Blockiertes GeldBerlusconis Affären zogen ihre Kreise bis in die Schweiz
om, sda
12.6.2023 - 13:16
Er litt an Leukämie: Berlusconi im Alter von 86 Jahren gestorben
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Über Jahrzehnte prägte er das öffentliche Leben – nicht nur als Politiker, sondern auch als Medienmogul und Eigentümer des Fussballvereins AC Mailan
12.06.2023
Die Skandale von Silvio Berlusconi beschäftigten auch die Schweiz. Im Zuge der sogenannten Mediaset-Affäre ergingen rund zwanzig Rechtshilfegesuche. Die Bundesanwaltschaft ermittelte schliesslich selbst wegen Geldwäscherei.
Keystone-SDA, om, sda
12.06.2023, 13:16
SDA
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren im Spital gestorben.
Italiens Ex-Premier war auch bekannt für zahlreiche Affären und Skandale. Einige beschäftigten auch die Schweiz.
In der sogenannten Mediaset-Affäre blockierte die Bundesanwaltschaft hohe Millionenbeträge um Berlusconis Mediengruppe.
Sie eröffnete im Jahr 2005 schliesslich eine eigene Untersuchung wegen Geldwäscherei.
Das Verfahren wurde im September 2011 indes eingestellt.
Mit seinen vielen Affären und Skandalen beschäftigte der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi auch die Schweiz. So blockierte die Bundesanwaltschaft in der Mediaset-Affäre um die Mediengruppe des TV-Zars hohe Millionenbeträge. Auch mit Steuerversprechen irritierte er.
In der Mediaset-Affäre wurde Berlusconi 2012 erstinstanzlich zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Drei wurden ihm erlassen. Nach einem höchstinstanzlichen Freispruch zweier am Schluss noch übriggebliebener Angeklagter gab die Bundesanwaltschaft 2016 auf Schweizer Konten blockierte Gelder von 140 Millionen Dollar wieder frei.
Berlusconis Mediaset-Gruppe war vorgeworfen worden, Filmrechte zu überhöhten Preisen gekauft haben, um Schwarzgeld auf geheimen Bankkonten zu hinterlegen. Zur Verschleierung der Transaktionen hatte Mediaset der Anklage zufolge ein komplexes Netzwerk von Offshore-Gesellschaften geschaffen.
Dabei führten auch Spuren in die Schweiz. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte die Schweiz erstmals 1996 um Rechtshilfe ersucht. In den Jahren darauf folgten rund zwanzig weitere Rechtshilfegesuche an die Schweiz.
Das Leben von Silvio Berlusconi in Bildern
Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten und einer Hausfrau geboren. Er studierte Jura und verdingte sich als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen.
Bild: KEYSTONE
Sein Aufstieg begann in den 60er Jahren in der Baubranche. In den 70er und 80er Jahren entdeckte er dann den Fernsehmarkt für sich. Er gründete eigene TV-Sender, die er später zum Einstieg in die Politik nutzte.
Bild: Keystone
Dass er in jener Zeit auch den AC Mailand kaufte und diesen bis an die Spitze des europäischen Fussballs hievte, bestärkte 1994 viele in der Ansicht, dass Berlusconi ein Gewinner und Retter Italiens sei. Im Bild: Berlusconi (rechts) im Jahr 2007 nach einem Triumpf des AC Milan.
Bild: KEYSTONE
Der damals 57-Jährige siegte nur zehn Wochen nach der Gründung der Partei Forza Italia 1994 bei den Parlamentswahlen und formte seine erste Mitte-Rechts-Regierung.
Bild: KEYSTONE
Von 2001 bis 2006 und von 2008 bis 2011 stand Berlusconi drei weiteren Regierungen vor, ehe nach dem Rekord von insgesamt 3340 Tagen seine Zeit im Palazzo Chigi vorbei war. Kurz davor war bereits bekannt geworden, dass der verheiratete Mann junge Frauen zu privaten Feiern in seine Villa einlud – der Begriff «Bunga Bunga» war geboren.
Bild: KEYSTONE
Kurz davor war bereits bekannt geworden, dass der verheiratete Mann junge Frauen zu privaten Feiern in seine Villa einlud – der Begriff «Bunga Bunga» war geboren. Im Bild: Berlusconi im Jahr 2013
Bild: KEYSTONE
Noch wuchtiger als alle Sexskandale war die Finanzkrise, wegen der Italien just unter Ministerpräsident Berlusconi an den Rand des Staatsbankrotts schlitterte. Auf Druck internationaler Partner – und auch von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel – musste er Ende 2011 zurücktreten.
