS/AP/dpa

Die ukrainischen Kommandeure haben derweil erklärt, ihr Ziel in Bachmut sei es gewesen, die russische Armee in einem langwierigen Kampf in die Enge zu treiben. Dabei sollten so viele Soldaten wie möglich getötet werden.

Ukraine schindet Zeit

Vor allem aber sollte der Ukraine Zeit verschafft werden. Das Ziel war es, eine breitere Gegenoffensive vorzubereiten und aufzurüsten. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Ukraine nun doch Kampfjets des amerikanischen Typs F-16 erhält.

Eine russische Einnahme von Bachmut «wird eigentlich nichts bedeuten», prognostizierte Oberst Serhiy Hrabsky, ein Kommentator des Krieges für die ukrainischen Nachrichtenmedien.

Auch Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj erinnerte zuletzt daran, dass die Stadt in Schutt und Asche liegt. In der Stadt waren früher mehr als 70’000 Menschen zuhause. Heute harren dort nur noch wenige Zivilisten aus.

Kampf um Bachmut geht weiter

Tatsächlich wird die Kontrolle der Stadt Russland nicht unbedingt helfen, das grössere erklärte Ziel – die Eroberung der gesamten Ostregion des Donbass – zu erreichen. Denn die Kämpfe um die Stadt sollen weitergehen. Die Ukraine plant, die russischen Streitkräfte, wenn sie Bachmut besetzen, mit Artillerie zu beschiessen. So lange, wie es geht.

Russland verkündet Eroberung Bachmuts, Ukraine widerspricht

Russland verkündet Eroberung Bachmuts, Ukraine widerspricht

Das ukrainische Militär ist nach eigenen Angaben nahe der Stadt Bachmut im Osten des Landes weiter vorgerückt. Moskau dagegen hatte noch am Samstag die Eroberung der seit Monaten schwer umkämpften und fast völlig zerstörten Stadt verkündet.

22.05.2023

So heisst es nun aus der Ukraine: «Unsere Soldaten halten Befestigungsanlagen und einige Räumlichkeiten im Südwesten der Stadt». Das sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. 

Gegenoffensive startet bei Berdiansk

Und während Russland um Bachmut kämpft, startet das ukrainische Militär am Sonntag Gegenangriffe. So wurde in der Nacht ein Angriff auf die von Russland besetzte Hafenstadt Berdiansk unternommen.

Es wird als der jüngste Versuch gewertet, besetzte Gebiete im Süden des Landes anzugreifen – und womöglich zurückzuerobern. 

Mögliche Einkesselung in Bachmut 

Doch ein weiteres Problem erwartet die russischen Streitkräfte in Bachmut. Generaloberst Oleksandr Syrskyj, Befehlshaber der Bodentruppen der Streitkräfte der Ukraine, erklärt auf Telegram, dass seine Einheiten die Stadt strategisch einkreisen.

Der Plan ist es offenbar, den russischen Soldaten eine Falle zu stellen: «Wir rücken weiter entlang der Flanken in den Vororten von Bachmut vor und stehen tatsächlich kurz davor, die Stadt taktisch einzukesseln.» Kommt es zur Einkesselung könnte Russland alle verbliebenen Soldaten in Bachmut verlieren.