Amazonas-Streit Bolsonaro tritt gegen Macron nach – und gegen dessen Frau

sda/AFP/DPA/phi

26.8.2019

Emmanuel Macron habe beim G7-Gipfel die Amazonas-Waldbrände nur deshalb thematisiert, weil Jair Bolsonaro so eine junge, schöne Frau habe – meint jedenfalls der brasilianische Präsident selbst.

Nach dem Streit um die Thematisierung der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet beim G7-Gipfel in Biarritz hat die brasilianische Regierung mit üblen Kommentaren gegen Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und dessen Frau Brigitte nachgetreten.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro machte sich am Sonntag einen Facebook-Beitrag zu eigen, in dem ein Nutzer über das Äussere von Frankreichs Première dame herzog und die Differenzen zwischen Macron und Bolsonaro mit dem «Neid» des französischen Präsidenten auf die junge Frau Bolsonaros erklärte.

Der Nutzer Rodrigo Andreaca hatte in einem Beitrag bei dem Onlinedienst eine unvorteilhafte Aufnahme der 66-jährigen Brigitte Macron neben ein Bild der strahlenden 37-jährigen Gattin Bolsonaros gestellt. Dazu schrieb er: «Versteht ihr jetzt, warum Macron Bolsonaro bedrängt?» Er wette, dass Macron neidisch auf Bolsonaro sei.



Brasiliens Präsident setzte einen belustigten Kommentar unter den Post. «Demütige den Typen nicht», schrieb er. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, ob der Kommentar von Bolsonaro selbst abgegeben wurde, wollte sich ein Sprecher zunächst nicht äussern.

«Opportunistischer Schweinehund»

Macron beklagte sich während des G7-Gipfels über Bolsonaros «sehr respektlosen Äusserungen» über seine Frau Brigitte. «Was kann ich Ihnen sagen?», sagte Macron in Biarritz zu Journalisten. «Das ist traurig, (...) aber es ist traurig vor allem für ihn und für die Brasilianer.»

Brigitte Macron und Ivanka Trump posieren am Wochenende in Biarritz für die Fotografen.
Brigitte Macron und Ivanka Trump posieren am Wochenende in Biarritz für die Fotografen.
Bild: Keystone

Er hoffe, dass die Brasilianer bald einen Präsidenten hätten, dessen Verhalten den Anforderungen entspreche. Macron hatte Bolsonaro bereits unverhohlen vorgeworfen, ihn beim Gipfel der grossen Industrie- und Schwellenländer (G20) in Osaka im Hinblick auf Zusagen zum Umweltschutz angeschwindelt zu haben.

Auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter machte sich überdies Brasiliens Bildungsminister Abraham Weintraub über Macron her. Dieser sei bei den Waldbränden nicht «auf der Höhe». «Er ist nur ein opportunistischer Schweinehund, der die Unterstützung der französischen Agrarlobby sucht.»

Kolonialismus-Vorwurf

Macron hatte wegen der Umweltpolitik Bolsonaros eine Blockade des Freihandelsabkommens mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur angekündigt.

Jair Bolsonaro mit Ehefrau Michelle bei seinem Amtsantritt.
Jair Bolsonaro mit Ehefrau Michelle bei seinem Amtsantritt.
Archivbild: Kreystone

Bereits am Freitag hatte der Sohn des brasilianischen Staatschefs, Eduardo Bolsonaro, bei Twitter ein Video der «Gelbwesten»-Proteste in Frankreich mit dem Kommentar geteilt: «Macron ist ein Idiot.»

Der ultrarechte brasilianische Staatschef hatte sich zuvor mit Blick auf die Brände jegliche Einmischung aus dem Ausland verbeten. Dass Macron beim G7-Gipfel in Abwesenheit der Länder der Amazonas-Region über die Waldbrände sprechen wolle, offenbare eine «kolonialistische Mentalität». Macron wolle eine «innere» Angelegenheit Brasiliens und anderer Staaten im Amazonas-Gebiet politisch «instrumentalisieren».

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