Bild: KEYSTONE
Eine weitere Demütigung folgte 2013, als er wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde. Er wurde aus dem Parlament und in den Jahren danach grundsätzlich von politischen Ämtern ausgeschlossen.
Bild: KEYSTONE
Erst zur Europawahl 2019 durfte er wieder antreten und schaffte den Einzug in das EU-Parlament. Dort blieb er bis Oktober 2022, als er in den italienischen Senat – die kleinere der zwei Parlamentskammern – gewählt wurde.
Bild: KEYSTONE
Den Traum, Staatspräsident zu werden, hatte er Anfang 2022 begraben müssen. Was wäre das für eine Pointe gewesen: Silvio Berlusconi als oberster Repräsentant Italiens in der Welt, der das Parlament auflösen, Regierungschefs beauftragen oder ablehnen darf!
Bild: KEYSTONE
Das höchste Amt im Staat hätte zum Selbstverständnis dieses Mannes gepasst, der Dreistigkeit zur Tugend erhob und das Frauenbild in Italien mit sexistischen Bemerkungen nachhaltig zerstörte, wie Kritiker sagten. «Es gibt niemanden auf der Welt, der so tun kann, als könne er mit mir mithalten», sagte Berlusconi einmal über sich selbst. Im Bild: Berlusconi mit unbekannten Frauen im Jahr 2004.
Bild: KEYSTONE
In puncto Unterhaltungswert könnte das stimmen. Berlusconi sorgte in seiner langen Karriere für etliche teils kuriose, teils empörende Momente: 2009 etwa brüskierte er Merkel beim Nato-Gipfel in Kehl, als er aus dem Auto stieg und dann mit dem Handy am Ohr minutenlang am Rheinufer entlang spazierte, statt die verblüffte Gastgeberin zu begrüssen.
Bild: KEYSTONE
Den Spielern seines neuen Vereins AC Monza versprach er Ende 2022 bei einer Weihnachtsfeier einen Bus voller Prostituierter, wenn diese gegen Topteams wie Juventus oder Milan gewinnen.
Bild: KEYSTONE
Im Ausland schüttelten viele den Kopf über Berlusconi, etwa nach dem russischen Angriff auf die Ukraine fiel der Italiener gleich mehrmals mit Kommentaren auf, in denen er Verständnis für den guten Freund Wladimir Putin zeigte. Im Bild: Berlusconi (links) um Jahr 2003 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei Moskau.
Bild: KEYSTONE
2010 hatte Silvio Berlusconi am Rande eines EU-Gipfels einmal so sein Lebensmotto formuliert: «Ich bin ein fröhlicher Mensch, ich liebe das Leben und die Frauen. Niemand wird mich dazu bringen, meinen Lebensstil zu ändern, ich bin stolz darauf.» Im Bild: Silvio Berlusconi begrüsst bei einem Anlass im Jahr 1986 zwei Frauen.
Bild: KEYSTONE
Das Leben von Silvio Berlusconi in Bildern
Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten und einer Hausfrau geboren. Er studierte Jura und verdingte sich als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen.
Bild: KEYSTONE
Sein Aufstieg begann in den 60er Jahren in der Baubranche. In den 70er und 80er Jahren entdeckte er dann den Fernsehmarkt für sich. Er gründete eigene TV-Sender, die er später zum Einstieg in die Politik nutzte.
Bild: Keystone
Dass er in jener Zeit auch den AC Mailand kaufte und diesen bis an die Spitze des europäischen Fussballs hievte, bestärkte 1994 viele in der Ansicht, dass Berlusconi ein Gewinner und Retter Italiens sei. Im Bild: Berlusconi (rechts) im Jahr 2007 nach einem Triumpf des AC Milan.
Bild: KEYSTONE
Der damals 57-Jährige siegte nur zehn Wochen nach der Gründung der Partei Forza Italia 1994 bei den Parlamentswahlen und formte seine erste Mitte-Rechts-Regierung.
Bild: KEYSTONE
Von 2001 bis 2006 und von 2008 bis 2011 stand Berlusconi drei weiteren Regierungen vor, ehe nach dem Rekord von insgesamt 3340 Tagen seine Zeit im Palazzo Chigi vorbei war. Kurz davor war bereits bekannt geworden, dass der verheiratete Mann junge Frauen zu privaten Feiern in seine Villa einlud – der Begriff «Bunga Bunga» war geboren.
