AfghanistanBericht: Mädchen und Frauen in Afghanistan zunehmend schutzlos
SDA
6.12.2021 - 01:17
Weibliche Opfer von Gewalt bekommen in Afghanistan laut Amnesty International (AI) seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban kaum noch Hilfe.
Keystone-SDA
06.12.2021, 01:17
SDA
Unterstützungsnetzwerke für Überlebende von Gewalt in Beziehungen oder Zufluchtsorte wie Frauenhäuser seien so gut wie verschwunden, heisst es in einem von der Menschenrechtsorganisation am Montag veröffentlichten Bericht.
Demnach schlossen die Taliban einerseits Frauenhäuser und entliessen gleichzeitig Häftlinge aus den Gefängnissen, von denen viele wegen geschlechtsspezifischer Gewaltdelikte verurteilt waren. Ehemalige Bewohnerinnen von Frauenhäusern sowie Mitarbeiter von Schutzeinrichtungen sowie an den Schutzdiensten beteiligte Anwälte, Richter oder Regierungsbeamte, seien nun in Gefahr.
Die Frauenhäuser hätten Frauen und Mädchen zu ihren Familien zurückschicken müssen, andere Opfer seien von ihren Familienmitgliedern gewaltsam weggebracht worden, heisst es in dem Bericht weiter. Wieder andere seien seither auf der Strasse gelandet.
Die Taliban hätten kein Verfahren, wie mit derartigen Fällen umzugehen sei, sagte eine Psychologin einer Schutzeinrichtung dem Bericht zufolge. Taliban-Sprecher Suhail Schahin sagte AI, dass es im Islam keinen Platz für Gewalt gegen Mädchen und Frauen gebe. Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt seien, könnten sich an die Gerichte wenden.
AI-Generalsekretärin Agnès Callamard forderte die Taliban auf, die Wiedereröffnung von Notunterkünften zu gestatten und zu unterstützen. Die internationale Gemeinschaft solle solche Schutzdienste zudem sofort und langfristig finanzieren.
In Afghanistan erleben UN-Angaben zufolge neun von zehn Frauen in ihrem Leben mindestens eine Form von Gewalt in der Partnerschaft. Vor der militärischen Machtübernahme der Taliban Mitte August wandten sich jährlich Tausende Frauen an ein landesweites Netz von Frauenhäusern und Dienstleistern, die sie mit Rechtsberatung, Anwälten, medizinischen oder psychosozialer Hilfe unterstützten.
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