Schweiz Bischof kritisiert Sterbehilfe-Vermarktung

SDA

19.5.2018 - 04:24

Der Bischof des Bistums Basel, der Luzerner Felix Gmür. (Archivbild)
Der Bischof des Bistums Basel, der Luzerner Felix Gmür. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Der Basler Bischof Felix Gmür hat den aufsehenerregenden Freitod eines 104-jährigen Australiers letzte Woche in der Schweiz kritisiert. Die Vermarktung der Selbsttötung sei "zynisch", sagte Gmür in einem Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende" vom Samstag.

Einer komme in die Schweiz, um sich selbst umzubringen, und das werde als Freiheitsrecht vermarktet, kritisierte Gmür. Dass man aus der Selbsttötung ein Geschäftsmodell mache, finde er skandalös. Den Menschen an sich kenne er aber nicht und könne nicht über ihn urteilten.

Der öffentlichkeitswirksame Abtritt des renommierten australischen Botanikers in Basel setzte für den Bischof ein falsches Zeichen. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Arbeitslose oder Pensionierte auf gesellschaftlichen Druck hin meinten, keine Existenzberechtigung mehr zu haben, sagte Gmür.

Die Schweizer Bischofskonferenz lehnt Sterbehilfe respektive konkret die Beihilfe zum Suizid kategorisch ab. Sie setze einen menschlichen Entschluss an die Stelle des Vertrauens auf Gott und beraube das menschliche Sterben seiner grössten christlichen Würde, hält ein Pastoralschreiben zum Thema von 2002 fest. Die Bischöfe warnen vor Nachahmungseffekten und einer Banalisierung des Todes.

Der australische Botaniker David Goodall wollte wegen seiner Altersgebrechen nicht mehr länger leben und war vergangene Woche für eine tödliche Infusion in die Schweiz gereist, wo Sterbehilfe im Gegensatz zu anderen Ländern erlaubt ist. Mit seinem Schritt wollte er auch eine Diskussion über den würdevollen Abschied vom Leben anstossen.

Bei der grössten Schweizer Sterbehilfeorganisation Exit (Deutsche Schweiz) waren im letzten Jahr 734 Menschen aus dem Leben geschieden - rund 1,5 Prozent der jährlichen Todesfälle in der Schweiz. 60 Prozent der Betroffenen waren Frauen und 40 Prozent Männer. Das Durchschnittsalter der begleiteten Menschen lag bei 78,1 Jahren.

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