Bild: KEYSTONE
Kurz davor war bereits bekannt geworden, dass der verheiratete Mann junge Frauen zu privaten Feiern in seine Villa einlud – der Begriff «Bunga Bunga» war geboren. Im Bild: Berlusconi im Jahr 2013
Bild: KEYSTONE
Noch wuchtiger als alle Sexskandale war die Finanzkrise, wegen der Italien just unter Ministerpräsident Berlusconi an den Rand des Staatsbankrotts schlitterte. Auf Druck internationaler Partner – und auch von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel – musste er Ende 2011 zurücktreten.
Bild: KEYSTONE
Eine weitere Demütigung folgte 2013, als er wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde. Er wurde aus dem Parlament und in den Jahren danach grundsätzlich von politischen Ämtern ausgeschlossen.
Bild: KEYSTONE
Erst zur Europawahl 2019 durfte er wieder antreten und schaffte den Einzug in das EU-Parlament. Dort blieb er bis Oktober 2022, als er in den italienischen Senat – die kleinere der zwei Parlamentskammern – gewählt wurde.
Bild: KEYSTONE
Den Traum, Staatspräsident zu werden, hatte er Anfang 2022 begraben müssen. Was wäre das für eine Pointe gewesen: Silvio Berlusconi als oberster Repräsentant Italiens in der Welt, der das Parlament auflösen, Regierungschefs beauftragen oder ablehnen darf!
Bild: KEYSTONE
Das höchste Amt im Staat hätte zum Selbstverständnis dieses Mannes gepasst, der Dreistigkeit zur Tugend erhob und das Frauenbild in Italien mit sexistischen Bemerkungen nachhaltig zerstörte, wie Kritiker sagten. «Es gibt niemanden auf der Welt, der so tun kann, als könne er mit mir mithalten», sagte Berlusconi einmal über sich selbst. Im Bild: Berlusconi mit unbekannten Frauen im Jahr 2004.
Bild: KEYSTONE
In puncto Unterhaltungswert könnte das stimmen. Berlusconi sorgte in seiner langen Karriere für etliche teils kuriose, teils empörende Momente: 2009 etwa brüskierte er Merkel beim Nato-Gipfel in Kehl, als er aus dem Auto stieg und dann mit dem Handy am Ohr minutenlang am Rheinufer entlang spazierte, statt die verblüffte Gastgeberin zu begrüssen.
Bild: KEYSTONE
Den Spielern seines neuen Vereins AC Monza versprach er Ende 2022 bei einer Weihnachtsfeier einen Bus voller Prostituierter, wenn diese gegen Topteams wie Juventus oder Milan gewinnen.
Bild: KEYSTONE
Im Ausland schüttelten viele den Kopf über Berlusconi, etwa nach dem russischen Angriff auf die Ukraine fiel der Italiener gleich mehrmals mit Kommentaren auf, in denen er Verständnis für den guten Freund Wladimir Putin zeigte. Im Bild: Berlusconi (links) um Jahr 2003 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei Moskau.
Bild: KEYSTONE
2010 hatte Silvio Berlusconi am Rande eines EU-Gipfels einmal so sein Lebensmotto formuliert: «Ich bin ein fröhlicher Mensch, ich liebe das Leben und die Frauen. Niemand wird mich dazu bringen, meinen Lebensstil zu ändern, ich bin stolz darauf.» Im Bild: Silvio Berlusconi begrüsst bei einem Anlass im Jahr 1986 zwei Frauen.
Bild: KEYSTONE
2005 eröffnete die Bundesanwaltschaft eine eigene Untersuchung wegen Geldwäscherei. Das Verfahren wurde aber im September 2011 eingestellt. Ein grosser Teil der Anklagepunkte war verjährt.
Verunsicherung bei Steuerabkommen
Wegen Wahlversprechens Berlusconis verzögerte sich 2013 auch ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Italien. Der TV-Unternehmer versprach damals die Abschaffung einer unbeliebten Immobiliensteuer und eine Steueramnestie. Die Schweiz hätte Italien nach seinen Worten in einem ersten Schritt rund 20 Milliarden Euro überweisen müssen und danach jährlich fünf Milliarden.
Die damalige Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf bezeichnete ein Inkrafttreten des damals in der Verhandlung steckenden Abkommens 2015 als schwierig. Es wurde schliesslich doch noch 2015 unterzeichnet – allerdings nicht mit einer Regierung unter Berlusconi.