Medizin Botenstoff Serotonin spielt eine Rolle bei Krebs-Rückfall

SDA

2.11.2017 - 11:58

Wien

Blutplättchen und das in ihnen enthaltene Serotonin sind massgeblich am Wiederauftreten von Krebs nach der Operation von Lebertumoren beteiligt. Dieser Botenstoff hat wachstumsfördernde Eigenschaften. Seinen Effekt auf das Rückfallrisiko bei Leberkrebs haben Forscher nun erstmals im Menschen nachgewiesen.

In einer früheren Arbeit aus dem Jahr 2014 konnte die Forschungsgruppe um Patrick Starlinger von der MedUni Wien zeigen, dass höhere Serotoninspiegel in Blutplättchen (Thrombozyten) zu einem besseren klinischen Verlauf nach einer Leberteilentfernung führen. Dies, weil das in den Blutplättchen gespeicherte Serotonin vermutlich die Leberregeneration positiv beeinflusst und somit das Auftreten von Komplikationen vermindert wird.

Basierend darauf stellten Forscher die Hypothese auf, dass ein künstliches Anheben des Serotoninspiegels die Leberregeneration ankurbeln und die Funktion des Organs nach einem solchen Eingriff verbessern könnte. Das wäre hilfreich, da ungefähr zehn bis 20 Prozent der Patienten nach einer Leberteilentfernung an einer akuten Leberdysfunktion leiden und dafür bisher keine adäquate Therapie verfügbar ist.

Nachweis im Mensch fehlte bisher

Serotonin scheint jedoch einen relativ universellen Wachstumsfaktor darzustellen. So gibt es mehrere wissenschaftliche Berichte über eine tumorfördernde Wirkung von Serotonin. Tatsächlich zeigen zahlreiche Publikationen, dass die Haupttumorarten der Leber durch Stimulation mit Serotonin ein erhöhtes Wachstum aufweisen. Allerdings gab es zu diesem Phänomen lediglich experimentelle Daten und ein Beweis im menschlichen Organismus fehlte bisher.

Um den Effekt von Serotonin auf das Tumorwachstum im Menschen zu prüfen, prüften die Wiener Forscher bei Patienten mit Leberresektionen den Serotoninspiegel in den Thrombozyten vor der Operation. Dabei bestätigte sich, dass die Kranken mit besonders niedrigen Serotoninwerten vermehrt an Komplikationen und einem längeren Krankenhausaufenthalt nach der Operation leiden als jene mit besonders hohen Serotoninspiegeln in den Blutplättchen.

Analysierte man aber die Häufigkeit des Wiederauftretens der Tumorerkrankung, zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Während Patienten mit besonders hohen Serotoninspiegeln vermehrt zu einem Rückfall neigen, zeigen jene mit sehr niedrigen Serotoninwerten ein geringeres Risiko.

Zweischneidige Angelegenheit

"Die durch diese Studie gewonnenen Erkenntnisse sind daher von höchster Wichtigkeit für die thrombozytenbasierten Therapie des postoperativen Leberversagens", sagte Starlinger am Donnerstag gemäss einer Mitteilung der MedUni Wien.

"Während ein Anheben der in Thrombozyten enthaltenen Wachstumsfaktoren, wie zum Beispiel von Serotonin, bisher eine attraktive Therapie darstellte, sehen wir nun, dass diese Therapie nicht nur Vorteile bringen kann." Zwar verringere sich das Risiko für postoperative Komplikationen mit steigendem Serotoninspiegel, allerdings steige dabei auch das Risiko, bereits innerhalb des ersten halben Jahres nach der Operation erneut an einem Tumor in der Leber zu erkranken.

"Diese Daten sollen keinesfalls bedeuten, dass eine Therapie des postoperativen Leberversagens basierend auf Thrombozyten oder Serotonin als Ganzes zu verwerfen ist", sagte Starlinger, "vielmehr zeigt diese Studie, dass eine genaue Definition der potenziellen Therapie und die verfügbaren Optionen sorgfältig untersucht werden müssen."

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