Eine heisse Spur?Gegenstände von vermisstem Duo in Brasilien gefunden
dpa
13.6.2022 - 07:59
Seit einer Woche suchen Einsatzkräfte im Amazonas-Gebiet nach einem britischen Journalisten und einem indigenen Experten. Nun sind Taucher in der abgelegenen Region auf Gegenstände der Vermissten gestossen.
13.06.2022, 07:59
13.06.2022, 08:34
Bei der Suche nach dem vermissten Indigenen-Experten Bruno Araújo Pereira und dem britischen Journalisten Dom Phillips haben Einsatzkräfte in Brasilien eine mögliche heisse Spur. Taucher fanden im abgelegenen Amazonasgebiet, wo das Duo vor einer Woche verschwunden sei, am Sonntag einen Rucksack und einen Laptop gefunden. Die Polizei erklärte am Sonntagabend, die Gegenstände seien den beiden Vermissten zugeordnet worden. Dazu zählten eine Gesundheitskarte und Kleidungsstücke von Pereira.
Beamte der brasilianischen Bundespolizei hatten die Gegenstände zuvor nach Atalaia do Norte gebracht. Der nun Phillips zugeordnete Rucksack sei an einem halb im Wasser versunkenen Baum angebunden gewesen, sagte ein Mitglied der örtlichen Feuerwehr vor Reportern in Atalaia do Norte, der nächstgelegenen Stadt im Suchgebiet. Zum Ende der aktuellen Regenzeit kommt es in der Region zu Überschwemmungen, Teile des Regenwalds stehen daher unter Wasser.
Die Behörden in Brasilien stehen unter gewaltigem Druck, Phillips und seinen Begleiter Pereira ausfindig zu machen. Zahlreiche Prominente verlangen, die Suche zu forcieren.
Zuletzt gesehen wurden die Männer am 5. Juni im schwer zugänglichen Vale do Javari, dem zweitgrössten indigenen Territorium Brasiliens. Sie befanden sich mit einem Boot auf dem Fluss Itaquai auf dem Rückweg nach Atalaia do Norte, kamen dort aber nicht an.
In der Gegend des Verschwindens wird illegal gefischt
In der Gegend kam es in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen Fischern, Wilderern und Regierungsmitarbeitern. Nach Behördenangaben ergaben die Ermittlungen zum Verschwinden der beiden Männer Hinweise auf ein internationales Netz, das arme Fischer für illegalen Fischfang im Vale do Javari bezahlt. Vor allem einer der weltweit grössten Süsswasserfische mit Schuppen, der Arapaima, ist eine begehrte Beute. Er wiegt bis zu 200 Kilogramm und wird bis nach Kolumbien und Peru verkauft.
Begleiter der beiden Männer sagten, dass diese einen Tag vor ihrem Verschwinden von einer Gruppe von Fischern mit vorgehaltener Waffe bedroht worden seien. Einer der Fischer soll Amarildo da Costa de Oliveira gewesen sein. Dessen Familie versicherte, der Mann habe nicht mit einem Gewehr, sondern mit einem Ruder gedroht, weil er sich von bewaffneten Indigenen bedroht gefühlt habe, die Phillips und Pereira begleiteten. Vorwürfe, da Costa de Oliveira habe dort illegal gefischt, wies sie zurück.
Die Bundespolizei hat erklärt, sie habe in da Costa de Oliveiras Boot Blut gefunden, das analysiert werde. Ausserdem sei in der Nähe von Atalaia do Norte im Itaquai menschliches Gewebe entdeckt worden. Die Familie des Verdächtigen erklärte, das Blut stamme vermutlich von einem Schwein, das dieser einige Tage vor seiner Festnahme geschlachtet habe. Er war der bislang Einzige, der in dem Fall festgenommen worden ist und wurde in einer Polizeistation in Atalaia do Norte festgehalten.
Der 57-jährige Phillips berichtet seit mehr als zehn Jahren aus Brasilien, unter anderem war er für die Zeitungen «Guardian» und «Washington Post» als freier Journalist tätig. Zuletzt arbeitete er an einem Buch über die Erhaltung des Amazonasgebiets. Der 41 Jahre alte Pereira steht seit Langem im Vale do Javari im Dienst der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten. Er betreute deren Regionalbüro und war für die Verwaltung isolierter indigener Gruppen zuständig. Dann nahm sich Pereira eine Auszeit, um örtlichen Indigenen zu helfen, sich gegen illegal tätige Fischer und Wilderer zu verteidigen. Seit Jahren wird der Funktionär und Experte wegen seiner Arbeit bedroht.
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