USA Biden trifft Angehörige am Jahrestag von George Floyds Tod

dpa/sda/toko

25.5.2021 - 21:38

Gianna Floyd, die Tochter George Floyds, verlässt das Weisse Haus nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden.
Gianna Floyd, die Tochter George Floyds, verlässt das Weisse Haus nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden.
AP Photo/Evan Vucci/Keystone

US-Präsident Biden kommt mit den Hinterbliebenen von George Floyd zusammen, dessen gewaltsamer Tod sich nun zum ersten Mal jährt. Biden mahnt weitere Massnahmen gegen Rassismus an – und plant vor diesem Hintergrund selbst einen symbolträchtigen Besuch.

Keystone-SDA, dpa/sda/toko

Ein Jahr nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz ist US-Präsident Joe Biden mit Angehörigen des Opfers zusammengekommen. Das Weisse Haus teilte mit, an dem Treffen in Washington am Jahrestag von Floyds Tod habe auch Vizepräsidentin Kamala Harris teilgenommen, die erste Schwarze in dem Amt. Biden zeigte sich bereits vor dem rund einstündigen Gespräch hinter verschlossenen Türen im Weissen Haus beeindruckt vom «aussergewöhnlichen Mut» der Familie. Die Verurteilung des weissen Polizisten Derek Chauvin wegen Floyds Tod im vergangenen Monat «war ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit – aber wir können nicht dabei stehen bleiben», schrieb der Präsident auf Twitter. «Wir müssen handeln.»

Floyds Tod am 25. Mai 2020 in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota hatte in den USA Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst, die über Monate anhielten. Biden war damals Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten. Er hat den Kampf gegen Rassismus zu einem der zentralen Anliegen seiner Amtszeit erklärt.

Das Weisse Haus kündigte am Dienstag eine Reise Bidens nach Tulsa im Bundesstaat Oklahoma am 1. Juni an, dem Jahrestag eines rassistischen Pogroms in der Stadt. Vor genau 100 Jahren hatten dort Mobs weisser Angreifer unzählige von Schwarzen betriebene Unternehmen zerstört, Hunderte Häuser gingen in Flammen auf. Dutzende Schwarze wurden getötet, Hunderte verletzt.



Biden setzt sich auch für ein nach George Floyd benanntes Gesetz für Polizeireformen ein. Den Kongress hatte er vergeblich aufgefordert, das Gesetz spätestens zum Jahrestag von Floyds Tod zu verabschieden. Das von Bidens Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus hat den Gesetzesentwurf zwar im März verabschiedet. Im Senat sind die Demokraten aber auf die Stimmen mehrerer Republikaner angewiesen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte am Dienstag, Biden lasse den Verhandlungsführern im Kongress «Zeit und Raum» für ihre Gespräche über das Gesetz. Sie verwies auf Fortschritte bei den Verhandlungen.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass die Bundesregierung Anreize für das Verbot von Würgegriffen bei Polizeieinsätzen schafft. Die Immunität von Polizisten soll eingeschränkt werden, um Strafverfolgung nach unzulässiger Gewaltanwendung zu erleichtern. Ausserdem soll unter der Ägide des Justizministeriums eine nationale Datenbank für polizeiliches Fehlverhalten aufgebaut werden. Damit soll erschwert werden, dass gewalttätige Polizisten nach einer Entlassung bei anderen Polizeibehörden anheuern.

Wegen der Tötung Floyds wurde der Polizist Chauvin im April in einem Verfahren in Minneapolis unter anderem wegen Mordes zweiten Grades schuldig gesprochen. Das Strafmass wurde noch nicht verkündet. Der Prozess gegen drei mutmassliche Komplizen Chauvins soll im März kommenden Jahres beginnen. Auf Videos ist dokumentiert, wie Chauvin vor einem Jahr sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals presste, während der 46-Jährige flehte, ihn atmen zu lassen.