Russischer Schattenkrieg Brandstiftungen in Europa – immer mehr Spuren führen nach Moskau

tbz / sda

1.6.2024 - 00:00

Die polnische Regierung macht Russland für den Brand im Einkaufszentrum Marywilska 44 in Warschau verantwortlich. 
Die polnische Regierung macht Russland für den Brand im Einkaufszentrum Marywilska 44 in Warschau verantwortlich. 
Bild: KEYSTONE

Hinter einer Serie von Brandstiftungen und Sabotagen, die in mehreren europäischen Ländern Schlagzeilen gemacht haben, steht laut Informationen westlicher Geheimdienste Russland.

tbz / sda

1.6.2024 - 00:00

Dichter, schwarzer Rauch über Warschau: Vor kurzem stand Polens grösstes Einkaufszentrum urplötzlich in Flammen – der Komplex mit 1'400 Geschäften war gemäss Angaben der polnischen Regierung Ziel eines Sabotageakts geworden.

Zuletzt kam es an zahlreichen Ländern Europas zu ähnlichen Brandstiftungen. So brannte kürzlich ein Lagerhaus im Industriegebiet von Leyton im Osten Londons und eine IKEA-Filiale in Litauen.

Europäische und US-amerikanische Geheimdienste gehen davon aus, dass hinter den zahlreichen Bränden in Deutschland, Polen, den baltischen Republiken und Grossbritannien russische Drahtzieher stecken.

Nach Angaben des britischen «Guardian» wurden die Anschläge von der Regierung in Moskau angeordnet, koordiniert und finanziert, um die Unterstützung der westlichen Demokratien für die Ukraine zu destabilisieren.

Ein «Schattenkrieg» gegen Europa

Aber nicht nur die Brände geben Anlass zur Sorge, sondern auch antisemitische Schmierereien am Holocaust-Mahnmal in Paris und Sabotageversuche an mehreren Militäreinrichtungen in Bayern. Den Verdacht der Geheimdienste teilen auch einige europäische Politiker und äusserten sich öffentlich.

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas erklärte, Russland führe einen «Schattenkrieg» gegen Europa, während ihr polnischer Amtskollege Donald Tusk die Verhaftung von 12 Personen wegen «Schlägereien, Brandstiftung und versuchter Brandstiftung» ankündigte, die im Auftrag der russischen Dienste begangen worden seien.

Die russischen Geheimdienste sollen dabei nicht selber Hand angelegt, sondern vielmehr Profis «aus der kriminellen Welt» angeheuert haben. Zu den in Polen Verhafteten gesellt sich ein Brite, der beschuldigt wird, den Londoner Lagerhausbrand geplant zu haben, und der angeblich vom russischen Geheimdienst rekrutiert worden war.

Aufräumarbeiten nach dem Grossbrand im Einkaufszentrum Marywilska 44 in Warschau.
Aufräumarbeiten nach dem Grossbrand im Einkaufszentrum Marywilska 44 in Warschau.
Bild: KEYSTONE

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war er an «Aktionen gegen ukrainische Unternehmen zum Nutzen des russischen Staates» beteiligt.

Eine ernstzunehmende Bedrohung

Die Befürchtungen, dass diese Anschläge das Werk Russlands sind, gehen so weit, dass das Thema am 28. Mai auf einem EU-Verteidigungsgipfel in Brüssel angesprochen wurde, an dem die Aussen- und Verteidigungsminister teilnahmen.

Ein Minister, der, wie der Guardian berichtete, anonym bleiben wollte, sagte, er sei zutiefst besorgt über die «physische Sabotage, die von russischen Agenten organisiert, finanziert und durchgeführt» würde.

Am Rande des Treffens erklärte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur, sein Land sei bereits seit einiger Zeit Opfer russischer Sabotage. «Sie haben zehn Personen angeheuert, um das Auto des Innenministers und das eines Journalisten anzugreifen», sagte er und bezog sich dabei auf einen Vorfall im vergangenen Februar, als die Scheiben der Autos von Innenminister Lauri Läänemets und eines Reporters mutwillig zerstört wurden.

«Dies ist das normale Verhalten Russlands, das sich zunehmend aggressiv gegenüber den europäischen Ländern und der NATO verhält», schloss Pevkur.

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tbz / sda